Acoustic Colour grooven die Schreinerei der Kammgarn Kaiserslautern
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Schnell rein in die warme Stube – oder besser gesagt: in die Schreinerei der Kammgarn Kaiserslautern. Während am 15.02.205 draußen die Temperaturen klirren, sorgt drinnen die Formation Acoustic Colour dafür, dass es niemandem kalt wird. Der gemütliche Nebenraum der Kammgarn ist nahezu voll. Auch der Geschäftsführer Richard Müller ist dazugekommen und nimmt auf einem Barhocker in der hinteren Reihe Platz. An den kleinen Tischgruppen sitzend, im stilvollen Ambiente und im gedämpften Licht, spürt man die Vorfreude auf den Auftritt des Jazz- und Pop-Quintetts.
Gerade bekommen die Gäste noch ihre Getränke serviert, als das Licht auf der Bühne angeht und die Bandmitglieder von Acoustic Colour ihren Platz einnehmen. Tina Skolik (Gesang), Martin Müller (Kontrabass), Philipp Huchzermeier (Tasten), Matthias Kurz (Perc/Drums) sowie der Saxophonist Uwe Bayerle eröffnen unter Beifall mit dem The-Beatles-Cover „Got To Get You Into My Life“. Die Setlist umfasst viele bekannte Songs, darunter der Queen-Hit „Don’t Stop Me Now“ oder „Ain’t No Mountain High Enough“ von Ashford & Simpson. Die Akustikband, die ohne Gitarre auskommt, verleiht den berühmten Liedern ihren eigenen Stil – mal soulig, mal jazziger. Sie lässt geradezu ein neues Werk entstehen. So wird AC/DCs Hardrock-Klassiker „Back In Black“, der ursprünglich von den markanten Gitarrenriffs von Angus Young dominiert und durch Brian Johnsons klirrend-raue Stimme druckvoll geprägt wird, in ein ruhiges Soul-Arrangement mit viel Gefühl transferiert. Genau das macht Acoutic Colour aus – und genau das ist es, was die Zuhörer in der Kammgarn begeistert.
Im Fokus steht vor allem die stimmgewaltige Sängerin. Tina versteht es, das Publikum sowohl mit kurzweiligen Anekdoten zwischen den Liedern zu unterhalten als auch mit ihrer voluminösen Stimme zu fesseln. Kraftvolle Gesangseinlagen meistert sie ebenso souverän wie emotionale Passagen, die unter die Haut gehen – und das, obwohl sie am Tag zuvor nach der Probe um ihre Stimme bangte. Neben ihr sorgt Uwe mit seinem Saxofon immer wieder für Highlights. Bei Stings „Englishman In New York“ und „Baker Street“ von Gerry Rafferty begeistert der Saxofonist die Schreinerei und erntet dafür Szenenapplaus. Auf der anderen Seite groovt Martin am E-Bass, den er zwischendurch für Songs wie „50 Ways To Leave Your Lover“ oder „Sunday Morning“ von Maroon 5 gegen einen mächtigen Kontrabass eintauscht. Auch dem Mikrofon scheint er nicht abgeneigt zu sein, und streut zeitweise einen flotten Spruch ein. Hinter ihm bearbeitet das neuste Mitglied die Felle. Seit einem Jahr sitzt Matthias an den Drums. Mal gefühlvoll mal mit ordentlich Druck gibt der smarte Schlagzeuger den Rhythmus an, was er eindrucksvoll mit seinem Solo bei „A Horse With No Name“ von America unter Beweis stellt. Hinter dem weißen Flügel brilliert Philipp an den Tasten. Bei den Interpretationen „Je Veux“ von ZAZ oder bei „Better Than Anything“ von Carla Cook zeigt der studierte Pianist auch am Fender Rhodes sein Können, wofür er reichlich Applaus erhält.
Mit Dusty Springfields „Son of a Preacher Man“ läutet die Band schließlich das fulminante Finale ein. Das Publikum bleibt bis zum letzten Ton von „Cantaloupe Island“ voll dabei, und nach dem einfühlsamen Cover von Alicia Keys’ „If I Ain’t Got You“ findet der Abend seinen krönenden Abschluss. Als die letzten Töne in der warmen Atmosphäre der Kammgarn Kaiserslautern verklingen, ist eines klar: Acoustic Colour hat die Schreinerei nicht nur mit Musik, sondern auch mit Leidenschaft erfüllt. Begeisterter Applaus und strahlende Gesichter zeugen von einem Abend, der bei manchem bestimmt nachhallen wird – vielleicht sogar als leise summende Melodie auf dem Heimweg durch die kalte Nacht.