Airbourne bringen Wiesbaden zum Abheben

Airbourne bringen Wiesbaden zum Abheben

Es gibt nicht DAS Wiesbadener Publikum oder DAS Rockpublikum, aber es gibt Airbournefans, treue Fans energetischer Rockmusik, die diesen Namen ebenso redlich verdienen wie jedes der Bandmitglieder der Australischen Ausnahmeband, die am 11.11.2019 den restlos ausverkauften Schlachthof Wiesbaden zum Beben bringen. 

Mehrere Generationen eingefleischter Gitarrenliebhaber finden sich schon früh und bestens gelaunt im Kulturzentrum Wiesbaden ein, denn die meisten Anwesenden scheinen eingeweiht zu sein und wissen, dass eine Airbourneshow einerseits altbewährte Elemente hat (Bier, Jacky Cola, mehr Bier, Lemmy Kilmister und der legendäre Ritt durchs Publikum) aber auch immer Überraschungen mit sich bringt. Sie sollen nicht enttäuscht werden.

In freudiger Erwartung zeigt sich das Airbournepublikum schon von den ersten Bluescoutryriffs der selbstbewussten Rocker von Tyler Bryant & the Shakedown mit ihrem Southern Rock n Roll von Nashville Tennessee aufgeschlossen. Sänger Tyler Bryant schwadroniert über seinen Gitarrenladenjob und seine Liebe zum Blues, huldigt Muddy Waters und so haben sich er und seine Band gänzlich dem treibenden Heavy Bluesrock verschrieben, gewürzt mit einer Prise Black Sabbath. Die Details stimmen auch, als Bryant die Dobro-Gitarre umschnallt und Schlagzeuger sowie Mitbegründer Caleb sich mit der Standtom geradewegs vor die erste Zuschauerreihe begibt, während in Windeseile die Marshalltürme errichtet werden und wir bereits Bierdosen erspähen läuft ein AC/DC Mix. Zufall? Nur die Obsession des Tonmischers? Wir wissen es nicht. Jedenfalls stehen wir bereit im Graben und die Stimmung im Saal ist grandios.

Airbourne steigt wie der Terminator aus der Zukunft oder der Vergangenheit ein und mit „Raise the Flag“ gleich voll in die Eisen. Kaum sind wir im dritten Song kommt der obligatorischene Ritt in die Menge, die gebierduscht jauchzt. Frontmann Joel OˋKeefe steigt samt seiner Gitarre auf die Schultern einer Security, um den wilden Ritt durch die Menge anzutreten. In der Mitte angekommen, öffnet Joel fast schon traditionell eine Bierdose an bzw. mit seinem Kopf. Business as usual bei Airbourne. Die Band gibt sich stets publikumsnah, macht immer den Eindruck auch für ihre Fans zu spielen, was keine Selbstverständlichkeit ist. Während zwischenzeitlich ein mächtiger Moshpit entstanden ist, schwanken Menschen mit ausgestreckten Armen wie Zombies direkt in das Auge des Tornados bzw. mit vollen Bierbechern vor die Stage.

Die Setlist beinhaltet Hits wie „Too Much, too Young, too Fast“, die im vollen Schlachthof direkt zünden. Aber auch die neuen Songs, mit denen die Australier ihrem Stil treu bleiben, schlagen voll ein (vor allem der eingängige „Boneshaker“ bleibt hängen) und halten das Stimmungsbarometer ganz weit oben. Auch die Lemmy Kilmister Huldigungen lassen nicht lange auf sich warten und die Lemmybar ist auch bereit zu öffnen. Ein höllischer Whiskey-Cola wird nach dem obligatorischen Toast Richtung Himmel an die Fans weitergegeben und auch im weiteren Verlauf spielt Alkohol eine große Rolle. Den muss man sich auf einem Airbourne Konzert aber immer verdienen und der legendäre Bierbecherweitwurf nimmt einen ausgedehnten Teil des Sets ein, in dem Joel mit diebischer Freude halb gefüllte Bierbecher per Weitwurf dem Wunder der Schwerkraft aussetzt und Fans am Boden und auf den Schultern anderer sich im Fangen und Extrinken versuchen. Ausgelassene Stimmung herrscht. Nach 100 Minuten schließlich das Grande Finale mit „Ready to Rock“ und „Runing Wild“ in einer extended Version. Mit schlegelnden Ohren und diabolischem Grinsen verlassen alle Beteiligten das Gebäude und man ertappt sich dabei, sogleich die nächsten Tourdates der Australier zu googeln. Vielleicht sieht man sich bei den Iron Maiden Konzerten im Sommer 2020?

Sebastian Wienert

Redakteur und Fotograf