All for Metal mit Doro in der Kammgarn Kaiserslautern
Die Vorweihnachtszeit ist eine Zeit für traditionelle Ereignisse, für Anhänger härtere Klänge passt ein Doro, Konzert also perfekt in diese Jahreszeit. Verschoben vom November, aber keineswegs aufgehoben, präsentiert die alterslose Queen of Metal und Ex-Warlock-Koriphäe am Sonntag, den 11.12.2022 im vollbesetzten Kasino der Kammgarn Kaiserslautern Highlights aus fast vier Jahrzehnten Erfolgsgeschichte. Ihren Kritikern, die ihr vorwarfen die Klischees eines angestaubten Frauenbild zu bedienen zum Trotz, bestätigt sie vor allem ihre wegbereitende Rolle für die vielen talentierten Frontfrauen namhafter Metalbands, indem sie nach wie vor junge und betagtere Anhänger aus den verschiedensten Lagern vereint.
Es beginnt an diesem Abend die Vorgruppe StormHammer, eine Power-Metal-Band aus München, die immerhin noch mit einem Gründungsmitglied am Start, die Aufheizerrolle übernimmt. Mit sphärischen Klängen beginnen die Münchner, welche aber schnell zu impulsivem Power-Metal-Sound anschwillt. So füllt sich der Saal schnell mit Zuschauern, die zu ahnen beginnen, dass es richtig war, bereits zur Vorband zu erscheinen – und die kann immerhin auf fast 40 Jahre Bandgeschichte zurückblicken.
„Road to Heaven“ folgt als zweiter Song und Sänger M. Nox holt in seiner hervorstechenden roten Motorradjacke seine gesamte Tonrange hervor und posiert mit allen Mitteln des Metals, um das Publikum zu überzeugen. Nicht ganz einfach, denn die meisten sind vor allem wegen Doro hier, lassen sich aber bald schon umstimmen. Schön zu sehen, dass der Applaus mit jedem Lied anschwillt. Nox bleibt dran, lässt die Handys zücken anstatt auf deren Verzicht zu pochen und bei „Into the Night“ schwenkt ein Meer von Blitzlichtern durch den Saal und man zelebriert gemeinsam die Renaissance von Live-Konzerten, so wie es derzeit einige Musiker tun, falls sie nicht gerade ihre Auftritte absagen müssen. Nach dem warmen Applaus zu den letzten Riffs von Stormhammers Auftritt wird die Bühne für den Hauptact frei geräumt für das mit Spannung erwartete Set von Doro, welches um 21:20 Uhr beginnt.
„I Rule The Ruins“ ist der selbstbewusste Einstieg für die Show der respektierten Metal-Queen. Dies ist keineswegs Angeberei, denn viele Größen reißen und rissen sich darum mit ihr zu arbeiten oder zu kollaborieren und mit einigen verbindet sie eine langjährige Freundschaft (wie z.B. mit dem verstorbenen Lemmy Kilmister). Doro ist bestens gelaunt, umarmt ihr Publikum buchstäblich, indem sie mit jedem Fan in Saal im Laufe des Konzerts versucht Kontakt aufzunehmen und Lobeshymnen auf dessen Support hält. Auch aus Zuschauerperspektive gibt es einiges zu loben. Die Band präsentiert sich tight und voller Energie, der Sound ist fantastisch und auch gesanglich ist Doro in bester Form.
Das Oldschool Metal Lied „Burning The Witches“ ruft Erinnerungen wach, bei ihr und den Zuhörern und immer wieder erzählt sie Anekdoten zu den jeweiligen Stücken, was sie ihr bedeuten. Kein Lied ohne dass das Publikum mit einbezogen wird, und die Gitarristen posen mit ausgelassener Spielfreude. Songs mit Mitsingrefrains „Fight for Rock“ bietet das Programm zur Genüge und Doro moderiert mit Herzblut und stimmt schon auf das 40-jährige Bühnenjubiläum im kommenden Jahr ein. Es folgen „Raise Your Fist In The Air“, „East Meets West“ aus alten Warlock Zeiten wirkt frisch und der sound hat auch hier Stadiontourneecharakter. Es wird schnell klar, warum die Metalszene so einen großen Respekt vor der immerhin schon 58 Jahre alten Künstlerin hat. Selbst für deutsche Text hat die manchmal etwas dogmatische Metalszene sie gefeiert.
Für das Drumsolo am Ende von „Metal Racer“ gibt der Rest der Band die Bühne frei. Ein Plädoyer des Drummers Johnny Dee „to support live music“ darf nicht fehlen. Ein Mitsingspiel holt die Leute wieder aus dem Drumsolotunnel zurück ins Boot das bald wieder von Doro und ihren Saitenspielern bestiegen wird. Und bei der Bandvorstellung ihrer ambitionierten Musiertruppe wird Doro als the „Ambassador of Female metal“ gehuldigt, ein Kompliment, welches sie mit fast schüchterner Geste entgegennimmt.
„Blood, Sweat and Rock ’n‘ Roll“ und „Revenge“ passen wunderbar ins Set der eigenen Hits, gefolgt vom balladesken „Love me in Black“, und auch diese Genre bedient die Band mühelos. „Breaking the Law“, das Judas Priest Cover mit einem Gruß an Udo Dirkschneider, mit dem sie das Lied aufgenommen hat. Und grad wenn’s am schönsten ist, kommt der Gassenhauer mit „All we Are“.
Wir verlassen nach über 90 Minuten Set glücklich den Veranstaltungsort und sind uns sicher: Die Tour zum 40-Jährigen wird bestimmt mega. All for Metal!
Fotos von Andreas Schieler