ASP: Maskenhaft Tour 2013
Der 9. Oktober 2013 war in meinen Kalender schon seit Monaten rot markiert – nicht nur, dass eine meiner Freundinnen an dem Tag Geburtstag hatte, nein, ASP sollten auf ihrer Maskenhaft-Tour auch in der Garage in Saarbrücken spielen. Für mich als großem Fan natürlich ein Pflichttermin. Zwar hatte ich die Band in diesem Jahr bereits zweifach auf dem Mera Luna Festival in Hildesheim sehen dürfen, allerdings hatte die erbärmlich schlechte Tonqualität auf der Main Stage mir das Konzert so verdorben, dass ich nicht bis zum Ende geblieben war. Deshalb freute ich mich umso mehr darauf, ASP praktisch direkt bei mir vor der Haustür erleben zu können.
Wir waren recht früh vor Ort, was sich als sehr geschickt erweisen sollte, denn obwohl der Konzertbeginn für 20:00 Uhr angesetzt war, gingen bereits um 19:40 Uhr die Lichter aus und Spielbann betraten die Bühne. Unter den Reihen der Fotografen brach ein wenig Hektik aus …
Die Band selbst war wohl auch ein wenig überrascht, zumindest was die Sängerin betraf, die bis zur Nasenspitze in einen schweren Mantel und einen dicken Schal verhüllt auf die Bühne kam (was vielleicht auch als Hommage an den Titel des aktuellen Albums „Schwesterchen Frost“ gemeint war).
Die seit 2000 bestehende Formation hatte sich den Platz als Support im von ASP selbst ins Leben gerufenen Wettbewerb „Mäzenatentumult“ (http://www.aspswelten.de/maezenatentumult) erstritten, bei dem lokale Bands sich bewerben konnten, um beim Gig in „ihrer“ Stadt dabei zu sein. Die Sieger wurden dabei u.a. durch Fan-Votings ermittelt.
Dass Spielbann trotz ihrer sieben Jahre ohne Veröffentlichung eine stabile Fanbasis haben, konnte man problemlos während ihrer Show feststellen: Obwohl die Halle zu diesem Zeitpunkt noch recht leer war, drängten sich direkt vor der Bühne doch etliche Besucher, die mit ihrer Textsicherheit und ihrem Enthusiasmus ganz klar als Fans erkennbar waren. Schade eigentlich, denn die Band konnte von der ersten Sekunde an mit ihrem energiegeladenen Gothic-Rock überzeugen und hätte mehr Publikum verdient gehabt. In den gut 30 Minuten, die ihnen zur Verfügung standen, machten Spielbann als Einheitzer mit Titeln wie „Anderswelt“ und „Herrscher der Nacht“ einen richtig guten Job, schlugen mit der Ballade „Schwesterchen Frost“, dem Titelstück zur aktuellen CD, aber auch sanfte Töne an. Diese Band sollte man auf jeden Fall im Auge behalten!
Um 20:41 Uhr war es dann soweit: ASP betraten die Bühne und bereits mit den ersten Klängen des Intros senkte sich die ASP-eigene, nahezu magische Atmosphäre über die mittlerweile brechend volle Halle. Frontmann Alexander Spreng trug passend zum Titel der neuen CD eine martialisch wirkende Maske aus Metall, als er mit „Augenaufschlag“ und „Die Kreatur mit der stählernen Maske“, beides Titel aus dem aktuellem Album, das Konzert eröffnete. Es folgte ein fein abgestimmter Mix aus neuen Songs (u.a. „Aufbruchstimmung“ und „Wanderer“) und Klassikern wie „Ich bin ein wahrer Satan“ oder „Schwarzes Blut“, der vom Publikum begeistert aufgenommen wurde.
Es ist schwer, die besondere Stimmung auf einem ASP-Konzert zu beschreiben, die einerseits natürlich von den anwesenden Fans bedingt wird. Das Saarbrücker Publikum ergab sich völlig dem ASP-Rausch, schien jede Textzeile zu kennen und erkannte jeden noch so kleinen Hinweis auf kommende Songs: So reichte es zum Beispiel völlig aus, drei schwarze Federn in der Hand zu halten, um zum Krabat-Zyklus überzuleiten. Andererseits ist es natürlich gerade Sänger Alexander, der einem Magier gleich, das Publikum lenkt und von herzergreifender Melancholie („Ungeschickte Liebesbriefe“) zu überspringender Lebenslust („Werben“) führt.
Es ist immer schade, eine Band – besonders eine mit solch professionellen Musikern wie bei ASP – auf ihren Frontmann zu reduzieren, aber in diesem Fall lässt es sich nicht leugnen, dass Mastermind Alexander Kopf, Seele und Herz von ASP ist (was es im übrigen nur noch interessanter macht, dass auf der offiziellen Website www.aspwelten.de nur die Bandmitglieder Tossi Gross, Sören Jordan und Lutz Demmler vorgestellt werden).
Über zwei Stunden dauert das Konzert und man sieht ASP an, dass sie erschöpft sind. Auch das macht sie sympathisch: Dass die Musiker bei jedem Gig alles geben und sich bei aller Professionalität keine Routine, keine Abgeklärtheit einstellt. Ein bisschen wundere ich mich schon, dass Stücke wie „Ich will brennen“ immer noch sowohl von Seiten der Musiker als auch seitens der Fans enthusiastisch gefeiert werden. Als der Song als Zugabe gespielt wird, verschwinden diese Gedanken allerdings recht schnell aus meinem Kopf.
Schade, dass das Konzert auf einen Wochentag fiel und ich am nächsten Tag früh raus musste. Der Abend wäre perfekt zum Weiterfeiern gewesen. Ich hoffe, bald wieder brennen zu dürfen. In der Zwischenzeit denke ich über ein ASP-Tattoo nach.
Autor: Tanja