Blind Guardian erobert mit Scardust, die dunkle Seite des Rhein Main Gebiets
Vorsicht! Dieser Bericht könnte Spuren von Sarkasmus und Selbstverherrlichung enthalten.
Blind Guardian kommt ins Rhein Main Gebiet. Juhu! Die hab ich noch nie Live gesehen! Sie kommen nach Offenbach. Was? Wie? Offenbach?!
Warum? Was haben die getan, um das Exil zu verdienen? Das waren meine ersten Gedanken als ich von dem Gig gehört hatte. Es gibt bestimmt Menschen, die Offenbach mögen. Vielleicht sogar einer hier in der Redaktion. Bestätigt wurde diese These allerdings nie. Ich für meinen Teil allerdings versuche stehts mein Bestes, mich von dort fern zu halten. Zu groß die Angst vor deren Fahrstil.
WEICHEI, werden sich jetzt vielleicht manche von Euch denken. Hier muss ich einwenden: Ich hab mich bereits von Bergen gestürzt, mit nichts weiter als an dünnen Schnüren hängend unter ein paar Stoffbahnen eines Gleitschirms. Mit dem Motorrad jenseits der 200km/h auf der Landstraße. Kenne die Nordschleife sehr gut und bin tiefenentspannt durch die Rush Hour von Saigon gefahren. Aber keine zwei Minuten nachdem ich das Ortsschild OF passiert habe, schlägt meine Uhr mit eingebauter Pulsmessung Alarm. 120bpm! Und das wurde auch nicht besser als ich die Parkplatzsituation vor der Festhalle erkannt hatte. Warum tu ich mir das an? Achso, Blind Guardian! Komm, nur die Harten kommen in den Garden!
Also fix noch einen mehr oder weniger legalen Platz fürs Auto gesucht und ein Stoßgebet an die alten Götter gehalten, dass mir keiner von den Verkehrsbehinderten in die Karre fährt. So viel Nervenkitzel vor einem Konzert hatte ich noch nie. Selbst die Wacken Anfahrt dieses Jahr war da entspannter.
Nun aber zum Wesentlichen. Einem Konzert in der Offenbacher Stadthalle hatte ich bislang noch nicht beigewohnt. Entsprechend neugierig war ich. Größenmäßig würde ich sie zwischen Batschkapp und Jahrhunderthalle einstufen. Überschaubar ohne zu beengt zu sein. Eine gute Größe und für das Konzert, hat man den hinteren Bereich mit einer Tribüne ausgerüstet. Nicht schlecht. Der erste Lichtblick des Abends. Die Hütte war auch ganz gut gefüllt. Nicht ganz ausverkauft, aber so gut wie. Die Stimmung ist gut. Gelöste Gesichter, es wird gescherzt und die Gäste sind in freudiger Erwartung auf den Abend.
Pünktlich um 19:30 Uhr betritt die Supportband die Bühne. Die aus Israel stammende Progessive Metal Band Scardust ist ein nicht ganz unbeschriebenes Blatt. Auch wenn die Metal-Scene in Israel eher überschaubar ist, so haben sich die Jungs, rund um Sängerin Noa Gruman, schon mehr als einmal bis nach Wacken vorgearbeitet. Und das nicht zu Unrecht. Schon beim ersten Lied wird deutlich, die Frau sieht nicht nur gut aus, sie hat auch Stimme. Und was für eine! Ich war so überrascht davon wie sauber sie durch die Tonleiter gehen konnte, das mir noch nicht einmal aufgefallen war, das die Bassgitarre nicht zu hören war. Zu stark war ihre Präsenz. Das kleine technische Problem war aber schnell behoben und ab da, bekam auch die zweite Rampensau auf der Bühne, die Aufmerksamkeit die sie verdient hatte.
Orr Didi! Der Bassist der erst seit 2021 offiziell der Band angehört, legt eine Show ein die seines Gleichen sucht. Noch nie hab ich jemanden erlebt der seine Freude an der Musik so offen darstellt. Ein Genuss dem Mann zuzusehen. Schaut Euch ruhig die Bilder an. Ich glaube es ist Premiere das es mehr Bilder von der Vorband gibt als vom Hauptakt. Insbesondere da diese Band ja auch keine kleine Nummer ist… Aber Orr, bei der Arbeit zu zusehen ist eine wahre Freude und das muss ich Euch auch in Form von Bildern herzeigen.
Als die Band unter lautem Jubel die Bühne verlässt, hat sich die Halle schon in einen Glutofen verwandelt.
20:45 Uhr. Es ist Zeit für Blind Guardian! “Imaginations from the Other Side“ eine starke Wahl für den Einstieg. Das Publikum ist sofort auf Touren!
Und auch ich hatte mittlerweile schon vergessen, wo ich war. Bis Hansi Kürsch uns daran erinnerte… Offenbach. Vor versammelter Menge verkündete er, dass er sich an dem Abend alle Witze über Offenbach verkneifen müsse, da sein Tour-Manager ein waschechter Offenbacher ist! (das Geheimnis ist gelüftet, warum die nicht in FFM spielen) Moment, habe ich weiter oben etwa über Offenbach gelästert? Also das war natürlich gar nicht soooo gemeint. *hust* Lieber Manager, wir wollen natürlich auch in Zukunft gerne wieder für BG akkreditiert werden.
Offenbach ist echt, hüstel, toll…
BLOOD OF THE ELVES. Das nächste Lied. Kein bisschen ruhiger geht’s weiter und keinen Moment zu früh um meinen Hintern hier aus der Misere zu retten. Selbst die Security fängt nun schon an zu schwitzen. Die Temperatur ist nun noch ein weiteres mal deutlich angestiegen. Ist die Klimaanlage kaputt? Keine Ahnung. Aber ein „Nightfall“ kommt gerade recht, um etwas runter zu kommen. Für uns Fotografen der letzte Titel im Graben. Während den anderen Gästen zu „The Script for My Requiem“ eine Lasershow geboten wird, werden wir aus der Halle geführt, um unser Equipment abzugeben. Leider kann ich Euch also nicht sagen, ob die Lasershow sein Geld wert ist. Das Timing war eher unglücklich gewählt.
Es folgt noch „Violent Shadows“ und Skals and Shadows“, die ich von der Garderobe aus anhöre, während ich die beiden Kameras und die Objektive sicher verstaue.
Zu „Time Stands Still“ betrete ich die Halle von hinten über den oberen Rang. Die Hitze trifft mich wie ein Dampfhammer. Unten war es schon heiß, aber da oben kann man die Luft schneiden, so dick ist die. Zum Glück konnte ich mittlerweile etwas Wasser und einen Snack besorgen. Vorsichtig um niemanden zu stören, suche ich mir einen Fleck an der Treppe, um nun auch etwas das Konzert zu genießen. Bis zu „Morning Hall“ und „Deliver us“ ging das auch gut. Beim „Bard’s Song“ hat mich dann die Security entdeckt und mich aus dem „Fluchtweg“ verjagt. Sicher hätte ich mich jetzt noch unten zum Kuscheln in die Menge stellen können, aber ich war zu dem Zeitpunkt echt schon Gar gekocht.
Kurz entschlossen konnte ich sagen, dass es ein gelungener Abend war. Also hab ich mein Zeug geschnappt und mich auf den Weg nach Hause gemacht. Dem Verkehrschaos damit aus dem Weg zu gehen, war dabei natürlich überhaupt kein Beweggrund. Offenbach ist ja am Supersten überhaupt.