Der Herr der Verlorenen – Lord of the Lost erfüllen die Batschkapp mit bitter-süßem Schmerz
Was war das denn bitte schön am 04.10.2018 für ein wunderbares Nagelbrett, auf das mich Lord of the Lost am Donnerstag Abend in der Batschkapp betteten?! Ist die 2007 gegründete Band doch vielen bereits ein Begriff und ein immer willkommener Sargnagel für eine dunkle Nacht, so kannte ich sie lediglich aus ein paar YouTube-Videos und aus einigen Berichten meiner Kollegen.
Doch was die fünf Musiker um Chris Harms auf ihrer Thornstar Tour in der Frankfurter Batschkapp ablieferten war ein Konzert der extra-klasse. Melodischer Dark-Rock, dessen Melancholie so manchem Gast die eigene Agonie des Seins nur allzu deutlich vor Augen führte. Nur um im nächsten Moment das Schweigen der Seele auf brachiale Weise aufzubrechen und sich in Black Metal ähnlicher Weise seinen bitter-süßen Schmerz hinauszukreischen.
Schon nach den ersten Noten zog mich vor allem der sehr charismatische Frontmann in seinen Bann. Und damit spiele ich nicht nur auf seine Kontaktlinsen an, die mit jedem Blick in meine Richtung ein Frösteln auf die Haut zauberten. Nein es war viel mehr die sprunghafte Wechselhaftigkeit seiner Stimme. Eben noch klassische klare dunkle Gesänge, immer mit einem Hauch Depri in der Stimme und im nächsten Moment bricht ein kreischender Vulkan aus seiner Kehle. Und das Publikum brodelte mit! Die Batschkapp, gut gefüllt, ein Meer aus schwarzen Seelen brach mit jeder Note in brausendes Tosen aus und die eingeritzen Fans schienen bereits jedes Lied der gerade mal zwei Monate alten Thornstar Platte schon an den ersten drei Akkorden zu erkennen.
Die einzelnen Bandmitglieder, dezent leichenblass geschminkt, mit dem Hauch einer Moorleiche, agierten wie ein gemeinsamer Organismus auf der Bühne und zeigten was für ein eingespieltes Team sie sind und dass Musik für sie eben nicht nur ein Business ist (auch wenn sie mittlerweile beim, im Metal Kreis sehr bekannten und kommerziell erfolgreichen Label Napalm Records sind) sondern vor allem eine Leidenschaft, mit der sie ihren Fans einen Blick in ihre innerste Schwärze schenken.
Für mich, als neugewonnener Begeisterter, war es ein mehr als würdiger Auftakt ihrer Tour! Wer Lord of the Lost bereits kennt und schon mal gesehen hat, den wird man so wie so bei den nächsten Konzerten finden und allen anderen, die sich nicht zwischen schmerzverzerrtem Kreischen und selbstzerstörerischem Kuscheln entscheiden können, kann ich einen Besuch nur kältestens ans Herz legen.