Doro Pesch lässt den Schlachthof Wiesbaden erbeben
Wenn die Queen of Metal zur Audienz bittet, folgt man. Auch unter der Woche, bei Schmuddel-Wetter und nach einem anstrengenden Arbeitstag. Knapp 1600 Seelen folgten am 18.12.2024 dem Aufruf und sollten auch nicht enttäuscht werden.
Aber immer schön der Reihe nach. Punkt 20 Uhr startete die Supportband Holy Mother. Die US-amerikanische Metal-Band ist mittlerweile auch schon mehrere Jahrzehnte auf dem Markt und hatte sicherlich keine leichte Aufgabe vor sich, ein vorwiegend deutschsprachiges Metal-Publikum, das seine Königin erwartet, anzuheizen. Entsprechend träge kamen die Gäste auch in Wallung. Aufgeben schien allerdings keine Option für die vier Mannen zu sein. Mit viel Energie kämpfte Holy Mother um die Gunst der versammelten Meute. Der erste Ruck ging dann mit einem erstklassigen Cover von Dios „Holy Diver“ durch die Menge. Auch ich war echt überrascht wie täuschend ähnlich der Song dem Original kam. Wahnsinn.
Als dann nach knapp 30 Minuten dann noch der Drummer in einem Solo zeigte, wo der Frosch die Locken hat, war auch der Rest der Halle am Start. Ich konnte zumindest niemanden mehr mit hängenden Mundwinkeln sehen. Auch der Lead-Gitarrist hat es sich nicht nehmen lassen, die Deutschlandfahne kurzerhand als Cape umzufunktionieren und damit auch den knapp 45minütigen Gig zu beenden. Mit so einem harten Stand dermaßen abzuliefern, damit hat sich Holy Mother meinen Respekt verdient.
Nach kurzer Umbauphase wurde es aber Zeit für Doro. Wiesbaden ließ es sich nicht nehmen, die Queen of Metal standesgemäß willkommen zu heißen. Dass der Jubel von nicht einmal 2000 Leuten kam, war kaum zu glauben. Ich hätte genauso gut im Waldstadion stehen können.
An dem fetten Grinsen auf Doros Gesicht konnte man unzweifelhaft erkennen, dass sie das in vollen Zügen genoss. Mann sollte meinen, dass nach all den Jahrzehnten des Jubels, die Frau dem Gegenüber bereits abgestumpft wäre. Aber nein, überschwänglich bedankt sie sich beim Publikum, was ihr noch mehr Sympathien entgegen brachte. Inklusive einer Rose, die auf die Bühne flog. Ernsthaft. Wer bringt eine Rose zu einem Metal-Konzert mit, wenn er es nicht ernst meint?
Generell gaben die Gäste der Band kaum eine Chance, zwei Lieder am Stück spielen zu können. Nach jedem Song folgten Sprechgesänge und frenetischer Jubel. Doro ihrerseits brachte immer wieder kleine Anekdoten zu den Liedern. Die Stimmung war einfach toll. Zu „Für immert“ singt die komplette Halle wie mit einer Stimme. Aber eine gute Königin teilt ihren Ruhm. Natürlich bekam auch der Rest der Band Gelegenheit zu strahlen. Gitarren- und Schlagzeugsoli sollten nicht fehlen. Damit wurde auch dem Rest der Band der Respekt gezollt, den sie verdienten. Mit so viel Erfahrung erwartet man aber auch keine Schwächen. Man bekommt, was man erwartet. Ohne wenn und aber.
Mein Fazit: Doro ist seit 1982 ein fester Bestandteil der Metal-Szene und das nicht zufällig.
Die Frau weiß, wie es geht und wer weiß, wo wir heute ohne Ihren Einfluss wären, auch nach über 40 Jahren sind ihre Konzerte einfach nicht langweilig. Sie ist ihren Fans nahe und von Star-Allüren weit entfernt. Wenn Ihr die Chance bekommt, nehmt sie live mit!