Energischer Auftritt in Wiesbaden: OOMPH! lässt den Schlachthof beben

Energischer Auftritt in Wiesbaden: OOMPH! lässt den Schlachthof beben

Sie gelten als eine der Pionier der Neuen Deutschen Härte (NDH) und haben mit ihrem Album Nummer dreizehn „Ritual“ am 06.03.2019 einen Halt auf ihrer großen European-Tour im Schlachthof Wiesbaden eingelegt. OOMPH! stehen seit knapp drei Jahrzehnten für Selbsterneuerung, Pioniergeist und unbändige Kreativität, was ein abwechslungsreiches Konzert an diesem Abend erwarten lässt.

Zunächst eröffnen aber Nervenbeisser im noch nicht ganz gefüllten Schlachthof. Die Band aus Gau-Odernheim (Kreis Alzey) startet leider mit Soundproblemen, so dass man zu Beginn nur kaum den Gesang von Olaf Seider hört. Bis zum dritten Lied hat die Technik soweit alles wieder im Griff, so dass die angereisten Fans ab „Zum letzten Mal“ den Sound in vollen Zügen genießen können. Dumpfe Beats von Bass und Drums mit tragenden Gitarrenriffs, zu denen die raue, tiefe Stimme ertönt, prägen das Klangbild von Nervenbeisser. „Alles gut“, „Probleme“ oder „Du gehst“ passen zwar musikalisch voll in das NDH-Genre, dennoch fehlt dem Quartett insgesamt das gewisse Etwas, um sich von der breiten Masse abzuheben und den berühmten Funken in der Halle überspringen zu lassen. Die Rheinhessen liefern einen ganz ordentlichen Gig ab, bei dem sie immer wieder auf ihr neues Album hinweisen, und bereiten den Weg für den Headliner vor.

Fast 30 Jahre Bühnenerfahrung stehen jetzt auf der Bühne und kein bisschen leiser als zuvor. OOMPH! starten gewaltig mit „TRRR – FCKN – HTLR“ aus dem aktuellen Album. Sofort ist Stimmung im Schlachthof Wiesbaden, wo man im Kollektiv laut den Refrain mitgrölt. Dass Dero (Sänger), Crap (Gitarre/Keyboard) sowie Flux (Gitarre/Sampling) keine leichte Kost – sowohl inhaltlich als auch musikalisch – ist, wird gerade wieder bei dem neue Liedgut deutlich, das so heftig, hart und düster wie schon lange nicht mehr klingt. Sozialkritik und Provokationen paaren sich mit harten Riffs und schmetternden Beats untermalt von melodiösen Keyboard-Passagen. In all den Jahren angesammelt kann OOMPH! so über ein abwechslungsreiches Repertoire verfügen, was heute eindrucksvoll präsentiert wird. Von alten Hits wie „Gott ist ein Popstar“ oder „Gekreuzigt“ bis zum neuen Material wie „Tausend Mann und ein Befehl“ können die begeisterten Fans einen bunten Querschnitt durch die Bandhistorie feiern. Dabei springt Dero unermüdlich zu den brachialen Tönen über das Podium, während seine Bandkollegen kräftig ihre Instrumente bearbeiten. Zwischendurch steigt der Sänger zum Crowdsurfen in die Menge hinab, wo er auf Händen getragen weiter singt. Eine kurze Verschnaufpause bringt das Akustikset mit „Fieber“ und „Das letzte Streichholz“, um gleich darauf wieder die Halle zum Beben zu bringen.

OOMPH! zeigen sich professionell und fannahe. Die mitreißenden Songs wie „Kein Liebeslied“ unterstützen gekonnt den energischen Auftritt und lassen den Abend zum einen wahren Konzerterlebnis werden. Das Publikum im Schlachthof weiß dies zu schätzen und macht kräftig mit. Bei ihrem Nummer-1-Hit von 2004 „Augen auf“ ist Ausflippen an der Tagesordnung, was als letztes Lied vor der Zugabe auch den bisherigen Stimmungshochpunkt markiert. Unter „Zugabe“-Chören leitet das Sextett mit „Mein Schatz“ und „Als wärs das letzte Mal“ den finalen Teil ein. Nach knapp über 100 Minuten beenden OOMPH! ihren energischen, vielseitigen sowie schweißtreibenden Auftritt im Schlachthof Wiesbaden und hinterlassen viele zufriedene Gesichter.

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf