Erstklassiger Symphonic Metal mit Tarja und Stratovarius in Saarbrücken

Erstklassiger Symphonic Metal mit Tarja und Stratovarius in Saarbrücken

Unter dem Tourtitel „A Nordic Symphony“ sind am 11.10.2018 die Sopranistin Tarja Turunen sowie Smyphonic-Metal-Band Stratovarius in der Garage Saarbrücken aufgetreten, um melodiöse Klänge gepaart mit harten Riffs aus dem Norden zu präsentieren. Die finnischen Musiker werden an diesem Donnerstagabend unterstützt von Folk-Metal-Band-Band Serpentyne.

Überpünktlich treten die fünf Briten vor das noch spärlich anwesende Publikum, das wohl nicht mit dem frühen Beginn gerechnet hat. Doch noch nach den ersten Tönen füllt sich die Halle. Auf den ersten Blick fügen sich Serpentyne musikalisch in das Genre: Weibliche Sängerin mit opernhafter Stimme, mystischen Erzählungen und melodischer aber harter Metalsound. Leider klingt die Stimme etwas zu zart und macht einen angeschlagenen Eindruck. Doch die eingefleischten Fans scheint dies nicht zu stören, der Rest wartet auf die anständig auf die Umbaupause. Nachdem auch der Dudelsack keine Luft mehr hat, wird alles für die Finnen vorbereitet.

Als Stratovarius mit „Eagleheart“ herauskommen, werden sie lautstark von der Menge empfangen. Schnell wird klar, dass jetzt ein ganz anderes Kaliber für Stimmung sorgt. Das Quintett spielt die über 34-jährige Erfahrung und Vielfalt aus. Alte Klassiker wie „Destiny“ oder „Unbreakable“ mischen sich bunt in die Setlist mit neuen Songs wie „Oblivion“ aus dem aktuellen „Enigma“-Album. Wir haben etwas vom Anfang und etwas von heute … und etwas von dazwischen dabei, kommentiert Sänger Timo Kotipelto das Potpourri der Bandgeschichte. Seine klare, facettenreiche und voluminöse Stimme ist ein echter Genuss – wie eine willkommene Abwechslung zu den beiden Sopranistinnen. Aber auch instrumental wird auf hohem Niveau gespielt. Ob auf dem Keyboard oder an der Gitarre wird professionelle Spielkunst gezeigt. Schelle, fast klassische Läufe harmonisieren mit dem hämmernden Beat des Schlagzeugers, so dass es nie langweilig erscheint. Die kurzweilige Unterhaltung wird einem viel zu schnell bewusst gemacht, als mit der extra langen Version von „Hunting High And Low“ das letzte Lied erklingt. Natürlich sind die Fans voll dabei und schmettern den Refrain aus voller Inbrunst mit. Die Finnen lassen heute keinen Zweifel an ihrer hervorragenden Qualität. Großer Applaus für Stratovarius.

Dann kommt Tarja Turunen mit ihrer fünf Mann starken Band auf die Bühne. Natürlich steht vor allem die finnische Ex-Nightwish-Sängerin im Spotlight. Doch längst ist sie mehr als nur die ehemalige Frontfrau der Band, die in ein paar Wochen ebenfalls die saarländische Hauptstadt besuchen wird. Vielmehr beweist Tarja mit ausschließlich eigenem Material, wie beispielsweise „Innocence“, „Love To Hate“ oder „500 Letters“‘ einmal mehr sowohl ihre gesangliche Brillanz als auch ihr Talent melodische Metalsongs zu machen. Ihre hohe, klassische Stimme durch dringt immer wieder Mark und Bein und sorgt dabei mit gelegentlich für Gänsehaut-Feeling. In schwarzer Ledercorsage mit ebenso dunkler Lederhose ist Tarja akustisch wie optisch der Publikumsmagnet des Abends. Nach „Calling from the Wild“ verlässt die hübsche Finnin für kurze Zeit den Fokus – und auch die Bühne – um ihrer Band das Rampenlicht zu überlassen. Cello, Bass und Gitarre geben sich daraufhin ihr Stelldichein, nicht nur im gemeinsamen Spiel sondern auch solo. Mit schwarzer Krone kehrt die sichtlich gut gelaunte Sängerin zurück und trällert im Anschluss zur Begeisterung aller weiter. Zwar hält sich die Publikumsaktivität – vielleicht auch Genre bedingt – in Grenzen, doch die angereisten Fans sind alles andere als ruhig. Unermüdlich wird mitgeklatscht, mitgesungen oder zumindest mit im Takt gewippt. Wiederholt wechselt Tarja ihr Outfit und zu „I Walk Alone“ trägt sie nun einen langen Mantel, natürlich in schwarz. Nach etwa 110 Minuten entlässt dann die nordische Stimmgewalt mit dem Titel „Until My Last Breath“ das saarländische Auditorium aus ihrem Bann, vielleicht mit einem sanften Klingeln im Ohr als kleine Erinnerung danach.

Die „A Nordic Symphony“-Tour überzeugt in der Garage Saarbrücken durch zwei finnischen Top-Acts, die jeder auf seine Weise erstklassigen Symphonic-Metal praktizieren und zu Recht frenetisch gefeiert werden. Wer noch die Chance hat, die Tour live zu erleben, sollte sich Tarja Turunen sowie Stratovarius nicht entgehen lassen.

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf