Everlast live in Frankfurt- Blues meets Hip Hop auf höchstem Niveau
Mit dem ersten Album seit fünf Jahren meldet sich Erik Schrody aka Everlast zurück, um am 11. September 2018 ein grandioses Konzert im Frankfurter Kultclub Batschkapp zu spielen. Mit dem neuen Album „Whitey Ford’s House of Pain“ hat er auch wieder neue Songs im Gepäck und bringt mit seiner eingängigen Melange aus Alt-Rock, Blues und Rap das Publikum zum Schwärmen.
Überraschend „stripped down“ präsentiert sich Mr. Schrody, als er kurz nach acht ohne Vorband die Bühne betritt, und mit seinem Gitarrenspiel den Großteil des eigentümlichen Sounds übernimmt, welchen er und seine Musiker über die Jahre nach seiner Rap-Star-Karriere in der Formation House of Pain konsequent weiterentwickelt hat. Mit sonorer Stimme und Jazzgitarre (eine Gretsch Semi-Accoustic) lässt er den Rest der Band, bestehend aus DJ, Keyboards und höllisch groovenden Drums, fast wie Beiwerk aussehen. Doch auch diese werden sich noch im Verlauf des Abends als unverzichtbare Komponenten seiner Musik erweisen. Der Meister, gerade aus St. Petersburg angereist, wirkt beim ersten der fünf Deutschlanddates auf seiner Europatournee relaxed. Er ist kein Mann langer Worte, politisch motivierte Ansagen oder ähnliches bleiben zunächst aus und er präsentiert zu Beginn seines Midtemposets selbstbewusst neues Material (das erste seit knapp sieben Jahren). Dabei zeigt er sich souverän und cool, mit Sonnenbrille, Scotch schlürfend, als umgebe ihn eine unnahbare Aura der Erfahrung und Weisheit. Kein Wunder, denn musikalische wie persönliche Höhen und Tiefen trieben ihn zum Schreiben des neuen Albums, „his best fucking album ever“, wie er stolz zu behaupten weiß.
Bei aller Tiefgründigkeit bleibt Everlast aber auch ein Bühnentier, wie er bei den späteren Ausflügen in Rapgefilde beweist, oder beim Song „Just like a Junkie“, bei welchem er sich sogar zu Mitsinganimationen hinreißen lässt. Die fantastisch eingespielte Band und das bunt gemischte Publikum aus Hip-Hop Grenzgängern und Fans gepflegter Bluesmusik aus mindestens drei Geburtsjahrzehnten zeigen sich begeistert und finden an diesem Abend Erfüllung, denn tanzbar ist das Ganze allemal.
Als der Frontmann kurz die Bühne verlässt, macht sein Diskjockey aus New York schließlich doch eine Ansage zum geschichtsträchtigen 11. September und dem traurigen Anlass des Jahrestages. Um dies zu würdigen erheben sich Hände und Peacezeichen aus dem Publikum und ein fettes DJ-Set des New Yorkers, ein Mix aus Tracks von New Yorker Hip-Hop Künstlern, soll an die Anschläge in der Großstadt erinnern und dafür sorgen, dass die Opfer unvergessen bleiben. Groovende Beats wummern aus den Boxen, was anfangs nicht jeden im Raum zu berühren scheint, obwohl die Bässe Mark und Bein erschüttern. Everlast bedient eben doch ein Hybrid-Publikum, welches seine unverwechselbare Mischung favorisiert. Aber dem treibenden Sound kann sich schließlich keiner im Saal entziehen.
Da kommt Schrody zurück. Gitarrenlos, deutlich beschwingter und erzählfreudiger schwelgt er in Erinnerungen an seine wilden Zeiten im Hip-Hop Business und lässt mit einem House of Pain Medley seine Karriere Revue passieren, wird beinahe melancholisch bei „Whose the man“ und das Publikum überschlägt sich bei den Hits, die so frisch klingen wie einst. Everlast erweist sich einmal mehr als Chamäleon, hat sichtlich Spaß, spricht ehemaligen Rapkollegen wie B-Real Respekt aus, versaut den Refrain, fängt sich sofort wieder und im Saal kann kaum einer mehr stillstehen.
Zurück zum Sound jüngeren Ursprungs, der zum Ende hin wieder fast poppige, soulige Töne anklingen lässt. „It ain‘t easy“, ein neuerer Song für seine an Mukoviszidose erkrankte Tochter mündet in eine Reihe Hits, mit denen Everlast einst seine Wiedergeburt als Musiker zementierte: „Hey now“, „What it‘s like“, zwischendurch Johnny Cashs „Folsom Prison Blues“ und schließlich „Jump Around“, womit alles begann, schließen den Kreis und beschließen einen wunderbar kurzweiligen Abend in der Batschkapp Frankfurt. Es ist verdammt schwer als Hip-Hop Star in Würde zu altern: Everlast zeigt, wie‘s geht!