„Ewiges Eis“ in Wiesbaden: Der Schlachthof feiert 15 Jahre Eisbrecher
Die Erfolgsgeschichte begann in einer eiskalten, weißen Winternacht im Jahre 2003. Seitdem ist viel passiert und nach 15 Jahren gewähren sich Eisbrecher mit dem „Ewiges Eis“-Album sowie der gleichnamigen Tournee einen ersten Blick zurück auf ihr beachtliches Schaffen. Die zweite von insgesamt nur vier exklusiven Shows hat die NDH-Band um die Gründerväter Noel Pix und Alexander Wesselsky am 02.05.2019 in den Schlachthof Wiesbaden geführt, um das Jubiläum mit ihren Fans gebührend zu feiern. Auf ihrer Konzertreise werden sie begleitet von Faelder, einer sogenannten Allstarformation bestehend aus Bandmitglieder von Unheilig und In Extremo.
Um 20 Uhr geht schließlich das Licht im gefüllten Schlachthof aus. Unter dem Jubel tritt Alex vor die begeisterte Menge. Mit Äpfeln und Karotten, die er teilweise auf Handy glotzende Anwesende wirft, im Gepäck kündigt der Frontmann des Headliners mit seinem eigenen Charme Faelder an. Erst einen Tag zuvor hat die Formation ihre Feuertaufe in Fürth begangenen. Das Quintett steigt mit „Wo ist das Meer“ richtig stark ein. Aus dem Debütalbum „Unheilbar“, das vom Wiesbadener Publikum gut angenommen wird, folgt auch gleich der nächste Kracher „Halt die Welt fest“. Das rockige NDH-Genre wird dabei nur tangiert, stattdessen erinnern die melancholischen Pop-Noir-Klänge mit den deutschen Lyrics voller Melancholie und Weltschmerz mehr an Unheilig. Durchweg überzeugend ist die markante Bariton-Stimme von Kai Niemann, die maßgeblich sowohl den Sound als auch die musikalische Atmosphäre bestimmt. Faelder sind – auch wenn sie nur im Ansatz den Stil des Headliners bedienen – eine positive Überraschung, die man gerne noch eine Weile länger gehört hätte und die für ihren zweiten offiziellen Auftritt zu Recht bejubelt werden.
Dann fällt buchstäblich der Vorhang für Eisbrecher. Eingetaucht in blaues Licht betritt zu „Zwischen uns“ Alex die hintere Bühne. „Wiesbaden, schön euch wieder zu sehen“, begrüßt der Sänger mit Entertainerqualitäten die Fans im Schlachthof. Es folgt ein wildes Potpourri kreuz und quer durch die 15-jährige Bandhistorie, das von einer wilden Lichtershow untermalt wird. Lieder wie „Phosphor“, das seit 2008 in mehr im Programm gewesen ist, bis hin zu den Liedern aus dem letzten Album „Sturmfahrt“. Das Publikum feiert die Band mit ihren eingängigen Liedern, ebenso wie die Sprüche des charismatischen Frontmanns. „Himmel, Arsch und Zwirn“ hallt es gemeinschaftlich durch die große Halle, bevor sich der überwiegende Teil der Band eine kurze Auszeit nimmt, um Schlagzeuger Achim sein Solo im Stroboskoplicht spielen zu lassen. Zurück auf der Bühne steigt Alex zu „1000 Narben“ hinab zu seinen Anhängern, die Passagen des Lieds mitsingen dürfen. Mit Eigengesang geht es weiter. So stimmt man gemeinsam das Biene-Maja-Titellied „In einem unbekannten Land“ an, was sich nach kurzer Zeit als Übergang zu „This is deutsch“ herausstellt. Derweil gibt Noel, der sonst in die Stahlsaiten haut, am brachialen Mini-Keyboard – „Die Maschine“ genannt – alles. Die Zugabe startet „Verrückt“. Ob im Kapitän-Outfit wie bei „Sturmfahrt“ oder mit Eispickel und Fellmütze wie bei „Eiszeit“ wird heute optisch wie musikalisch Abwechslung geboten. „Was ist hier los“ … im Schlachthof Wiesbaden ist heute Abend so einiges los, vor allem ausgelassene Stimmung gepaart mit kraftvoller Musik und kurzweiligem Entertainment. Natürlich darf das allseits beliebte „Miststück“ nicht fehlen, bei dessen Schluss sich die Musiker austoben dürfen. Mit „Herzdieb“ und kleinen Stoffeisbären für die Fans verabschieden sich Eisbrecher nach knapp zwei Stunden und hinterlassen viele glückliche Gesichter.