Finale mit Frosch im Hals: Silbermond bringen das Zelt zum Beben und Herzen zum Schmelzen

Finale mit Frosch im Hals: Silbermond bringen das Zelt zum Beben und Herzen zum Schmelzen
Silbermond - Zeltfestival Mannheim 30.06.2024

Dicke Wolken hingen am Sonntagabend über dem Maimarktgelände. Der Regen prasselte auf das große Festzelt, in das viele Fans strömten, um ein trockenes Plätzchen zu finden. Denn Silbermond haben am 30.06.2024 zum Grande Finale des mehrwöchigen Zeltfestivals Rhein-Neckar angemeldet.

Kurz vor 19 Uhr standen dann fast alle vor der Bühne. Als sich die Lichter drinnen dimmten und die wenigen noch von der Bar zurückkehrten, stand Andreas Nowak am Mikrofon, um Hanna Rautzenberg anzukündigen. Der Silbermond-Drummer freue sich stets, mit neuen Künstlern auf Tour zu sein und die junge Singer-/Songwriterin begrüßen zu dürfen. Begleitet von großem Applaus trat die Leipzigerin mit ihrer Gitarre vor das sichtlich entspannt sowie gut gelaunte Publikum. Hanna erzählt Geschichten, die ihr Leben schreibt, von Liebesgeschichten und Problemen, wie zum Beispiel, der Umstellung als Dorfkind nach dem Umzug in die große Stadt oder von ihrem letzten Date, bei dem ihr Partner kurz darauf eine andere Traumfrau gefunden hatte. Rautzenberg hüllte ihre Gefühle mit ihrer rockigen Stimme in einen weichen Rocksound ein, den sie hin und wieder mit ihrer Gitarre untermalte. Die emotionalen Lieder kamen sichtlich beim Publikum an und die Anwesenden klatschen mit oder winkten rhythmisch im gemütlichen Takt. Nach einer halben Stunde beendete „I Don’t Wanna Know“ die Show. Doch bevor die Künstlerin mit ihrer Band die Bühne frei machte, musste erst noch das Foto für Instagram gemacht werden.

„Schön, dass ihr an dem Sonntag hier seid“, begrüßte Stefanie Kloß die Mannheimer Fans. Es solle ein Abend werden, der morgen nicht schon wieder vergessen ist, ergänzte die Sängerin nach dem ersten Lied „Kleid der Hoffnung“. Mit „Meer sein“ heizten Silbermond gleich darauf kräftig ein, so dass dem Wunsch der Frontfrau der Weg geebnet wurde. Das Publikum war von Beginn an voll dabei: klatschen, mitsingen und ausgelassen feiern den ganzen Abend lang. Das ruhigere „B 96“ verschaffte eine Verschnaufpause und lud zum gemeinsamen Wippen im seichten Takte ein. Auf die Setlist schafften es vor allem neue Songs wie „Lieber lauf ich davon“, das neben dem Opener auch von der aktuellen Scheibe „Auf Auf“ stammt. Zum Gitarrensolo verließ Steff kurz die Bühne und Gitarrist rückte für sein Spiel kurzzeitig in das Spotlight, das überwiegend die Frontfrau genoss.

Natürlich gab es auch Platz für die Klassiker. Silbermond ließ ihre Fans „eintauchen in eine kleine Zeitreise“ mit einem Liedermix von ihrer ersten Platte „Verschwende deine Zeit“ von 2004. Das rockige Medley aus dem Titelsong, „Immer am Limit“, „A Stückl heile Welt“ und „An Dich“ spiegelte die Bandentwicklung hin zum aktuell eher poppigen Sound der Band. „Komm, wir springen zurück in 2024“, kündigte Steff den Titelsong zur Tour „Auf Auf“ an und ließ sich dazu sprichwörtlich auf den Händen tragen.

Nach ihrem Crowdsurfing zu der kleinen Bühne in der Mitte des Palastzeltes folgte eine kleine Pause, in der die Sängerin Anekdoten aus Berlin erzählte, wo sie im Theater des Westens mit 14 weiteren Musikern aufgetreten war. Ein Fan reichte ihr ein Bonbon gegen den Frosch im Hals. Steff saß umringt von ihren Fans auf einer Kiste uns stimmte die emotionale Ballade „Zusammen Abschied“ an, die manchen Tränen in die Augen trieb. Auf dem kleinen Podest blieb es weiter gefühlvoll. „Krieger des Lichts“ und „Ja“ versprühten Pop-Romantik unter den Sternen der Discokugel. In den Wogen des LED-Lichtermeeres von den Smartphones geht es „Genauso“ schmusig weiter. Zurück auf der Hauptbühne und immer noch mit Frosch im Hals schwärmte Steff von den „good vibes“ auf der Tour und im Zelt, die sich spürbar in den Hits „Symphonie“ und „Nie wieder schlafen“ zeigten.

Silbermond schafften es eindrucksvoll, das Publikum auf eine emotionale Reise mitzunehmen. „Lasst uns die Hoffnung nicht verlieren“ lautet die ermunternde Ansage zum vorerst letzten Song „Will die Hoffnung“. „Wenn’s man schönsten ist“, sollte man nicht aufhören und so ging es gefühlvoll weiter in die Zugabe. „Das Beste“ kam fast zum Schluss. Anfangs nur von den Fans gesungen und der Gitarre begleitet, stieg schließlich auch der Rest der Band ein. Das fulminante Finale mit „Bestes Leben“, wozu kräftig mit Kleidungsstücken gewedelt wurde, entließ alle sowohl schwungvoll als glücklich in den Abend, an dem es inzwischen aufgehört hatte zu regnen.

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf