Frankfurt fordert, Halestorm liefert ab!
Da für die Supportband von Halestorm eine Berichterstattung am 02.11.2023 unerwünscht ist, komm ich direkt zum Highlight des Abends: Lzzy Hale und ihre Mannen.
Dass die Batschkapp Frankfurt ausverkauft ist und das mitten in der Woche, kommt nicht von ungefähr. Der Ruf, den sich diese Band im Laufe der Jahre erarbeitet hat, eilte der Truppe voraus. Vor der Bühne war der Andrang so groß, dass uns die Security Backstage zum Graben führen musste. Und auf einmal stehst du Auge in Auge mit dem Drummer Arejay Hale, dessen Haare Giftgrün gefärbt waren. Gleich rechter Hand macht sich der Bassist Josh Smith startklar. Ich war so perplex von der Situation, dass ich gerade einmal ein anerkennendes Brummeln herausgebracht habe, bevor der Sicherheitsmann uns zum Weitergehen aufforderte. Klasse reagiert Matthias *kopfklatsch*. Zum Glück war Lzzy nicht da, sonst wäre ich vielleicht noch in Schnapp-Atmung verfallen. Irgendwie fehlt mir wohl doch noch die Routine mit solchen Situationen umzugehen.
Angekommen im Bühnengraben, sehen wir uns einem wirklich attraktiven Publikum gegenüber. Alle Altersgruppen von 18 bis 60 sind vertreten. So mag ich das. Viel Zeit zum Begutachten blieb allerdings nicht. Das Licht wurde gedimmt und Lzzy Hale betritt im grellen Gegenlicht die Bühne. Es ist nur eine Kontur, die sich zum Mic bewegt, aber die Halle tobt. Mit einem stimmgewaltigem „Raise your Hands“ heißt sie die Massen willkommen. Und Frankfurt tut was ihnen geheißen. Tausende „Pommes Gabel“ erheben sich, stimmen in den Takt ein. Wie in Trance beginne ich damit Bilder zu schießen. Im Graben herrscht ein ebenso großes Gedränge wie vor der Bühne. Es ist gar nicht so leicht eine gute Position zu bekommen und die ersten drei Lieder gingen so schnell vorbei, dass ich es kaum fassen konnte. Das Ganze war wie mein erster Sex. Irgendwie habe ich mich durchgewurstelt, es war geil, aber auch wieder viel zu schnell vorbei. Nachdem ich meine Kamera abgeben musste, hat die Sicherheit uns zurück auf die Galerie gebracht. Von hier aus konnte man dem Treiben etwas entspannter folgen. An dieser Stelle möchte ich mich gerne für die tolle Arbeit der Sicherheitsmannschaft der Batschkapp bedanken. Während all unserer Berichte waren sie immer stehts aufmerksam, hilfsbereit und freundlich. Selbstverständlich ist das nicht.
Aber zurück zu den Stars aus Pennsylvania: Eine halbe Stunde lang geben sie alles auf der Bühne und seltsamerweise sind die Hände der Fans noch immer in der Luft. Wohin man auch schaut, glückliche Gesichter und Tanzende Menschen. Doch dann, die Band verlässt die Bühne. Das Licht wird gedimmt und die Musik kommt zum Erliegen. Was ist denn jetzt los? Die werden doch nicht schon Feierabend machen wollen? Nach 30 Minuten?! Als nach einer Minute noch immer nichts geschehen ist, wird die Menge unruhig. Erste Sprechgesänge werden laut: „Halestorm, Halestorm, Halestorm“, parallel mit lautem Pfeifen. Eine weitere Minute verstreicht. Doch da. Eine Bewegung im Halbdunkel. Ein Bühnentechniker schiebt etwas auf die Bühne. Etwas Großes. Ein Klavier. Die Menge verstummt und Lzzy Hale betritt die Bühne. Allein. Sie setzt sich und beginnt zu spielen. Mit ruhiger Stimme zu sanften Klavier-Klängen. Nun wird auch klar, warum die Pause gemacht wurde. Nach einer halben Stunde feinsten Hard Rock sollten die Gemüter etwas herunterfahren. Die Strategie geht auf. Das Publikum ist direkt auf einer Wellenlänge mit der Klavier-Ballade „Raise your Horns“. Handy-Lichter schwingen im sanften Takt. Unglaublich wie ein paar Tastenanschläge auf dem Klavier in Verbindung mit der gewaltigen Stimme dieser Sängerin die Massen kontrollieren. Gänsehaut macht sich breit.
Nach und nach kommen auch die restlichen Mitglieder der Band zurück auf die Bühne und langsam ziehen sie das Tempo wieder an. Halestorm hat endgültig die Kontrolle übernommen und spielt mit den Gästen. Schneller, langsamer. Frankfurt ist in ihrer Hand. Und das nutzen sie gnadenlos aus. Sie genießen ihre Kontrolle. Besonders der Drummer treibt es in seinen Soli auf die Spitze. Mir fehlen an dieser Stelle echt die Worte zu beschreiben, was sich an den Drums abspielte. Das müsst ihr einfach selbst sehen. Ich bin aus der Metall Szene ja schon schnelle Drummer gewohnt, aber Arejay Hale weiß wirklich zu beeindrucken. Um dem ganzen noch einen drauf zu setzen, spielte er in seinem Finale noch mit überdimensionalen Drum-Sticks. Keine Ahnung woher er die hat, aber die Teile waren gewaltig. Hat ihn das langsamer gemacht? Nein! Nicht ein kleines bisschen.
Beeindruckend was da abgeliefert wurde. Habe ich das Wort „episch“ in diesem Zusammenhang eigentlich schon genannt? Wenn nicht, dann jetzt. Halestorm rockt! Nach knapp 70 Minuten war das Ganze dann für die Band durch. Für die Frankfurter allerdings noch nicht. Nach knapp fünf Minuten Jubel, Sprechgesängen und Pfeifen wurde es dann auch der den Rockern klar, dass eine Zugabe her musste. Und die Amys haben sich nicht Lumpen lassen. Noch etwa weitere 20 Minuten haben sie draufgelegt und den Fans gegeben was sie so dringend wollten. Dankeschön! So muss das laufen.