Frankfurt: The Darkness’ epische Rockshow in der Batschkapp
Man kann als Faschingsmuffel den Fasnachtsdienstag kaum besser verbringen als auf einem Konzert von The Darkness. Das Versprechen von Sex, Drugs and Rock’n’Roll, Spandex-Onesies mit Tierprint, die mehr zeigen als sie verdecken, jede Menge Gibson Gitarren und ein Augenzwinkern lassen uns jedenfalls sofort mit der närrischen Zeit Frieden schließen, als die ungewöhnlichen Briten am 25.02.2020 die Batschkapp in Frankfurt unsicher machen.
Den Anfang machen DZ Deathrays aus Brisbane. Mit ungewöhnlichem Lineup aus zwei Gitarren und einem Drumset heizt das Trio, dessen Karriere auf einer Houseparty begann, ordentlich ein. Riffbetonter rotziger Noise-Hardrock sorgt für erste Wallungen im Großstadtpublikum. Direkt und laut präsentiert sich die Band auf einer Linie im vorderen Drittel der Bühne. Der Sound stimmt, die Stimmung auch. Dennoch springt der letzte Funke nicht sofort über, schließlich verlassen die drei aber unter lautem Applaus die Bühne.
Pünktlich um neun kommt „the worldˋs most epic rock band“, wie sie sich bescheiden auf Facebook präsentieren, auf die Bühne. Sofort wird klar: The Darkness sind eine Liveband und die fünf außergewöhnlichen Musiker präsentieren sich in bester Live-Form und spielen im ersten Teil ihres Sets selbstbewusst die neue Platte mit dem blasphemischen Titel „Eastern is cancelled“ komplett. Eine selbstbewusste Entscheidung, diese Ehre erweisen viele Bands ihren bestverkauften Platten oder gefeierten Debutalben. Hier dachten die vier Bandmitglieder wohl, dass ihre Fans das neue Material sicher lieben werden.
Sie sollen recht behalten. Die Fans feiern jeden einzelnen Song und das facettenreiche Album hat genug Hits und für jeden der Anwesenden ein paar Höhepunkte zu bieten. Die Musiker der Band hatten eine Karriere mit Höhen und Tiefen (Erfolg und Mißerfolg, Drogen und Entzug) und diese Erfahrung hört man. Zwischendurch trägt ein gut gelaunter Justin seine Rockstarpersönlichkeit spazieren und ist ständig zu Scherzen aufgelegt.
Eine eigenwillige Lightshow, stetige Gitarrenwechsel und Posen ohne Ende halten die Musiker auf Trapp, all das braucht es aber, um den opulent-epischen Sound zu schaffen. Zeitloser Brian-Adams-Schmelz, gemixt mit Falsetto-Gesang sowie Songs von Classic Hardrock bis hin zu College Rock bestimmen diesen Sound des um einen Tourgitarristen ergänztes Quartett.
Zwischendurch werden die Instrumente durchgetauscht. Ein altmodisches Syntie steht in der Ecke, die Tasten werden von einer Lampe in Hirschform beleuchtet. Nicht der typischen Rock Attitüde folgend (Play all your hits and when you’re drunk see what happens …) folgt die Band der Dramaturgie des Albums. Mutig, aber unterhaltsam, denn das Album ist wie gesagt abwechslungsreich und dementsprechend die Show.
Frontmann Justin ist eine Rampensau, mal galant mal kokett und stets zu Scherzen aufgelegt, nutzt jede Gelegenheit, um das Publikum aufzuziehen. Die kleinen Umbaupausen haben etwas von einem Theaterstück, aber auch die Rockshow wird gewürdigt, denn dafür sind die Leute gekommen.
Mit „One Way Ticket“ und einer Slapstickeinlage von Bassist Frankie Poullain mit Cowbell beginnt das 2. Set. Justin trägt mittlerweile einen Einteiler Modell „getigertes Nacktschnecke“. Die Band rockt sich durch die Hits ihrer Karriere und die Fans singen, klatschen und rocken mit. Ein Höhepunkt kurz vor Schluss ist das Cover „Fade out“ von Radiohead. Im Darkness-Gewand sprengt die Grenzen der Genres bis die Show schließlich mit der Zugabe „I believe in A Thing called Love“, ihrem wohl größten Hit. Bestens unterhalten verlassen wir das Etablissement und bereuen keine Minute, die Faschingsveranstaltungen ignoriert zu haben – The Darkness sei dank!