Frei.Wild bedient Frankfurt

Frei.Wild bedient Frankfurt

Grenzenlose Tonschwäche, Tiroler ohne Tirolerhut und Oben-ohne-Fans. Reißerischer wird die Headline heute leider nicht mehr *zwinker* Aber der Reihe nach. 13 Stopps quer durch Deutschland haben Freiwild absolviert. Einen davon auch in Frankfurt am Main. Im Schlepptau, die Band Grenzenlos aus dem Allgäu.

Die Jungs waren mir bis vor ein paar Wochen noch vollkommen unbekannt. Da ich aber in der Vergangenheit schon einmal eine Vorband schwer unterschätzt hatte, habe ich dieses Mal meine Hausaufgaben gemacht und im Vorfeld schon einmal etwas rein gehört. Stilistisch liegen die Jungs, sehr dicht an Freiwild. Die Entscheidung als Mainsupport ist also absolut nachvollziehbar. Die Herausforderung, das Publikum in Frankfurt anzuheizen, war allerdings keine Leichte. Zum Start war das Infield der Festhalle erst zur Hälfte gefüllt.

Mit etwas gemischten Gefühlen, ob das eine lahme Party werden könnte, wurden wir (die Pressefotografen) also in den Graben gelassen. Grenzenlos betrat die Bühne und begann sein Set. Bereits nach ein paar Sekunden wurde klar, den elitären Tontechniker hatten sie nicht am Start. Direkt vor den Boxen zu stehen und keinen Gehörschutz nutzen zu müssen, ist kein gutes Zeichen. Auch sonst hat es dem ganzen Sound an Körper gefehlt. Was wirklich schade war. Denn die Jungs haben echt einiges drauf. Sowohl die Texte, als auch die Melodien sind super! Schnell füllte sich das Infield und die Freiwildfans sind gut drauf. Trotz der Tonprobleme, schafft es die Band ihren Job sauber abzufrühstücken. Hut ab! Ich glaube die sollten wir im Auge behalten. Von Grenzenlos können wir in Zukunft sicherlich noch einiges erwarten. Ihr neues Album AntiXtrem landet auf jeden Fall auf meiner Shoppingliste.

Nach knapp 20 Minuten Pause, ging es dann zum Hauptakt. Freiwild betritt die Bühne. Wir haben Freigabe aus dem Publikum zu fotografieren, denn für die ersten 3 Lieder wurde schwere Pyrotechnik angekündigt. Um die Fotografen nicht zu gefährden, durften wir erst ab Lied 3 in den Graben. Ein Umstand der nicht zum Nachteil gereicht wurde. Mit etwas Distanz konnten wir so die volle Pracht der Pyro festhalten ohne Grabenzeit zu verlieren. Schnell wurde klar, die Mannen um Philipp Burger, genießen ihren Job. Auch die Tontechnik hat ihre Probleme in den Griff bekommen. Ich stehe wieder mit Ohrstöpseln in der Frontlinie und halte mit der Linse ins Geschehen. Und verdammt, da ist einiges los. Von einem Sänger der Gitarre spielt, hatte ich eher eine statische Position erwartet. Das da ein Herr Burger plötzlich mit Gitarre im Anschlag in mein Bild geflogen kommt, kam dann eher unerwartet. Der Band wird ja einiges nachgesagt, aber diese Hingabe und Freude an der Musik scheint zu wenig Beachtung zu finden. Schätze dafür muss man sie einfach auch Live erleben.

Das durchaus attraktive Publikum in der ersten Reihe, würde mir hier sicherlich Recht geben. Nach 3 Liedern müssen wir den Graben wieder verlassen und können uns unter die Masse mischen. Fotofreigabe bestand weiterhin. Was auch gut war. Für „die Zeit vergeht“ hat sich Philipp, auf den breiten Schultern eines Sicherheitsmannes, unters Publikum gemischt. Eine Nähe zur Masse die sich nicht jeder Sänger traut. Prompt hat sich ein Fan auf die Schultern ihres Freundes geschwungen, um mit dem Tiroler Star auf Tuchfühlung zu gehen. Sie bekommt ein Selfie das wohl seines Gleichen sucht. Gänsehaut macht sich breit…

Zurück auf der Bühne gab es dann noch Grund zur Beschwerde für den Frontmann. Sein Bier ist mittlerweile warm geworden…. *lach*
Des einen Leid, ist aber des anderen Freud. Das warme Bier ging mit den Worten „besser als nix“ an einen der Fans. Beschwerden hab ich von ihn keine gehört. Für „Yeah, yeah, yeah“ wurden die Gäste dann aufgefordert sich oben Frei zu machen und die Shirts zu schwenken. Zu unser aller Enttäuschung haben sich viel zu wenige Frauen an die Ansage gehalten. Aber die Männer waren da zum Glück weniger scheu und konnten zeigen was sie hatten. Mit 2 Stunden Spielzeit und 23 Liedern sind auf jeden Fall alle auf ihre Kosten gekommen. Frankfurt hat gefordert, Freiwild hat geliefert. Kommt das nächste mal am Wochenende und die Hütte ist komplett ausverkauft.

P.S.: Offenbar kann man kein Freiwildkonzert dokumentieren, ohne sich auch mit dem Klatsch auseinander setzen zu müssen. Selbst der Sänger hat die Nachrede vor dem Lied „Südtirol“ zum Thema machen müssen. Auch bei uns hier gab und gibt es durchaus kritische Stimmen, die Bedenken gegenüber einer Berichterstattung hatten. Ich für meinen Teil, der weder dem rechten noch dem linken Flügel sonderlich viel abgewinnen kann, sehe mich als neutralen Beobachter und als Stimme aus der Mitte. Und als solcher kann ich nur sagen: Politisch war an dem Konzert gar nichts. Weder die Fans können in irgendeine Ecke geschoben werden, noch wurde hier in irgendeiner Form zur Gewalt oder Hetze aufgerufen.
Was das Gerede angeht, so wünsche ich der Band viel Kraft darüber zu stehen. An dieser Stelle an die Ärzte zu verweisen, die schon vor Jahren gesungen haben: „lass die Leute reden“, find ich einen passenden Abschluss für das Thema.

Bleibt geschmeidig
Matthias

Setlist Frankfurt:

  1. Into: Wir Schaffen Deutschland
  2. Wir reiten in den Untergang
  3. Halbstark, laut & jung
  4. Kiss Ass vs. Arschtritt
  5. Es geht hier um dein Leben
  6. Wir schaffen Deutschland
  7. Weil du mich nur verarscht hast
  8. Zusammen und vereint
  9. Die Zeit vergeht
  10. Alleine nach vorne
  11. Südtirol
  12. Wir brechen eure Seele
  13. Herz schlägt Herz
  14. Verbrecher, Verlierer, Stalin und der Führer
  15. Yeah, yeah, yeah
  16. Hab keine Angst
  17. Unvergessen unvergänglich, lebenslänglich
  18. Trotzdem Weitergehen
  19. Das Land der Vollidioten
  20. Hoch Hinaus
  21. Medley
  22. Auf alles was war
  23. Sieger stehen da auf wo….

Matthias Meyer

Redakteur und Fotograf