Hämatom in der Kammgarn: Hart, aber herzlich

Hämatom in der Kammgarn: Hart, aber herzlich

Vorhang auf, Manege frei für Zirkus und Masken. Am 12.11.2016 haben Hämatom auf ihrer „Wir sind Gott“-Tour einen Stopp in der Kammgarn Kaiserslautern eingelegt, um ihre gleichnamige, aktuelle Scheibe zu präsentieren. Auf ihrer Reise wurden sie von apRon begleitet, die an diesem Abend vor ausverkauftem Haus im Vorprogramm auftraten.

Wenn sich Hämatom ankündigt, dann gibt es was brachial auf die Ohren – und zwar aus allen vier Himmelsrichtungen. Doch zuvor waren die anderen vier Bayern dran: Die Show von apRon begann schon vor dem ersten Ton, als der Drummer Medusa die wartenden Fans mit Autogrammkarten und reichlich Konfetti beglückte. Zumindest letzteres sorgte schon für erstes Kopfschütteln, quasi als Aufwärmung für das folgende Musikprogramm. Schließlich hieß es „Vorhang auf“ für über 30 Minuten Punch-Rock, der in der Tat an eine Zirkusvorstellung erinnerte. Mit skurrilen Outfits, Luftschlangen und natürlich jede Menge Konfetti herrschte auf der Bühne ein wahrlich buntes Durcheinander. Dazu hinaus tauchte im gut gefüllten Saal immer wieder ein schräger Typ mit Leggings samt Vokuhila-Perücke auf, der nicht nur animierte oder filmte sondern auch Bier verschenkte. Insgesamt lieferten die vier Jungs von APRON eine tolle Bühnenperformance ab, wobei sie es schafften, das Publikum bestens für den Headliner anzuheizen.

Nach einer kurzen Umbauphase kam endlich der Zeitpunkt für harte Klänge von Nord, Ost, Süd und West. Hämatom steht für gewaltigen Sound sowie deutliche Worte, was auch wieder an diesem Abend klar wurde und wofür die Fanbase die Band auch feierte. Mit Titellied dem aktuellen Albums „Wir sind Gott“ eröffnete die maskierte NDH-Band ihre Show, die mit einem Live-Schattenspiel der einzelnen Musiker startete. Sofort vom ersten Ton an war die ausverkaufte Kammgarn voll dabei, was sich bis zum Schluss nicht ändern sollte. Hämatom macht es ihren Fans auch wirklich schwer, bei den energiegeladenen Liedern ruhig zu bleiben. Die ersten Lieder kamen direkt hintereinander, so dass fast jeder davon angesteckt wurde. Texte vorsagen brauchte man nicht, die Lieder sind bekannt und eingänglich, so dass jeder mitgröhlen konnte. Bei aller Härte zeigte die Band, dass sie auch anders kann. Als Nord, der Sänger, während des Konzerts die Fans in der Mitte fragte, was für eine Überraschung sie da versteckt haben, – denn dort war eine kleine Lücke, die rege Aufmerksamkeit auch bei den Umherstehenden fand – staunte sowohl die Band als auch das Publikum nicht schlecht, als man einen Rollstuhlfahrer samt Stuhl empor hob. Sichtlich begeistert wurde dieser von der Menge nach vorne getragen, durfte sogar ein Lied mit der Band auf der Bühne verbringen. Bewegende Momente in der Kammgarn, ganz nach dem Motto „Harte Schale, weicher Kern“.

Hämatom und die Fans waren in Partylaune. Zu Klassikern wie „Seelenpiraten“, „Eva“ oder  „Alte Liebe rostet nicht“ wurde ebenso mitgesungen bzw. -getanzt wie zu den zahlreichen Songs der neuen Scheibe. Die schnellen, heftigen Lichtwechsel brachten immer wieder weitere Energieschübe, welche die Fanbase zusätzlich anheizten.

Fazit: Hämatom ist hart aber herzlich. Nord, Ost, Süd und West überzeugen mit publikumsnaher Bühnenpräsenz sowie brachialer Musik. Es war wieder ein gelungener, nicht geruhsamer Abend in der Kammgarn.

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf