Hämatom lassen die „Bestie der Freiheit“ in Kaiserslautern los

Hämatom lassen die „Bestie der Freiheit“ in Kaiserslautern los

Die „Bestie der Freiheit“ ist am 06.10.2018 in Kaiserslautern losgelassen worden. Hämatom haben auf ihrer gleichnamigen Tournee in der Kammgarn einen Zwischenstopp eingelegt, um ihr neues Material mitsamt neuer Show ihren Fans zu präsentieren. Als Support begleiten sie sowohl Dymytry als auch Kaizaa in die Betze-Stadt.

Nach den Kick-Off-Shows im Frühjahr steht nun die große „Bestie der Freiheit Tour 2018“ von Nord, Ost, Süd und West an. Um auf die vier Himmelsrichtungen gebührend einzustimmen, eröffnen heute die Punk’n’Roller von Kaizaa den vielversprechenden Abend. Die vier Musiker sind ebenfalls mit neuer Scheibe am Start. Fünf der frisch gepressten Silberlinge verteilt der Sänger nach dem ersten Song im Publikum. Das Liedgut ist unverschnörkelt, geradeaus dazu noch hart rockend. Dynamische Gitarrenriffs samt hämmernde Drums, die von kantigen Texten untermauert werden, heizen der schon gefüllten Kammgarn schon mächtig ein. Man will direkt in den Pit springen, mitsingen und feiern. Leider ist nach 20 Minuten schon Schluss, dann geht es in die Umbau für den Special Guest.

Mit Masken, Kostümen, Pyro-Technik und Soli bewaffnet sind Dymytry der perfekte Support für Hämatom, nicht zuletzt auch wegen dem gemeinsam aufgenommenen Song „Behind the Mask“. Für die fünf Tschechen in schwarzen Predator-Masken ist es der erste Streifzug durch deutschen Städte. Die Band aus Prag brechen mit ihrem eigens kreierten, brachialen Sound voran, den sie selbst als Psy-Core betiteln. Schretternde Riffs gepaart mit tief-rauem Gesang durchzieht in der nächsten Zeit das Gemäuer der alten Spinnerei. Nachdem es gut was auf die Glocke gegeben hat, gönnen sich die Bandmitglieder eine kleine Pause. Nur der Bassist sowie der Drummer Miloš Meier müssen draußen bleiben, um je ein Solo zum Besten zu geben. Beeindruckend wild prügelt der Schlagzeuger – fast wie von der Tarantel gestochen – auf seine Felle ein. Zum Wohlgefallen der jubelnden Meute. Gut gelaunt und energiegeladen starten Dymytry im Anschluss ihr „Ghostbusters“-Cover, was das Stimmungsbarometer weiter nach oben treibt. Das „Beast from The East“ sind ein würdiger Special Guest.

Kaum haben die einen die Bühne verlassen, fällt der Vorhang für die nächsten Masken. Es ist „Zeit für neue Hymnen“ schallt es durch die Kammgarn. So begrüßt Sänger Nord, gefangen in einem massiven Käfig, die frenetisch jubelnden Anhängerschaft. Hämatom sind gewohnt brutal direkt in Wort und Ton. Auch das neue Material wie beispielsweise „Ich hasse dich zu lieben“ oder „Zur Hölle mit eurem Himmel“ knüpft an diese knallharte Art und Weise an. Genauso lieben es die Fans und genauso knallhart sind auch die Fans. Textsicher grölen sie Lied für Lied, klatschen oder springen und lassen wieder mal sich beim Crowdsurfen – Rollstuhlfahrer nicht ausgenommen – hemmungslos aus. Dazwischen darf sich der ein oder andere über ein Band-Shirt freuen, das traditionell von Bassist West in die Menge geschossen wird. Die vier Himmelsrichtungen bieten einiges sowohl für das Auge als auch für die Ohren. Zunächst bezieht Band klar Stellung gegen das rechtspopulitsche Zeitgeschehen und lässt in Anspielung darauf „Monster“ ertönen. Anfänglich aus dem Käfig entflohen muss sich Nord nun, während er „Mörder“ singt, auf dem elektrischen Stuhl richten lassen. Doch auch Süd wird geprüft. Denn „Crowdsurfen war gestern“, jetzt ist Drum-Surfen, so der Frontmann und schickt seinen Schlagzeuger auf einem Mini-Drumset von Fans getragen in die Menge. Es ist überflüssig zu erwähnen, dass die Stimmung am Brodeln ist. Ja, Hämatom und Kaiserslautern wissen, wie man einen Konzertabend so richtig feiert – die Bestie der Freiheit rockt schonungslos die Kammgarn. Tja, die „Alte Liebe rostet nicht“ gilt anscheinend besonders für Kaiserslautern, so hat man den Eindruck. Ob bei Hits wie „Kids“ und „Eva“ oder zu den neuen Liedern wie „Lichterloh“, die umfangreiche Setlist lässt keine Wünsche offen. Gegen Ende steigt Nord mit Gitarrist Ost ins Publikum, um gemeinsam eine Akustik-Version von „Totgesagt doch neugeboren“ zu zelebrieren. Nach der Zugabe mit „Wir sind Gott“ beginnend über „Behind the Mask“, das natürlich gemeinsam mit Dymytry performt wird, bis hin zum traditionellen Schlusslied „Leck mich“ ist auch der letzte in der Kammgarn glücklich. Wieder mal hat die Band in Kaiserslautern für einen gepflegten Abriss gesorgt und legt im Vergleich zu der Kick-Off-Show in Saarbrücken noch eine Schippe drauf. Die Bestie der Freiheit hat gewütet und Hämatom zeigt sich einmal mehr als top Live-Band.

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf