Hardrock-Rebellen Extreme beweisen in Frankfurt, dass sie mehr sind als More than Words

Hardrock-Rebellen Extreme beweisen in Frankfurt, dass sie mehr sind als More than Words
Extreme - Batschkapp Frankfurt 04.06.2024

Am 04.06.2024 spielten Extreme auf ihrer Thicker Than Blood Tour in der Batschkapp Frankfurt ein großartiges Konzert für ihre begeisterten Fans.

Bestes Wetter und chillige Bierbank-Atmosphäre bei meiner Ankunft. Die Batschkapp zeigt sich wie immer in Bestform. Und es beginnt gleich auf musikalisch hohem Niveau. Opener Richie Kotzen legt pünktlich, laut und unter Applaus los. Keine Ansagen, ein Hardbluesrock-Song folgt dem nächsten. Richie weiß, was er kann. Und das ist eine Menge. Er ist unglaublich virtuos auf der Gitarre, jedes Riff, jedes Falsetto sitzt. Für Posen bleibt kaum Zeit, nach 40 Minuten räumen sein Trio unter lautem Klatschen die Bühne. Das Publikum ist bester Laune und wartet auf den Mainact.

Nach einer längeren Umbaupause ist es dann soweit: drängende Sounds, ein rot angestrahlter Gorilla, Extreme ist bereit. Wir auch. Die Band beginnt gleich mit „It (’s a Monster)“ und „Decadence Dance“ aus dem kommerziell erfolgreichsten zweiten Album Extreme II: Pornograffitti, welches den Sound der Band maßgeblich definierte. Es ist alles noch da. So als hätte es die Trennung 1996 nie gegeben. Und als würde ihr letztes Album „Saudates de Rock“ keine 15 Jahre zurückliegen.

Gary Cherone, Nuno Bettencourt, Pat Badger und Kevin Figueiredo sind mit ihrem sechsten Album „Six“ am Start und transportieren mich direkt zurück in alte Zeiten. Unfassbar präzises Gitarrenspiel, mehrstimmiger Gesang, klassische Anleihen und ein treibendes Schlagzeug. Im Gegensatz zu Kotzen sucht Frontman Cherone immer wieder den Austausch mit dem Publikum. “Is this your first Extreme concert? What took you so long, you were 38 years busy?” Und dann spielen die bekennenden Queen-Fans (Ihr Auftritt beim Freddy Mercury Tribute Concert 1992 zählt laut Rolling Stone zu den 10 besten Live-Auftritten.) „We will rock you“, um die Frankfurter vollständig aus der Reserve zu locken. Danach wird es endgültig lauter und rockiger, denn in dieser Disziplin fühlt sich die Band am Wohlsten.

Es folgt ein Querschnitt durch ihre Karriere, ein Medley aus Songs des Debutalbums, radiotaugliche Gassenhauer wie „Hole-Hearted“, bei der die 12-saitige Gitarre wieder zum Einsatz kommt, und auch neue Songs, welche die Band wieder in musikalisch härtere Gefilde geführt haben.
Sie sind eindeutig dankbar für ihren erneuten Erfolg, geben alles auf der Bühne, dazwischen kleine Pausen für Anekdoten. Wer jetzt noch kein Bandshirt hat, ist selbst schuld. Für „More than words“ wird es kurz gefühlvoll, Cherone gibt, trotz inzwischen angeschlagener Stimme, alles und ja, der Song zieht noch immer. Cherone und Bettencourt haben ihn 1990 gemeinsam komponiert und, nur mit einer Akkustikgitarre begleitet, von dem Album Pornograffitti ausgekoppelt. Vielleicht bis heute ihr meistgehörter Song. Doch sie wären nicht Extreme, wenn sie danach nicht direkt das Tempo wieder erhöhen würden. Bettencourt hängt sich die Eddie Van Halen Gitarre um und spielt dessen Riff. Vielleicht als kleine Hommage an Cherones Zeit bei Van Halen als die Band getrennt war?

Eins ist klar, Extreme hat ein fulminantes Konzert hingelegt. Alles, was die Bandmitglieder – gemeinsam und getrennt voneinander – erlebt haben, spiegelt sich in ihrer Performance wider. Der Kreis schließt sich, als Das Quartett die Zugabe mit der erste Single „Rise“ aus ihrem neuen Album ausklingen lässt. Das nächste Konzert in der Batschkapp lässt hoffentlich nicht wieder so lange auf sich warten. Denn was die Band und ihre Fans zusammenhält ist thicker than blood. Wer sie jetzt noch erleben möchte, kann das unter anderem am 25.06.24 in der Großen Freiheit in Hamburg. And now Get the Funk Out.

Fotos von Andreas Schieler

Fritzi van Ribbeck

Redakteurin