Heaven Shall Burn und August Burns Red zeigen Metalcore vom feinsten
„The Final March“ hat Heaven Shall Burn am 08.03.2018 in den Schlachthof Wiesbaden geführt. Dort haben die fünf ihren Fans zusammen mit August Burns Red, Whitechapel und In Hearts Wake einen gewaltigen Konzertabend beschert.
Als erste Band eröffnen In Hearts Wake aus Australien vor gut gefülltem Haus. Das Quartett kommt von Anfang an zwar recht brachial daher, dafür ist der Klang insgesamt etwas dumpf. Während der Sänger überwiegend tief growlend auf der Bühne herum springt, wird er in einigen Liedern vom Bassist mit Klargesang unterstützt. Wie ein Flummi hüpft auch der Gitarrist, selbst während er das ein oder andere Solo aufs Parkett legt. Der etwas unausgewogen abgemischte Sound stört die Fans recht wenig. In der Mitte der Halle wird gesprungen und geklatscht, so ist die Stimmung schon bei der ersten der vier Bands heute Abend richtig gut. Zum Abschluss des Gigs funktioniert sogar die Wall of Death auf Anhieb, was dem Sänger sichtbar gefällt.
Nach der kurzen Umbauphase geht es kraftvoll weiter, nur besser soundtechnisch abgestimmt. Jedoch zeigt sich Whitechapel mehr Wave-lastiger, was mit drei Gitarristen ordentlich Druck erzeugt, der durch den schnellen Drummer mit stets ballerndem Doublebass verstärkt wird. Diese interessante Mischung macht die Band abwechslungsreich – im Rahmen ihres Genres – und verleiht ihr individuellen Musikcharakter. Und die sechs jungen Männer kommen im inzwischen gefüllten Schlachthof ganz gut an. Immer noch tobt der Moshpit in der Mitte des Raumes, derweil ist zur Peripherie hin dezentes Kopfnicken angesagt. Auf spärlichen Ansagen des Sängers reckt die Halle stets die „Horns“ in die Höhe. Mit einem abrupten Ende verabschiedet sich die Band aus Knoxville nach nur etwa 25 Minuten.
August Burns Red, die von großer Tour aus Übersee kommen, werden schon im Vorfeld als heimlicher zweiter Headliner gefeiert und stürmen unter viel Jubel die Bühne. Vor allem der Frontmann legt ein sportliches Programm während des Gigs ab, wohl bemerkt in langem Hemd und Strickmütze. Stimmlich wie instrumental hagelt es wie ein nie enden wollender Donner durch die Halle. Der Sound lässt den kompletten Schlachthof beben, teilweise bis zum Schmerz. Dagegen schmerzfrei gibt sich unterdessen einer der beiden Gitarristen, der die Bühnenzeit in Flipflops verbringt. August Burns Red geben richtig Vollgas und das lässt die Stimmung merklich ansteigen. So hat die stets freundliche Security zunehmend mit Crowdsufer alle Hände voll zu tun, wobei auch hier es in der Hallenmitte weiterhin schweißtreibend abgeht.
Dann ist endlich Zeit für den Headliner. Mit dem Opener „Downshifter“ präsentieren sich Heaven Shall Burn von Beginn an professionell. Im Bühnenbild, einer gigantischen Industrieanlage, aus der große LED-Spots die Fanmenge anstrahlen, bewegen unermüdlich sich die Bandmitglieder. Nur der Drummer sitzt auf einer Erhöhung, die mit Turninenräder untermauert ist. Der Sound erklingt klar und kräftig. Beim Tourauftakt in Wiesbaden spielen Heaven Shall Burn mit dem Gitarristen von Alestorm, da sich ihr Saitenspieler verletzt hat. Die Fans springen, moshen und pogen zum einem bunten Potpourri aus neuen Songs gepickt mit den alten Klassikern. Sowohl der Frontmann als auch seine Mitstreiter auf der Bühne geben sich frisch und spielfreudig. Das überträgt sich natürlich schnell auf die Atmosphäre, die mit fortschreitender Stunde immer feierwütiger wird. So rennt inzwischen ein riesiger Circlepit wie ein rasend Uhrwerk durch die große Halle, während drum herum die Menge schnell rhythmisch klatscht oder den Kopf kreisen lässt. Bei einer Ansage des im roten Hemd gekleideten Sängers Markus Bischoff gibt es für den Bandgitarristen Alexander spontan ein „Happy Birthday“-Ständchen, worauf dieser sich eine extra große und weite Wall of Death wünscht. Das wird ihm natürlich erfüllt, so dass gefühlt die beiden Hallenhälften nach kurzer Zeit aufeinander prallen. Es folgen Songs wie „Combat“ oder der für die Tournee namensgebende Song „The Final March“. Nach „Hunters Will Be Hunted“ wird eine kleine Verschnaufpause eingelegt, bevor es mit den Zugaben „Endzeit“ und dem Blind Guardian Cover „Valhalla“ unermüdlich weitergeht bzw. zu Ende geht. Im roten Licht sowie im Dunst der schwitzenden Halle verabschieden sich Heaven Shall Burn und können auf einen gelungen Tourauftakt zurückblicken.