Heißes Heimspiel: Powerwolf begeistern in ausverkaufter Saarlandhalle
Am 03.12.2022 ist endlich wieder Heimspiel für die Jungs von Powerwolf gewesen. Nachdem dem das Konzert der „Wolfsnächte Tour“ im Juli 2020 und dann 2021 aufgrund der epidemischen Lage nicht stattfinden konnte, gastieren die Wölfe im dritten Anlauf in der ausverkauften Saarlandhalle Saarbrücken. Die Power-Metal-Band wird an diesem Abend von Dragonforce aus England und den Warkings begleitet.
Trotz kalter Temperaturen sind schon am späten Nachmittag die ersten Fans vor das Congress-Centrum in die saarländische Hauptstadt gezogen. Der große Ansturm kommt nicht überraschend, denn das Konzert in der Heimatregion von Powerwolf ist seit langer Zeit ausverkauft. Überpünktlich geht es schließlich zur Freude der gekühlten Wartenden los. Warkings eröffnen energisch den Abend in der bereits gut gefüllten Halle. „The Tribune“ (Gesang), „The Crusader“ (Gitarre), „The Viking“ (Bass) und „The Spartan“ (Drums) feuern die Stimmung ordentlich an, vor allem durch viel Animation des Publikums. Sie singen von „Spartacus“, „Maximus“ und „Monsters“, wobei sich unter den klaren Gesang des Tribuns immer wieder die gutturalen Schreie der „Queen of the Damned“ mischen, die hin und wieder auch ihre klare Stimme zum Besten gibt. Die harten Riffs der Oden an Sparta oder antiken Gottheiten motivieren immer mehr im sich weiter füllenden Saal zum Mitklatschen bzw. Mitsingen. Nach knapp einer halben Stunde ist das musikalische Spektakel der heroischen Krieger schon vorbei, so dass die Zeit für Dragonforce gekommen ist. Herman Li und seine Band stürmen zu „Highway To Oblivion“ auf die Bühne, die gekonnt den 8-Bit-Arcade-Charme der 80er aufleben lässt. Während grelle Farben mit Neonleuchten gespickt das TV-Testbild im Hintergrund zieren, ragen am Bühnenrand überdimensionale Videospiel-Automate in nostalgischer Donkey-Kong-Manier empor, auf denen bevorzugt die Saitenspieler Poistion beziehen. Dragonforce ist sichtlich inspiriert von der Videospiele-Ära, was kurze Zeit später von Frontmann Marc Hudson bestätigt. Die Fans sind angetan und bejubeln schnellen Songs wie „Fury oft the Storm“ oder „Cry Thunder“. Was zuerst als Scherz vermutet wird, entpuppt sich gleich drauf aber als bittere Wahrheit: Untermalt von den ultraschnellen Fingern des quirligen Gitarristen mit Neon-Brille überrascht und belustigt zugleich Celine Dions „My Heart Will Go On“ auf Speed-Metal die Metalheads in der Saarlandhalle. Immer wieder lässt Li sein flinkes Können auf den Saiten, das maßgeblich den Sound der Band bestimmt, in Solo-Eskapaden aufblitzen. Neuzugang Alicia Vigil, die junge Bassistin, kündigt den nächsten Song an und zeigt, dass sich ihr Deutsch-Unterricht endlich auszahlt. Die aus London stammende Band weiß die Menge zu mitzunehmen und so bekommt die stets freundliche Security immer mehr Arbeit mit den ersten Crowdsufern. Die Stimmung stimmt und mit Schlusslied „Through The Fire And Flames“ legen sowohl Band als auch Publikum sogar noch eine Schippe drauf.
Lang ersehnt fällt um 21 Uhr unter Powerwolf-Sprechchören endlich der schwarze Vorhang mit dem großen PW-Logo. Mönchskuttenträger mit Fackeln begleiten zu kirchlichen Klängen die Bandmitglieder auf die Bühne. Sänger Attila Dorn, die Gitarristen Matthew und Charles Greywolf sowie Organist Falk Maria Schlegel und Schlagzeuger Roel van Helden starten traditionell mit „Faster Than The Flame“ ihre heilige Metalmesse. Immer wieder schießen mächtige Flammensäule dazu empor, während Falk in der Mitte an seiner Orgel mit großen feuerspeienden Pfeifen herumwirbelt. Der Lieder, die sich meist um Werwölfe, Gelüste oder Kirche drehen, sind gewaltig und die Show ist von Beginn an imposant sowie schweißtreibend. „Ich habe schon ein bisschen Pipi in den Augen. (…) Es tut gut wieder zu Hause zu sein.“, begrüßt fast schon sentimental Attila die komplett gefüllte Saarlandhalle. „Ich möchte die Halle vom Pop entweihen. Wollt ihr die heilige Heavy-Metal-Messe mit uns feiern?“, so der gut aufgelegte Sänger weiter. Die Frage ist natürlich rhetorisch und natürlich will jeder hier endlich mit den heimischen Wölfe wieder feiern. So wird allseits im Takt von „Cardinal Sin“ die Pommesgabel emporgereckt. Die treue, teilweise verkleidete Fangemeinde grölt daraufhin textsicher Lied für Lied mit. Ihr chorales Gesangstalent beweiset das Wolfsrudel abermals zur Mitsinghymne „Armata Strigoi“. Powerwolf haben sichtlichen Spaß. Sie genießen spürbar ihren Auftritt in der Heimatstadt, was das Stimmungsbarometer stets weiter anheizt. Als bei „Stossgebet“ wieder die Mönche mit Fackeln auf die schon in Flammen gesetzte Bühne ziehen, reihen sich zum opernhaften Gesang tausende weitere Stimmen aus der Halle im Refrain ein. Gänsehaut überfährt einen. Es tut gut wahrlich gut hier zu sein. „Vor vier Jahren war es schon geil hier, aber ich glaube heute wird es noch geiler“, so Attila. Falk unterdessen springt unermüdlich über die Bretter, schwingt seinen Schal, während die beiden Grewolfs stets die Seiten wechseln oder auf der Erhöhung zusammen in Pose stehen. Die Wölfe liefern heute Abend ein volles Brett ab, dabei verstehen sie es, mit dem Publikum zu spielen und es in ihren (un)heiligen Heavy-Metal-Bann zu ziehen. Die Setlist lässt eigentlich keine Wünsche offen. „Demons Are a Girl’s Best Friend“, „Amen and Attack“ und „We Drink Your Blood“ werden textsicher mitgesungen und sind inzwischen Ohrwürmer, die in keiner guten Metal-Messe fehlen dürfen. Zwischen den harten Klängen gesellt sich dann „Where the Wild Wolves Have Gone“, eine emotionale Ballade zur Verschnaufpause mit Schnee auf der Bühne, passend zu den Temperaturen. Doch gleich drarauf bringen „Army Of The Night“ und „Blood For Blood“ mit gemeinsamem Hüpfen das Blut schnell bis zum Finale wieder zum Kochen.
Powerwolf perfektionieren ihr eigen kreierte Genre in Musik und Show, was sie zurecht zu einer der angesagten Metal-Bands der Zeit macht. So heißt es am Ende „Vielen Dankeschön“ an Powerwolf und an das Saarbrückener Publikum für eine „heiße Atmosphäre“, die dem Heimspiel in der Saarlandhalle mehr als würdig ist. Wer noch nicht genug davon hat, kann die Wölfe am 15.07.2023 beim Open Air am E-Werk Saarbrücken erneut live erleben (Tickets in der Garage Saarbrücken und allen bekannten VVK).