Komplett volles Kesselhaus in Wiesbaden ist Extrabreit

Komplett volles Kesselhaus in Wiesbaden ist  Extrabreit

Extrabreit, eine der bekanntesten Neue Deutsche Welle Bands, sind auf ihrer Weihnachts-Blitztournee am 21.11.2019 im Kesselhaus Wiesbaden aufgetreten, um im Stil der vergangenen Zeiten mit den Fans die heute noch bestehenden Abgründe zu besingen oder einfach nur den Flieger abheben zu lassen.

In dem kleinen Clubhaus des Schlachthofs Wiesbaden drängen sich die Fans, um vor allem die großen Hits aus den 80er live zu erleben und mitzusingen. Lange darauf warten müssen sie auf keinen Fall. Denn mit „Kleptomanie“ zünden die fünf älteren Herren schon früh die Stimmungskanone. „Polizisten“ nimmt danach zwar das Tempo etwas raus, nicht aber die gute Laune und so schallt es lautstark „Die Polizei ei ei“ durch das Kesselhaus. Erinnerungen werden geweckt. Extrabreit geben sich betont locker, sprechen über ihren Gig in Wacken, bevor Sänger Kai Havaii auf den Boden schauend „So, was kommt denn jetzt?“ laut denkt. Zwischendurch ergreift Gitarrist Stefan Kleinkrieg das Mikrofon, was dem Sänger für zwei Lieder eine Pause beschert. Ein paar Ausflüge in experimentelle Gefilde zeigen, dass es der Band auch um Sound geht, ums Musikmachen. Extrabreit sind eben nicht nur bierernste Phrasendrescher.

Die Breiten geben sich abwechslungsreich: Mal mit, mal ohne Sozialkritik, mal ernst und mal nur so zum Spaß, nicht immer politisch korrekt, aber stets authentisch und immer mit Rückgrat. Die Musik ist eingängig, fürchterlich optimistisch und furchtlos aufmüpfig aber vor allem alles andere als oberflächlich. Die Neue Deutsche Welle klingt hörbar mit, doch ist man dem Punksound immer treu geblieben. Das Publikum, das scheinbar überwiegend die Jugend in den frühen 1980er Jahren verbracht hat, ist gut drauf und feiert begeistert die altbekannten Songs. „Der Präsident ist tot“, „Der Führer schenkt den Klonen eine Stadt“ oder „Glück und Geld“ aus dem legendären Album „Zurück aus der Zukunft“ feuern die gute Laune weiter an.

Extrabreit erzählen von alten Zeiten, als sie Stunden mit Nena im Proberaum verbrachten. Lange ist es her. Inzwischen kann das rebellische Quintett auf über 40 Jahre Bandgeschichte mit einigen Erfolgen zurückblicken. Einer davon ist die Kooperation mit Hildegard Knef, bei dem lautstark „Für dich soll’s rote Rosen regnen“ mitgegrölt wird. Die Band ist durch und durch eingespielt und klingt nach wie vor frisch sowie dynamisch. Kein Wunder also, dass der berühmte Funke nicht nur bei den Hits wie „Hart wie Marmelade“ oder „3 D“ überspringt. Gekrönt wird der Abend mit einer extra langen Version von „Flieger grüß mir die Sonne“, wo es auch den letzten nicht mehr ruhig hält. Je fortgeschrittener die Playlist desto mehr besinnt man sich auf alte Klassiker. „Hurra, hurra, die Schule brennt“ und „Annemarie“ leiten dann den fulminanten Schluss ein. Mit der Ballade „Junge, wir können so high sein“ entlässt Extrabreit schließlich seine Fans in Wiesbaden gemütlich und glücklich in die kühle Nacht. Danke, heute waren alle wieder Extrabreit.

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf