Let’s rock this place: Bruce Dickinson und Band mit energiegeladener Show beim Zeltfestival Rhein-Neckar
Das Zeltfestival Rhein-Neckar hatte erst kürzlich eine legendäre Band (wir berichteten davon) nach Mannheim geholt und hat nur wenige Tage später mit einer weiteren Ikone nachgelegt. Nach fast 20 Jahren präsentierte Iron Maiden-Sänger Bruce Dickinson am 24.06.2024 sein neues Soloalbum „The Mandrake Project“ auf dem Maimarktgelände.
Das lockte vor allem treue Fans seiner Stammband. So tummelten sich gefühlt die ganze Bandbreite an unterschiedlichen Iron-Maiden-Shirts bei sommerlichen Temperaturen auf dem Mannheimer Maimarkt, um den Frontmann mit seiner neuen Band live zu erleben Bei strahlendem Sonnenschein kochte das Zelt förmlich und Abkühlung war nicht in Sicht, vor allem weil drinnen Dominum einheizten. Die Nürnberger Metalband startete mit „Immortalis Dominum“ von ihrer aktuellen Platte „Hey Living People“. Felix Heldt, Frontmann mit Gehstock und einziger Akteur ohne Zombiemaske, animierte gekonnt die Anwesenden in seinem Frankenstein-Kosmos. Mit dem Scopions-Cover „Rock You Like A Hurricane“ grölte dann schließlich auch die hinteren Reihen mit. „Wir hatten das mit der Faust und das mit dem Singen“, so der Sänger. Aufgabe erfüllt, alle im Zelt waren nun warm für den Headliner. Mit dem Versprechen, bald wieder in der Nähe zu spielen, beendeten nach einer halben Stunde der Graf mit seinen Zombies zu „We All Taste The Same“ ihre düstere, energiegeladene Show.
„Bruce, Bruce“-Rufe hallten durch das fast gefüllte Zelt und als das Licht gedämmt wurde, trat unter lautem Jubel zunächst die Band hervor. Co-Produzent und Giarrist Roy Z konnte sich aufgrund „persönlicher Verpflichtungen“ nicht anschließen, dennoch stand ein überzeugendes Line-Up auf der Bühne. Der schwedische Produzent Philip Näslund sowie Songwriter Chris Declercq, der schon auf der Singleauskopplung „Rain On The Graves“ zu hören war, nahmen den Platz an den Gitarren ein. Am Bass spielte Tanya O’Callaghan von Whitesnake, die auch schon mit Dee Snider tourte. Keyboarder Maestro Mistheria und Schlagzeuger von Puddle of Mudd Dave Moreno komplettierten das hochkarätige Line-Up.
Auf der LED-Leinwand im Hintergrund drehte sich eine Bronzemünze mit einem großen M. Dazu erzählte eine düstere Stimme von weiten Galaxien und dem Ende der Welt. „Germany, let’s rock this place“, begrüßte der sichtlich gut gelaunte Bruce Dickinson mit unverkennbarer Stimme. Ein Meer aus Jung und Alt grölte in den ersten Tönen von „Accident Of Birth“ ihm vor Freude entgegen. „Abduction“ und das erste Lied aus dem neuen Album „Afterglow of Ragnarok“ brachten die Metalheads ordentlich in Bewegung, doch Dickinson stand ihnen in nichts nach. Im Gegenteil: Der 65-Jährige wirbelte scheinbar unermüdlich zwischen den beiden Gitarristen von Seite zu Seite, vorbei an der Bassistin, deren blonde Dreadlocks ebenso herumwirbelten. Ausladende Gesten begleiteten seine energische Performance, wie bei „Chemical Wedding“. Bruce benötige viel Raum und zurecht feierte das Publikum die stimmgewaltige Metal-Ikone. In den instrumentalen Passagen treten die anderen Musiker ins Scheinwerferlicht. Ob O’Callaghan, die immer wieder mit dem Publikum flirtete, oder Mistheria im Cowboy-Hut oder auch Chris und Philip ernteten alle bei ihren Soli, beispielsweise bei „Frankenstein“, für jede Action mächtig Applaus.
„What extacly is the Mandrake Project?“, meldete sich Dickinson mit frisch geölter Stimme zurück, während auf der Videoleinwand ein übergroßes Kreuz aus Stein ragte. Sowohl kraftvolle als auch melodiöse Kompositionen untermalten die mystischen Geschichten. Auch das neue Projekt bleibt dem gewohnten Dickinson-Sound treu. Zwischen den kraftvollen Werken nahm sich der Frontmann immer wieder Zeit für das Publikum. Mit amüsanten Anekdoten und spontanen Witzen lockerte er die Atmosphäre auf und zeigte seine nahbare Seite. Die Show war sowohl abwechslungsreich als auch kurzweilig. Trotz heißer Temperaturen sangen, klatschten und schrien die Fans unentwegt mit. Selbst Songs wie „Tears Of The Dragon“ oder „Rain On The Graves“ brachten keine Abkühlung. Nahezu das ganze Zelt befand sich im Bann des Mandrake-Projektleiters. „Navigate the Seas of the Sun“ und „The Tower“ bildeten nach etwa 90 Minuten die Zugabe, zu der alle noch einmal richtig aufdrehten.
Bruce Dickinson und seine Band zeigten sich beim Zeltfestival Rhein-Neckar (www.zeltfestivalrheinneckar.de) spielfreudig und lieferten eine mitreißende Show. Die Mischung aus neuen Songs des „Mandrake Project„-Albums und Klassikern weckte die Lust auf mehr Solo-Auftritte des Iron-Maiden-Sängers.