Loreley: So heiß ging es auf dem RockFels Open Air 2017 zu

Loreley: So heiß ging es auf dem RockFels Open Air 2017 zu

Vom 15.-17.06.2017 ist das RockFels Open Air auf dem berüchtigten Loreley-Fels bei Sankt Goarshausen in die dritte Runde gegangen. Mit dabei sind große Namen des Genres wie beispielsweise Blind Guardian, Powerwolf und Gotthard gewesen, welche die malerische Kulisse in ein Heavy-Metal-Feuerwerk hüllten. Bei sonnig-warmen Temperaturen und bester Festivalstimmung ging es zeitweise heiß her.

Nach dem Grußwort von Veranstalter Ulrich Lautenschläger eröffneten TXL fast traditionell das diesjährige RockFels Open Air und weihten zeitgleich die neue Bühne auf der Loreley ein. Bei strahlendem Sonnenschein oder bei einem „Wetter zum Helden zeugen“ wie der Berliner Frontmann betonte, gesellten sich die ersten hundert Besucher in das renovierte Amphitheater. Die Berliner Band, welche die  RockFels-Hymne „Rock den Fels“ zum Besten gab, deutete an, was die angereisten Metalfans in den nächsten drei Tagen zu erwarten hatten: heißer Rock bei ausgelassener Partylaune! Mit Kissin‘ Dynamite stieg im Anschluss das Stimmungsbarometer ein gutes Stück an. Zu den schnellen Oldschool-Metalriffs kam der ein oder andere schon früh ins Schwitzen. Derweil füllte sich die Freilichbühne auf dem sagenumwobenen Felsen stetig weiter. Zwar suchten anfangs noch viele die wenigen Schattenplätze auf oder versorgten sich im spektakulären Biergarten, jedoch zu Ugly Kid Joe war die Festivalarena schon so gut besucht, dass die Meisten den beliebten Platz an der Sonne einnahmen. Die zwischenzeitliche Bewölkung gepaart mit dem unterhaltsamen Auftritt der kalifornischen Metal-Band lockte dann doch so einige aus der Reserve, um Hits wie „Everything about you“ oder „Cats in the cradle“ mitzugrölen. Der neue optimierte Sound auf der Freilichtbühne bescherte dem Auditorium eine tolle Akustik in jedem Winkel – auch als der Sänger, der trotz lädiertem Arm wie wild über die Bühne sprang, mit den Worten „Do it with grace, do it with love, do it with respect“ seinen Bassisten aufforderte, Lemmy zu Ehren den Motörhead-Klassiker „Ace of Spades“ anzustimmen. Ganz im Stile von AC/DC heizten danach Krokus ein. Die Schweizer lieferten eine kurzweilige Performance im klassischen Hardrock-Stil ab, was so manchen Hardrock-Fan dazu motivierte die Haare kreisen zu lassen – sofern noch vorhanden. Auch der Umbau zwischen den Acts riss die Feierlaune beim gut gelaunten Auditorium nicht ab, welches spontan  „Always look on the bright side of life“ lautstark mitsang und -pfiff. Zu Axel Rudi Pell klarte der Himmel wieder auf, so dass man im Sonnenuntergang vor idyllischer Kulisse mit dem Gitarrenvirtuosen samt seiner Band abrocken konnte. Den ersten, schweißtreibenden Tag vollendeten Gotthard, die durch ansteckende Spielfreude das Publikum mitreisen konnten und so den Loreley-Felsen zum Beben brachten.

Heiter bis wolkig startete der zweite RockFels-Tag mit der Rockland-Radio-Gewinner-Band Motörhaze, die sich – wie der Name schon vermuten lässt – als Motörhead-Coverband bei nicht wenigen Frühaufsteher (immerhin war es erst 13 Uhr und so mancher hatte gefühlt erst vier Stunden geschlafen) beliebt machte. In Form von Xandria folgte früh ein erstes visuelles und akustisches Highlight. So füllten sich schon um kurz nach 14 Uhr die Ränge der Freilichtbühne, um gemeinsam mit der attraktiven Sängerin Klassiker wie „Nightfall“ zu singen oder besser gesagt, sie ließ ihre zarte Opernstimme erklingen während die Menge eher verkatert mitgrölte. Hinter der darauf folgenden „RockFels Show Band“ steckte wieder TXL, die am Tag zuvor das Open Air eröffnete und sich nun mit Coversongs versuchte. Leider scheiterte der Versuch, denn die Ränge leerten sich schnell wieder. Schade, denn Xandria hatte doch zuvor für so gute Stimmung gesorgt. Als dann Sanctuary auf die Bühne trat, stieg aber sofort sowohl die Zuschaueranzahl als auch die Laune wieder an. Bei angenehmem Festivalwetter rockte jetzt der Fels so richtig los. Und Delain legte sogar noch eine gute Schippe drauf. Die niederländische Band füllte die Ränge wieder fast komplett, was wohl nicht nur musikalisch zu begründen war. Denn die Frontfrau begeisterte vor allem die Testosteron geladenen Headbanger durch ihr provokantes Oberteil. (Zitate werden an der Stelle bewusst vermieden) Jedoch hörte man von einer Vielzahl der restlichen Mehrheit fast ausschließlich lobende Worte. Heiß ging es auch mit Saltatio Mortis weiter, die unter anderem mit einer großartigen Pyroshow einheizten. Frontmann Alea ließ mit seinen akrobatischen Einlagen sowie seiner motivierenden Publikumsinteraktion wahrlich den sogenannten Funken überspringen – Fannähe wie sie sein sollte. Die Freilichtbühne tanzte, sang und sprang, getreu dem bandeigenen Motto „Wer tanzt, stirbt nicht“. Zu Recht waren die Mittelalter-Rocker die bisher einzige Band, welche eine Zugabe spielen durfte. Zum Schluss des zweiten Festivaltags spielte Blind Guardian. Die Krefelder entführten die Loreley in ihre musikalische Fantasiewelt, um dort vor riesiger Fanbase alte Klassiker sowie neue Hits wie „Valhalla“ und „Mirror, Mirror“ zu feiern. Gänsehaut-Feeling kam letztendlich beim „Bard’s Song“ auf, bei dem gefühlt jeder seine Stimme mit in den Nachthimmel erhob. Ein mehr als würdiges Ende … und nun ab in die Zelte!

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Denn am dritten Tag des RockFels Open Airs starteten Ohrenfeindt mit purer Rock’n’Roll Stimmung. Ein paar hundert Metalheads hatten es tatsächlich geschafft, nach einer durchzechten Nacht mit den Hamburgern energiegeladen den letzten Festivaltag zu beginnen. Firewind, die durch kräftig schnelle Riffs überzeugten, ließen im Anschluss auch den letzten verschlafenen Metalhead aus seinem Zelt erwachen. Dagegen gingen es King’s X eher groovig an und sorgten für den zwischenzeitlichen „slowdown at this beautyful grey day“. Nicht annähernd so ruhig war die „Piraten-Sauf-Powermetal-Band“ – so die Beschreibung einer Festivalbesucherin – Alestorm, welche die Freilichtbühne nicht nur fast gänzlich füllte sondern auch die durstige Menge in Bewegung versetzte. Zugleich stellten die Schotten auch klar, dass sie nur aus einem bestimmten Grund auf die Loreley gekommen sind, nämlich „we are here to drink your beer“. Dunkel-harte Töne brachten dann QUEENSRŸCHE mit sich. Die Band, die einst mit Musikgrößen wie Guns N Roses und Metallica tourte, erfreute sich noch immer einer großen Fanschar, die ihre Band vor Ort zu Hits wie „Queen of the Reich“ lautstark feierte. Schließlich kam der Auftritt der Synphonic-Metal-Lady des dritten RockFels Open Airs. Im eleganten, schwarzen Kleid betrat Tarja Turunen die Bühne und legte in den kommenden 90 Minuten eine kraftvolle Performance hin. Weniger klassisch als erwartet dafür metal-lastiger wirbelte die ehemalige Nightwish-Sängerin umher und nahm stets Kontakt zu ihren Fans auf, die sich zum Singen und Klatschen hinreißen ließen. Den krönenden Abschluss bildeten Powerwolf mit ihrer einzigartigen „Metalmesse“, die von einer gewaltigen Pyroshow begleitet wurde. Im vollbesetzten Amphitheater zelebrierten die Wölfe zusammen mit den Festivalbesuchern ihre Hits und ließen es bis in den späten Abend auf dem Loreley-Felsen so richtig krachen. Dabei wurde bei bester Laune viel gesungen, Haare geschwungen und gemeinsam gelacht. So muss Festival sein!

Das RockFels war auch 2017 wieder ein sowohl musikalisch als auch von der Stimmung her durchweg gelungenes Open Air. Das hochkarätige Line-Up sowie die idyllische Lage im Mittelrheintal plus das sonnige Festivalwetter waren ein Garant für pures Festivalfeeling. Wir freuen uns heiß auf das nächste Jahr, wenn es wieder „Rock den Fels“ von der Loreley Freilichtbühne schmettert.

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf