Metalcore Erfolgsexport Ankor mischen das Kesselhaus Wiesbaden auf
Auf ihrer Darkbeat Tour 2023 verschlägt es die junge aufstrebende Band Ankor am 03.11.2023 auch ins Kesselhaus nach Wiesbaden, um dort mit ihren Fans auf Tuchfühlung zu gehen. Für ganze sieben Konzerte beehren sie das deutsche Publikum und ab April 2024 werden sie als Support für Beyond The Black ohne Zweifel noch eine Menge Fans hinzugewinnen.
Das Kesselhaus empfängt zunächst das Metalcorebrett der jungen Vorband Blaze The Trail mit offenen Armen. Die Musiker machen gleich ordentlich Dampf und ein bereits gut gefülltes Kesselhaus ergibt sich deren explosivem Metalcore. Die Rezeptur stimmt. Sprung- und kopfnickaktive Musiker bringen das Publikum schnell zum Hüpfen und auch den Circle Pit bildet es auf Wunsch der Band bereitwillig. Es folgen Crowd Split und sogar eine Mini-Wall of Death, und mittendrin: Mitglieder der Band, welche sichtlich die Intimität des Abends durch die fehlenden Barrieren zwischen Band und Publikum genießen.
Bereitwillig folgen die Zuschauer*innen den Aufforderungen der Band, die vielen doch unbekannt sein dürften, Mitsingchor inklusive. Auf der Bühne regiert existenzialistisches Schwarz und der Sänger faucht, schreit, stampft, dass die Goldketten beben, soweit es die begrenzte Bühne es eben zulässt. Mit Englisch, Deutsch und einem deutlich hörbaren spanischem Akzent bedanken sich die Musiker mehrfach, motivieren, treiben an und bringen die Leute in Wiesbaden auf Betriebstemperatur. Der Publikumskontakt bleibt fester Bestandteil der agilen Bühnenshow. Die Band holt in ihren 45 Minuten das Beste aus den 12 qm Bühne und verlassen diese unter großem Beifall.
Um 20:15 Uhr mit einem spanischen Intro (Cesario) wird die in Nebel getauchte Bühne für die Headliner geebnet. Grelles Licht und Big Beat Sounds kündigen das bevorstehende Ereignis an. In schwarzweißem Kostüm, mit viel Licht und im Ventilatostrom windet sich Sängerin Jessie lasziv um das silber-goldene Mikro nebst -ständer. Die Bandmitglieder aus Barcelona sind durchaus unterschiedliche Persönlichkeiten, auf der Bühne aber bilden sie eine bemerkenswerte Einheit und ergänzen sich. Die Spanne der musikalischen Einflüsse sind auch hier deutlich weiter gestreut als bei der Vorband, Asian Pop, Eurodance-Anleihen treffen auf brachiale Riffs, Drum & Bass-Einspielungen verschmelzen mit zarten Synthieklängen und prägen die abwechslungsreiche Soundmischung der Band, was nicht zuletzt an der brillianten Stimme von Sängerin Jessie, ursprünglich aus Bristol, liegt. Diese meistert den Metalcoregesang wie auch den klaren Popgesang und sogar ein paar Spoken word Zeilen in den teils ungewöhnlich arrangierten Songs.
Auch Ankor wissen mit der intimen Atmosphäre der Venue bestens umzugehen und die Bandmitglieder wissen die Nähe zum Publikum für ihre Bühnenshow einzusetzen, auch wenn mancher Fan das auszunutzen weiss und der Sängerin ganz schön auf die Pelle rückt. Diese aber ganz Profi nutzt den ständigen Publikumskontakt, umschlingt mal das Mikro, mal einen der Gitaristen, bedankt sich, und führt die ihr erlegenen Fans durch das Programm aus ihren zwei letzten Alben.
Nach guturalem Schrei folgt ein zartes „Thank you so much“, ein Sample mit eingängigem Verse gipfelt in einem treibenden riff getriebenen Metalchorchorus. Immer wieder durchbrechen sie Genregrenzen, durchdringt die Doppelfußmaschine einen balladesken Song. Überhaupt nimmt das Schlagzeug neben der Stimme eine angenehm prominente Stellung ein. Die zierliche Schlagzeugerin aus Athen stellt dann bei der Zugabe noch ihr Können bei einem pulsierenden Solo unter Beweis. Das Klopfen aufs Herz (Corazon) ist fester Bestandteil der Show, aber es wirkt immer glaubwürdig und voller Leidenschaft.
Zum Abschluss kommt das Ankor-Cover von Billie Eillishs „Bad Guy“, vom Band allerdings, während sich die Musiker vor dem aufgedrehten Publikum ablichten lässt. Stilvoll and originell, die Band bleibt dabei aber feiernd auf der Bühne. Wir verlassen zufrieden das Kesselhaus und wissen: Von Ankor wird man noch einige hören und wir freuen uns darauf!
Fotos: Andreas Schieler