Queens of the Stone Age bringen die „End Is Nero Tour“ nach Frankfurt

Queens of the Stone Age bringen die „End Is Nero Tour“ nach Frankfurt

Stoner Rock, Robot Rock, Psychodelic Rock‘n Roll, Josh Hommes Formation Queens of the Stone Age wurde schon in viele Stilregale geschoben, und doch schien nie die vollständige Rezeptur von dem erfasst worden zu sein, was nach dem Hören als Geschmack bleibt. Die Liste namhafter Musiker, die mit Homme zusammengearbeitet haben, ist lang und die Projekte sehr unterschiedlich. Vielleicht dauert deshalb jeder Gang, den er mit Quotsa den Fans serviert, so lang. Es verwundert also nicht, dass sich die Hallen der drei Deutschlandkonzerte schnell gefüllt haben, so auch am Mittwoch, den 08.11.23, in Frankfurt, wo das erste der drei Konzerte in der legendären Jahrhunderthalle – organisiert vom Schlachthof Wiesbaden – stattfand. 

Zwei Vorbands eröffneten den Abend für die Queens und den Anfang macht das in Großbritannien ansässige Trio Deep Tan. Die Musikerinnen sind edgy und schießen Low-fi Punk Wave Salven Richtung Publikum, während der Schlagzeuger sie mit lässig-akzentuierten Stil durch ihre Songs begleitet. Während des 30-minütigen Sets von Celest(e) Guinnes, Wafah Dafour und Mélia Beaudoin füllen sich die Halle und die Ränge.

Dann folgen The Chats und rufen in breitestem Aussi-Englisch zum Durchdrehen auf. Die Australier, die klingen wie eine Mischung aus Ramones und Motörhead, stehen auf dem Gaspedal. The Chats love beer (thechatslovebeer.com), Mullets und Nonsense Lyrics und nach ihrem pausenfreien, punkrockschnellen Set werden Josh Hardy, Matt Boggis und Eamon Sandwith mit Applaus von der Bühne entlassen.

Dann macht sich die Venue bereit für eine der einflussreichsten Gitarrenbands der 2000er. Und während alles für Queens of the Stone Age umgebaut wird, können die Besucher die Getränke- und Merchandisestände in der großen Halle frequentieren. Hier treffen jene Fans, die Josh Homme seit seiner Zeit als Lead-Gitarristen bei Kyuss kennen, auf jene, die nur mit der aktuellen Bandbesetzung von den Queens vertraut sind. Alle eint die Erwartung auf den Auftritt des Headliners. Es herrscht Festival Atmosphäre in der gefälligen Halle.

Um 20:45 Uhr ist es endlich so weit: Josh Homme betritt mit Troy van Leeuwen, Michael Schuman, Dean Fertita und Jon Theodore die Bühne. Jubel und begeisterte Pfiffe fliegen ihnen im Dunklen entgegen. Und als hätte es die jahrelange Wartezeit nicht gegeben, starten sie ohne Aufwärmphase mit „Go with the Flow“ von ihrem Album „Songs For The Deaf“. Darauf folgt „The Lost Art of Keeping a Secret“ von „Rated R“. Keine Experimente, sondern bewährtes Material, dennoch: Das Warten hat sich gelohnt.

Die ersten beiden Songs performt Homme mit Maske. Den Konzertfotograf*innen verbleibt noch der dritte Song, bei dem die Bühne in rotes Licht getaucht wird. Es bleibt keine Zeit, um über sein gespaltenes Verhältnis zur Presse nachzudenken. Die Band spielt „Obscenery“, den ersten Song auf ihrem Touralbum „In Times New Roman“. Dann lässt Homme die Maske fallen und zeigt sich dem tobenden Publikum bestens gelaunt- und ziemlich stoned. Seinen „fuckin‘ job“ macht er dennoch fantastisch. Die belegte Sprechstimme ist beim Wechsel von Falsetto zu eindringlichem Gesang – dem Markenzeichen vieler Quotsa-Songs – nicht zu hören.

Seit Beginn seines Musikschaffens ist der Gitarrist und Soundprophet ein Musiker, der mit fast nerdig-ambitioniertem Drive nach dem kantigsten, verquersten und fettesten Sound sucht, der die Band von der Masse abhebt. Und diesem Ruf wird er auch heute Abend gerecht: Der Sound der drei Gitarren ist fett und dynamisch, bestimmt die Kompositionen. Troy Van Leuwwen, nach Homme am längsten in der Band, arbeitet ohne Pause oder Unterbrechung und füllt jede sich auftuende Soundlücke im dichten Geflecht der schwer dräuenden Songs.

Wenn Homme das Publikum gleich anfangs dazu aufruft, sich auf den Abend mit „dark and depressive rock music“ einzulassen, ist das keine Aufforderung betroffen zu verharren, sondern die Musik zu durchdringen, sich auf sie einzulassen. „Shall we dance“ werden wir aufgefordert und kaum jemand kann sich dem Rock ‘n Roll Drive, den viele Queens Songs haben, entziehen. „My God is the Sun“ kündigt er mit lasziver Stimme an, schwingt bisweilen seine Hüften mit, ohne das Gitarrenspiel zu vernachlässigen, für „Make it Witchu“ lässt er aber das Spiel sein, um sich (ausdrücklich vom weiblichen Publikum) die unmissverständliche Message entgegenschmettern und sich feiern zu lassen.

Er ist stoned als Bekenntnis: „that is my job“ behauptet bevor er uns zurück auf den Pfad bringt, „to play some dark depressing music“. Mit eigensinniger Sogwirkung bekommen die Songs einen psychedelischen Swirl. Heute Abend soll besonders sein, wünscht er sich. Wie Fritz und Selfies ihn dabei stören, bleibt unklar, aber das spielt keine wirkliche Rolle, denn die Halle wartet nur auf den nächsten Titel. Mit diesem Konzert zementiert die Band einmal mehr ihren Ruf als Retter der modernen Alternative-Musik, die im kreativen Fluss etwas Bleibendes, Eigenes und Unverwechselbares schafft.

Co-Autorin: Fritzi van Ribbeck

Fotos: Andreas Schieler

Sebastian Wienert

Redakteur und Fotograf