Rockavaria: Bayerns größtes Rock-Spektakel in seiner zweiten Ausgabe
In der zweiten Auflage präsentierte sich das Münchner Rockavaria-Festival erwachsener und besser organisiert. Die Rockfans feierten an diesem Wochenende eine Veranstaltung, die von Kult-Acts wie Iron Maiden, Iggy Pop, Nightwish, Sabaton oder Slayer bis hin zu jungen, angesagten Acts wie Dog Eat Dog, Serum 114 oder Tuxedoo alles bot. Mit insgesamt 38.500 Besuchern wurde die Prognose des Veranstalters leicht übertroffen.
Durch die geniale Idee der Doppelbühne im Stadion wurden die Umbaupausen minimiert bis negiert und die kurzen Wege waren natürlich sensationell. Vom Innenraum des altehrwürdigen Olympiastadions bis zur neu eingerichteten Seebühne mussten zwar 88 Stufen bewältigt werden, dafür luden dann die Terrassen um die Bühne wunderbar zum Chillen und Musik hören ein. Das Line-Up war unserer Meinung nach gegenüber dem Vorjahr ein bisschen schwächer (da gaben sich Muse/Metallica/Kiss/JudasPriest/Incubus/Faith No More/Limp Bizkit/Five Finger Death Punch und Co die Ehre) und auch um 15 Bands reduzierter (2015 waren es 60 Bands, 2016 reduziert auf 45).
Auf der Hauptbühne startete das Programm freitags mit der Spaßcombo J.B.O., die das Publikum vor der Hauptbühne zum Tanzen, Springen und Mitsingen bewegten. Danach spielten die saarländischen Metaller Powerwolf auf. Einen völlig anderen Stil setzte die Skatecore Gruppe Suicidal Tendencies rund um Frontmann Mike Muir, die ihre mittlerweile als Klassiker angesehenen Songs „You can’t bring me down“ und „War Inside My Head“ im Gepäck hatten. Etwas ruhiger wurde es dann bei den Cellisten von Apocalyptica, die aber durch ihren Mix aus Coverversionen, eigene Kompositionen und ruhige Passagen eine ganz eigene Stimmung ins weite Rund des Olympiastadions zauberten. Mit Marktsackpfeife, Schalmei und Hackbrett zogen dann die Mittelalterrocker In Extremo in die Arena ein, um mit „Rasend Herz“ direkt das Publikum mitzunehmen. Geschunkelt (!) wurde bei der Livepremiere von „Sternhagelvoll“ und nach „Ai Vis Lo Lop“ gaben die Jungs die Bühne frei für den ersten Headliner. Nightwish, die finnische Band mit der niederländischen Schönheit Floor Jansen am Mikrofon, startete ihren 90minütigen Auftritt voller Rauch, Flammen, sanftem Intro eher ruhig, um dann das Publikum bis zum großen Finale „The greatest Show on Earth“ stetig in ihren Bann zu ziehen. Pünktlich um 23 Uhr endete der grandiose erste Tag des 2016er Rockavarias.
Festivaltag Nummer Zwei startet bei wunderbarem Wetter mit den Progressive-Rockern Mother’s Cake aus Österreich auf der Hauptbühne, während auf der Seebühne der laute Weckruf der fränkischen Metalcoreband Resist The Ocean ertönt und die Festivalbesucher lautstark auf die kommenden Stunden vorbereitet. Mit der mannheimer Symphonic-Metal-Band Beyond The Black spielte die Newcomerband, die 2014 ihr Wackendebüt gab, und sorgte für einen ersten Höhepunkt des Tages. Weiter ging es mit der südafrikanischen Rockband Prime Circle, bevor dann die gelsenkirchener Thrash-Metaller von Sodom die Bühne betraten. Nach dem doch etwas lauteren Auftritt, durfte dann Garbage performen. Frontfrau Shirley Manson beschwerte bei „I’m only happy when it rains“ sich über das warme Wetter oder warf sich auf den Boden, um auf dem Rücken liegend „Why do you love me?“ zu singen. Eine andere Richtung schlugen in Anschluss die Schweizer von Gotthard ein. Mit ihrem routinierten, technisch sauberem Hardrock brachten die sechs Jungs die Menge zum mitrocken. Danach begeisterte Mando Diao mit Hits wie „Down in the Past“ oder „Gloria“ das textsichere Publikum. Nach 60 Minuten folgte das Filmprojekt Gutterdämmerung, das trotz seiner beeindruckenden Schwarzweißbilder, dem Erzähler Henry Rollins und einer guten Live-Band etwas schwer beim Publikum tat. Zum Abschluss hüpfte, bog sich, sang und schrie die alternde Punkikone Iggy Pop. Seine Hits „The Passenger“ und „Sweet Sixteen“ intonisierte er mit sichtlichem Vergnügen, bis ihm um 23 Uhr der Ton abgedreht wurde.
Ein Sammelsurium an Bands der etwas härteren Gangart erwartete uns am Sonntag: Beginnend mit den Thrash-Metallern von Anathrax, die mit ihren Hits „Antisocial“ und „Indians“ schon für ordentlich Stimmung und anhaltendes Headbangen sorgten. Die schwedischen Heavy-Metal-Band Ghost zogen mit ihrer sehr gut choreografierten Show das Publikum in ihren Bann. Slayer brachte anschießend mit ihren brutal lauten und schnellen Riffs die Metalheads bei Songs wie „Raining Blood“ zum Ausflippen. Die Power-Metaller Sabaton aus Schweden bereiteten danach das Publikum bei strömenden Regen, mit dem obligatorischen Panzer auf der Bühne und gewohnt martialischen Auftritt gebührend auf den Top-Headliner des Festivals vor: Iron Maiden. Die lebenden Metal-Legenden starteten Ihren sensationellen Auftritt mit „If Eternity should fail“ aus dem neuen Album. Dem gut aufgelegten Bruce Dickinson merkte man den Spaß an seinem zweistündigen Wirken auf der toll designten Bühne an. So zog die „eiserne Jungfrau“ das Publikum mit Songs wie „The Trooper“ und „Children of the Damned“ in ihren Bann.
Das Festival konnte sich mit seiner zweiten Ausgabe endgültig als ernstzunehmende Größe im Open Air-Sommer etablieren und besticht mit seiner einzigartigen Mischung aus urbanem Flair, Mega-Event und entspanntem Treffen für alle Fans aus der Rock-und Metal-Szene. Das abwechslungsreiche Line-Up bot sowohl internationale Größen als auch vielversprechenden Nachwuchs. Die Planungen für 2017 laufen bereits jetzt auf Hochtouren.