Saarbrücken: Steel Panther feiern den Heavy Metal mit einem Augenzwinkern

Saarbrücken: Steel Panther feiern den Heavy Metal mit einem Augenzwinkern
Steel Panther - Garage Saarbrücken 02.07.2024

Dass Heavy Metal nicht nur Nieten, Jeans und Leder ist, zeigten uns schon die Glam-Jahre der 80er. Und dass am 02.07.2024 kein klassisches Heavy-Metal-Konzert in der Garage Saarbrücken stattfand, ist schnell bei Anblick der Fans deutlich geworden. Neben Kuttenträgern tummeln sich Spandexhosen sowie Bandanas von Leo-Optik bis hin zu Neonfarben vor der Venue und warten auf die Steel Panther, die auf ihrer „On The Prowl“-Tour in der saarländischen Landeshauptstadt Halt machen.

Endlich vorbei am farbenfrohen Merchstand und vielleicht noch schnell mit einem kühlen Getränk versorgt, geht es zur Bühne. Als die die Lichter in der Garage wieder angehen, macht sich ein Schmunzeln breit. Denn Nanowar of Steel eröffnen ihre Show mit dem Song „Uranus“, angekündigt vom Hinterteil eines der Sänger, und starten damit eine Comedy-Show, die an Ernsthaftigkeit kaum zu unterbieten ist.. Die Italiener spielen in Karneval ähnlichen Outfits ihren Disco-Metal und verbreiten mit ihren musikalischen Parodien schnell Saturday Night Fever im Metal-Style. Band und Fans singen zusammen vom „Death through Captain Iglo“ oder im Sabaton-Stil von „Pasadena 1994“, der Schlacht im Endspiel der Fußball WM. Das Publikum amüsiert sich mit einstudierten Choreografien oder bei der „Wall of Love“, eine Variante der „Wall of Death“, bei der man sich statt anzurempelt, umarmen oder andere Zärtlichkeiten ausgetausch soll. Chorale Gospelgesänge kündigen das finale „Valhalleluja“ an, zu dem die Metal-Gemeinde zunächst andächtig knien muss, bevor es wieder in den Partymodus geschaltet wird. Auch wenn es für den ein oder anderen 45 Minuten zu viel Klamauk gewesen ist, beeindrucken Nanowar of Steel mit gesanglicher und instrumentaler Professionalität.

Als Steel Panther die Bühne betreten, beginnt eine ganz andere Show – zwar auch im glamourösen Stil der 80er, aber klischeehaft, selbstironisch und fokussiert auf das eine Thema: Denn bei Sänger Michael Starr, Gitarrist Satchel, Drummer Stix und Spyder, dem neuen Mann am Bass, geht es nur um Sex. Die Band aus Los Angeles / Kalifornien macht es sich in jedem Moment zur Aufgabe Rockstar-Klischee von Sex, Drugs & Rock’n’Roll mit einem Augenzwinkern zu bedienen oder gar zu überziehen. Sogar die Musik tritt dafür nach „Eyes of the Panther“ und „Tomorrow Night“ in den Hintergrund. Drugs and Heavy Metal. Satchel und Michael verbringen viel Zeit, sehr viel Zeit mit ihren Ansagen hart an der Gürtellinie oder darunter. Beide ziehen über die Bandmitglieder her, belustigen sich über andere Bands und schließlich über die Location. So vergehen locker 15 Minuten bevor die Glamrocker mit dem dritten Song „Asian Hooker“ fortfahren. Die Fans stört es wenig und feiern zu „Freinds With Benefits“ lautstark weiter.

Steel Panther kombinieren anspruchsvollen Heavy Metal gleichzeitig mit einer unterhaltsamen Hommage an die glamourösen Zeiten „just like Tiger Woods“. Die Musiker sind durch und durch Profis, die ihre Rollen perfekt beherrschen und ihr musikalisches Können eindrucksvoll unter Beweis stellen. Satchel glänzt mit ausgeprägten Soli auf seiner getigerten Gitarre, während Starr mit seiner facettenreichen und kraftvollen Stimme überzeugt, die den gesamten Abend mühelos trägt. Wenn er gerade nicht mit deinem Drumsolo im Spotlight steht, wirft Styx in den Songs immer wieder seine Drumsticks mit einem Roadie hin und her, wobei so mancher Holzstock im irgendwo landet.

Man bedient bewusst die Klischees des Genres und feiert die eigene überzogene Attitüde. Zu „Death to All but Metal“ initiert der Frontmann einen Moshpit, wonach er humorvoll verkündet, man solle ihre Shirts am Merchandise-Stand kaufen, damit die Band ihre Drogen finanzieren zu kann, mit dem Angebot: „Ein Shirt für 40 und zwei für 80 Euro, nur für euch heute Abend.“ Neben viel dirty Talk gehören „Girls“ auf dem Podium zu den Ritualen von Steel Panther. Ein eine junge, blonde Dame ist auserwählt, sich von jedem Bandmitglied je eine improvisierte, recht anzügliche Ballade anzuhören. Ihre Begeisterung hält sich auch beim anschließenden „Weenie Ride“ in Grenzen. Mehr Feierlaune zeigen die mehr als „17 Girls in a Row“, die die Stimmung nochmals ordentlich anheizten. Nachdem sämtliche Selfies gemacht worden sind und die beglückten Damen wieder an ihrem Platzen vor der Bühne stehen, beenden die Glam-Rocker mit „Party Like Tomorrow Is the End of the World“ und „Gloryhole“ ihre frivole Show.

Steel Panther haben in der Garage Saarbrücken bewiesen, dass sie nicht nur eine unterhaltsame Comedy-Show abliefern können, sondern auch musikalisch auf hohem Niveau agieren.

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf