Slime: Punklegenden mit neuer Scheibe auf „Hier und Jetzt“-Tour

Slime: Punklegenden mit neuer Scheibe auf „Hier und Jetzt“-Tour

Slime sind wieder da und wir brauchen sie dringender als je zuvor: „Hier und Jetzt“, das erste Slime-Album mit neuen Liedern seit 1994, ist ein mitreißendes Dokument zur Zeit und auch musikalisch das bislang beste Album der Punklegenden. Keine Nostalgie, nichts klingt altbacken. Live bleiben die Hamburger die explosive Band, die sie schon immer waren. Auf ihrer Tour 2017 besuchen sie unter anderem am 21.10. die Kammgarn Kaiserslautern und am 18.11. den Schlachthof Wiesbaden, wo als Special Guest Dritte Wahl – auch mit ihrem neuen Album „10“ – mit am Start sein wird.

Eine der stilprägenden und wegweisenden Punkbands ist heute so aktuell wie zuvor. Nachdem Slime im letzten Sommer mit „Sie wollen wieder schießen (dürfen)“ einen ersten, frühen Vorgeschmack geliefert haben, veröffentlichen sie am 29.09.17 ihr neues Album „Hier und jetzt“ über People Like You Records. Natürlich würde die Gruppe Slime gerne auch mal darüber singen, wie schön das Leben in einer freien und solidarischen Gesellschaft ist, wo sich alle immer nur lieb haben. Allein: Die Verhältnisse geben das nicht her. Und so gibt es auch auf „Hier und Jetzt“ keine schönen Liebes-, Sauf-, und Fußballlieder, sondern es geht um neue und alte Nazis, Biedermänner und Brandstifter, Entsolidarisierung in neoliberalen Zeiten und um Gentrifizierung. Es ist also alles wie immer – und doch ganz anders. „Zum Beispiel sind thematisch durchaus einige Dinge hinzugekommen“, sagt Slime-Gitarrist Christian Mevs. „Als großes Problem betrachten wir die Hinwendung zum totalen Individualismus, dieser extreme Narzissmus, zum Beispiel in den sozialen Medien, bedroht die Freiheit, weil damit eine Entsolidarisierung einhergeht.“ „Früher hat man sich gegen die Volkszählung aufgelehnt“, ergänzt Slime-Sänger Dirk „Dicken“ Jora. „Heute geben die Leute ihre Daten ganz von selbst preis. Man macht sogar seine Bankgeschäfte selbst und zahlt dafür auch noch, und kaum einer scheint sich daran zu stören.“ Eine Entwicklung, die, so Michael „Elf“ Meyer „die hemmungslose Ausbreitung des Turbokapitalismus maximal begünstigt.“

Für ihre politische Haltung sind Slime bekannt, sie ist ein elementarer Bestandteil ihres künstlerischen Selbstverständnisses. „Unsere wesentliche Motivation hat sich vom ersten Tag an aus dem dringenden Bedürfnis gespeist, Protestlieder machen zu wollen“, sagt Mevs. Auch wenn schließlich alles innerhalb von vier Wochen in einem Rutsch im Studio aufgenommen wurde: Noch nie haben Slime so lange über ein Album nachgedacht und so gründlich alles vorbereitet. Und diese Akribie hört man in jeder Note. Kein Ton auf „Hier und Jetzt“ klingt nostalgisch oder überholt. Dass sie darüber hinaus heute eine der musikalisch explosivsten und komplettesten Punkbands der Republik sind, unterstreicht ihr Anliegen auf kongeniale Weise. „Heute können wir alle mit erhobenem Kopf sagen: das ist ein richtig gutes und frisches Slime-Album – und nicht Musik von ein paar alten Säcken, die noch mal auf Tour gehen wollen.“ Besser als Dirk „Dicken“ Jora kann man es nicht auf den Punkt bringen. Denn eins ist eh klar: Einer muss den Job ja machen!

SLIME „Hier und Jetzt“ TOUR 2017

  • 29.09.17 Weinheim – Cafe Central
  • 30.09.17 (CH) Olten – Schützi
  • 06.10.17 Lübeck – Treibsand
  • 07.10.17 Husum – Speicher (ausverkauft – Zusatzkonzert am 8.10.17)
  • 08.10.17 Husum – Speicher (Zusatzkonzert)
  • 13.10.17 Köln – Gebäude 9
  • 14.10.17 Düsseldorf – Haus der Jugend
  • 20.10.17 Nürnberg – Hirsch
  • 21.10.17 Kaiserslautern – Kammgarn
  • 27.10.17 Tannheim – Club Schwarzer Adler
  • 28.10.17 (A) Wien – Arena
  • 10.11.17 Hannover – Faust
  • 11.11.17 Göttingen – Musa
  • 17.11.17 Essen – Turock
  • 18.11.17 Wiesbaden – Schlachthof (mit Dritte Wahl)
  • 24.11.17 Stuttgart – Hallschlag
  • 01.12.17 Aachen – Musikbunker
  • 03.12.17 Koblenz – Circus Maximus
  • 09.12.17 Berlin – Astra
  • 15.12.17 Magdeburg – Factory
  • 16.12.17 Dresden – Schlachthof (mit Dritte Wahl)
  • 22.12.17 Hamburg – Große Freiheit

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf