Southern Hard Blues begeistert Kaiserslautern: Ein Abend mit Laura Cox in der Kammgarn

Southern Hard Blues begeistert Kaiserslautern: Ein Abend mit Laura Cox in der Kammgarn
Laura Cox - Kammgarn Kaiserslautern 16.05.2024

Laura Cox ist ein Internetphänomen. Steile These, wird jetzt der eine oder die andere entgegnen, schließlich spielt die 33-Jährige Ausnahmegitarristin mit ihrer Band (handgemachten) Bluesrock, oder „Southern Hard Blues“, wie er schon vor dem Internetzeitalter praktiziert und gefeiert wurde. Handgemachte Rockmusik ohne Kompromisse, die man am besten laut und live genießt.

Doch tatsächlich begann ihre Karriere auf YouTube, wo sie auf ihrem Kanal zunächst Gitarrensoli berühmter Rockgitarristen nach- und sich schnell eine große Fanschar erspielte, so dass die Gründung der Laura Cox Band im Jahre 2013 nur der nächste konsequente Schritt war. Drei Alben und diverse Besetzungswechsel später haben wir am 16.05.2024 endlich das Vergnügen sie in der Kammgarn Kaiserslautern begrüßen zu dürfen, und dies wurde, wie sich herausgestellt hat, ein Fest für alle Liebhaber lauter Gitarrenmusik.

Pünktlich um acht betritt die Meisterin die Bühne und eröffnet an einer Lap Guitar den Abend. Dort erwartet Sie ein gutgefülltes Kasino mit rockbegeisterten Fans, die sich eine Bluesrockshow mit schwer dräuenden Riffs zu groovigen Drums erhoffen. Und den sollen sie bekommen. Dafür sorgt neben Lauras außergewöhnlichem Talent an diversen Saiteninstrumenten auch ihre fantastische und klassisch besetzte Band (Bass/Gitarre/Schlagzeug), welche neuerdings durch einen Keyboarder erweitert wurde, der sich mit Sounds im Stil der 70er wunderbar in das Bandgeschehen einfügt. Modern ist das nicht, aber für Chartsmucke ist heute Abend keiner hier, das steht bereits nach dem tosenden Applaus nach dem Opener „Bad Luck Blues“ fest.

Das nun folgende Set bietet einen guten Querschnitt ihres bisherigen Schaffens, eine gute Mischung der wichtigsten Songs ihrer Karriere. Trotz der noch überschaubaren Diskographie, bestehend aus drei Alben und einer Handvoll Single-Veröffentlichungen, kann Cox auf Coversongs weitestgehend verzichten, um ein rundes Set zu präsentieren. An diesem Abend war dies lediglich eine härtere Version des Songs „Bigmouth Strikes Again“ von The Smiths.

„Are you ready for a rock show?““ fragt sie laut, bevor sie wieder ein bluestriefendes Riff aus ihrer TV yellow Gibson SG zaubert, welche sie neuerdings gerne auf ihren Social-Media-Kanälen als ihre neueste Errungenschaft präsentiert. Laura Cox, die seit einiger Zeit für eine legendäre Gitarrenmarke als Testimonial in Erscheinung tritt, macht keinen Hehl daraus, dass sie auf klassische Zutaten für ihr Live-Setting baut, Marshall Verstärker und Gibson-Gitarren werden schon seit den späten Sechzigern von vielen (Hard)Rockgitarristen favorisiert. Spannend ist aber vor allem ihre Spieltechnik, die mal schleppend an Jimmy Page angelehnt, mal zupfend (Marc Knopfler lässt grüßen) einen ganz eigenständigen Sound entstehen lässt, der nicht zuletzt ihre schnell wachsende Popularität und den Respekt unter eingefleischten Musikern begründet.

Dabei präsentiert sie sich aber nie nur als Solokünstlerin, sondern lässt ihren Mitmusikern viel Raum ihr Können in Solo- oder Jammingparts unter Beweis zu stellen. Songs wie „Take me back home“, „Hard Blues Shot“ oder die erste Zugabe „One Big Mess“ sind heavy, aber eingängig, und haben eine klar strukturierte Classic Rock DNA. Dennoch gibt es auch immer wieder überraschende Breaks und Bridges in den Songs, die mit den eingängigen Songstrukturen des Blues- und Hardrock brechen. Dabei erweisen sich die genialen Riffs und das Solospiel der Frontfrau immer wieder als Herzstück der Lieder.

Die Interaktion mit dem Publikum kommt auch nicht zu kurz, mal spricht sie über ihre Liebe zur Countrymusik, bevor sie sich an die Lap Steel Gitarre setzt, mal preist sie in der Mitte des Sets die übrigen Merchandise Produkte an, welches jedoch seit Beginn der Tour fast ausverkauft seien. Aber eben ein paar einzelnen Alben und die Skateboarddecks seien noch da, erklärt sie lächelnd und nicht ohne Stolz, was aber das mittelalte Bluesrock Publikum nicht so sehr zu beeindrucken scheint. Denn man ist für die Musik hier, um eine gute Sängerin zu hören und einer außergewöhnliche Gitarristin auf die Finger zu schauen. Nach knapp 100 Minuten Rock n Roll entlässt sie uns mit „If you wanna get loud, come to the Show“.

Das programmatische Schlussstück nehmen wir ohne Einwände an, in der Hoffnung die Band nicht enttäuscht zu haben. Wir sind sicher, dass man von Laura Cox noch einige hören wird. Rock on!

Photos: Andreas Schieler

Sebastian Wienert

Redakteur und Fotograf