Stray From The Path in der Garage Saarbrücken
Stray From The Path sind keine Neulinge mehr im Business. Seit 2001 ist die Formation aus Long Island für Hardcore und Punk als Band unterwegs. Dennoch scheinen sie erst seit der letzten Platte „Subliminal Criminals“ die verdiente Aufmerksamkeit zu erlangen. Als Support etablierter Genrebands wie Stick to Your Guns und Counterparts, sowie bei diversen Festivalauftritten in den letzten Jahren haben Sie sich nicht nur als Aufheizer bewährt.
Heute Abend nun stehe ich im feinen kleinen Club der Garage Saarbrücken, der kaum hundert Leute fasst, um mir die Jungs als Headliner anzusehen. Schnell wird jedoch klar, dass die Aufheizerrolle mittlerweile anderen übertragen werden kann, denn die beiden soliden Opener Born As Lions und I Am Noah machen Ihre Sache gut, bewegen die vorderen Reihen auch zum Pogo, der größte Applaus stellt sich jedoch dann ein, wenn die Sänger beider Bands auf den Headliner verweisen. Das Los des Anheizers eben. Allerdings braucht man sich nicht zu verstecken. Mit fetten Riffs, ambitionierten Sequenzereinspielungen und kraftvollem Shouting decken beide Bands viele Facetten des modernen Hardcore- und Metalcoresounds ab und liefern, wofür man bei solch einer Show bezahlt.
Dennoch zeigt man sich nicht ohne Grund demütig gegenüber dem Headliner, der es trotz diverser Umbesetzungen geschafft hat sich aus der Masse an Szenebands hervorzuheben und einen eigenen Sound zu formen, der Bekanntes miteinander vermengt ohne an Originalität zu verlieren. Stray From The Path mögen Elemente der legendären Rage Against The Machine in ihrem Sound vereinen, beide Bands in den gleichen Topf zu werfen wäre allerdings viel zu kurz gedacht.
Sicher, auch Stray From The Path haben eine Botschaft und legen großen Wert darauf, dass diese beim Publikum ankommt. Gesellschafts- und sozialkritische Themen wie Vergewaltigung, soziale Ungerechtigkeit und die Verlogenheit der Gesellschaft, insbesondere die Machenschaften der amtierenden Regierung in den USA sind der Band ein Anliegen. Dies macht Sänger Dwight unmissverständlich klar, wenn er seine Ansagen ins Mikrofon bellt. Dabei geht es auch um das Standing einer Band, die sich Hardcore als Ausdruck von Wut über die Zustände in unserer Gesellschaft auf die Fahnen schreibt und diese konsequent in die Bühnenshow mit einbringt. Eine ausschließlich politische Band ist Stray From The Path aber nicht. Letztendlich geht es hier auch um Hardcore als Musik, und die Band zeigt sich dankbar dafür, dass die Anwesenden zu denen gehören, die ihre Angst überwinden und trotz der widerwärtigen Anschläge auf vergangenen Konzerten und anderen öffentlichen Veranstaltungen Bands wie ihre die Stange halten.
Also wird Gas gegeben. Sänger Drew York legt auf der 5×4 Meter Bühne Meilen zurück, ist ständig in Bewegung. Der Kontakt zum Publikum bricht nie ab, Die Band macht ordentlich Druck und fordert die Leute unentwegt zum Circle Pit, Pogo und Durchdrehen auf, ganz so, als wäre es ihre allerletzte Show, Hardcore for Life eben, wörtlich und nicht als Plattitüde zu verstehen. So mag es dennoch verwundern, dass das aufgeheizte Publikum nach knapp 80 Minuten auf eine Zugabe verzichten muss, aber wir haben Verständnis. Eine intensive Hardcorebühnenshow ist eben nicht nur Schweiß treibend, sondern bringt die Bandmitglieder an die Grenzen Ihrer Kräfte. Immerhin absolvieren die New Yorker auf diesem Ableger ihrer European Spring Tour 2017 13 Gigs in nur 16 Tagen. Abgekämpft und schwitzend, aber glücklich verlasse ich den Klub und habe das Gefühl, den Aschlöchern dieser Welt selbst die Meinung gegeigt zu haben. Auch wenn das natürlich die Band erledigt hat. Wir freuen uns schon auf die angekündigte Europatournee und die neue Platte, die im Herbst erscheinen soll.