The Baboon Show – Geballte Frauenpower im Schlachthof in Wiesbaden

The Baboon Show – Geballte Frauenpower im Schlachthof in Wiesbaden
The Baboon Show am 08.03.25 im Schlachthof Wiesbaden

The Baboon Show lädt zum Konzert am 8. März und über 2000 Fans folgen ihrem Ruf. Die Stockholmer Punkband um die Sängerin Cecilia Boström feiert 20 Jahre Bandgeschichte und hat gleich drei Supportacts im Gepäck. Es wird ein richtig lauter und richtig guter Abend werden. Keine Überraschung für alle, die The Baboon Show schon mal live erlebt haben. Und der Schlachthof ist sowieso immer die richtige Venue.

Den Anfang machen The Meffs. Während einige draußen vor der Halle noch ein Bier trinken oder am Merchstand Shirts anprobieren, feiern anderen drinnen schon Lilly Hopkins und Lewis Copsey auf der Bühne. Das Duo aus Colchester fand 2019 zusammen und macht frantic Britpop / Punk. Dieses Jahr sind sie mit ihrem neuen Album „What a Life“ auf Tour. Und auch wenn sie nur zu zweit auf der Bühne sind, spielen sie Punk für vier. Während Lewis hinter dem Schlagzeug nicht wegkommt, nimmt Lilly die gesamte Bühne ein. Sie spielt ihre Gitarre so leidenschaftlich wie die Stage. Auf „Stamp it Out“ und „Deathwish“ folgt mit „Breathe“ ein Prodigy-Cover. Bei „Stand Up, Speak Up“ skandiert sie abwechselnd mit dem Publikum. The Meffs spielen mit beeindruckendem Sound und Energie.

Sie sind frech, laut und politisch. Und alles was sie dazu brauchen, sind ein Schlagzeug und eine Gitarre. The Meffs sind Punk. Der Funke springt definitiv über und Lilly bedankt sich am Ende mit: „Danke, dass ihr so früh gekommen seid. Wir hatten nur zwei Jobs heute Abend: Euch in 30 Minuten zu begeistern und euch einzuheizen.“ Das ist ihnen ohne Zweifel gelungen.

Nach einer Umbaupause geht es mit Blood Command weiter. Die Halle wird abgedunkelt, rotes Licht hüllt die Bühne verheißungsvoll ein und die Musiker:innen kommen – alle in Trainingsjacken – nacheinander stumm auf die Bühne. Dann legt Nikki Brumen los und schreit lauter als ihr rotes Adidas-Paillettenkleid glitzern kann. Die Sängerin ist seit 2021 mit Yngve Andersen, Benjamin Berge, Sorre Kilvær und Sugurd Haakaas unterwegs und ihre Röhre könnte nicht besser zum energiegeladenen Hardcore Punk der Band aus Bergen passen.

Mit „Ctrl + Art + Delete“ vom Album „Blood Command“ als ersten Song zeigen die Norweger direkt wer sie sind und was sie machen: rauen, energiegeladenen Hardcore. Nach dem dramatischen, martialischen Aufmarsch zu Beginn kommt der Punkrock immer wieder tanzbar und fast poppig daher. Das aktuelle Album (von dem sie lediglich drei Songs spielen) heißt „World Domination“ und passend selbstbewusst fordert Nikki die Crowd auf, eine Circle Pitt zu bilden. Sie fegt über die Bühne, ist laut, wild und lasziv und schreit mehr als ein Fuck ins Mikro: „You guys are the best fucking Germans we have ever met.“

Nach der zweiten Bier- äh, Umbaupause tanzt die Allgirlband Bad Cop Bad Cop auf die Bühne. Stacey Dee, Alex Windsor, Linh Lee und Myra Gallarza stehen vereint in einer Reihe, bilden eine Punkfront. Ihr Sound ist klassischer lauter California Rock, der extrem gute Laune macht. Sängerin Stacey feiert mit dem Song Breastless das sechste Jahr ohne Krebs. Viele ihrer Texte sind persönlich, viele politisch, alle mit einer Botschaft.

Es geht um gleiche Rechte für alle, Legalisierung von Abtreibungen (dafür haben sie beim Merch sogar Glitzersticker dabei), das Recht sich so zu definieren wie man möchte. Und auch wenn einige Songs sehr persönlich sind, erzählen sie doch die Geschichte vieler Frauen. Community ist ein immer wiederkehrendes Thema bei Bad Cop Bad Cop. Wem das zu ernst klingt: keine Angst, die Kalifornierinnen, die bei Fat Mike unter Vertrag sind, machen seit 2011 kompromisslosen Punkrock. Nach etwa 40 Minuten verabschieden sie sich mit: „There are people that want to buy this planet and make us all their slaves. Let’s take care of each other.“

Es folgt die letzte Pause, bevor der Mainact kommt. Inzwischen ist es richtig voll geworden. Über 2000 Menschen wollen etwas auf die Ohren bekommen. Die Stimmung ist mehr als gut, was bestimmt auch an der Venue liegt.

Ein gigantisches Banner am Bühnenrand mit dem Bandlogo verspricht Großes. Die Lichtshow beginnt und lässt das neue, bunte Logo durchscheinen. Dann ertönt eine Stimme wie bei einem Boxkampf: „We gave you 20 years of music. You gave us 20 years of energy. Are you ready to party?“ Und dann legt The Baboon Show los.

Der Vorhang hebt sich und alle sind am Start: Frida Ståhl am Bass, Niclas Svensson am Schlagzeug, Simon Dahlberg an der Gitarre und natürlich Sängerin Cecilia Boström. Wer die Band schon mal live erlebt hat, weiß, dass es ab jetzt keine Pause mehr geben wird. Cecilia lässt selbst den Duracell Hasen lethargisch aussehen. Gleich im ersten Song, „Have a Party With Me“, fliegt ihre Jacke weg. Bei „God Bless You All“ singt bereits die gesamte Halle mit. Der dritte Song ist „Forward in Reverse“ und auch der Titel den neuen EP und die macht da weiter, wo die Band aufgehört hat. Die Baboons sind politisch, kritisch, laut und kompromisslos. Viel Gitarre und Bass, viel Schlagzeug und mega viel Röhre. Ceciles Stimme ist unverkennbar.

Sie tobt, tanzt, springt über die gesamte Bühne und die Halle tobt. Und wenn man von der großen Anzahl Fanshirts ausgeht, die hier getragen werden, ist das von vielen nicht das erste Konzert der Stockholmer, das sie besuchen. Was bei über 20 Jahren, die Band gründete sich 2003, ja auch nicht überraschend ist. Wer jetzt noch nicht feiert, ist auf der falschen Veranstaltung. (Then) „You Got A Problem Without Knowing It“. 😉 Frida, Niclas und Simon stellen eine akustische Rockwand auf die Bühne und Cecilia bleibt immer vorne: sexy, rau, alive. Als sie kurz verschwindet, um sich umzuziehen, übernimmt Simon mit einem Gitarrensolo und singt mit dem Publikum. Dass er neben seinen Zöpfen und dem neuen Mustache auch viel Brusthaar hat, verrät Cecile bei ihrer Rückkehr.

Kaum zu glauben, dass dies bereits der fünfte Auftritt in dieser Woche ist. Sie legen auf alles eine Schippe drauf. Der Gesang ist auf den Punkt, die Band ist gut drauf und das zeigen sie auch. Die neue „Single Walk The Walk“ knallt und erinnert an AC/DC. Während Niclas Svensson ein Schlagzeugsolo spielt, verschwindet Cecile wieder. Dann taucht sie mitten im Publikum auf, klettert auf das Mischpult und heizt von dort weiter ein. Das ist ihre Party und sie bestimmt die Regeln. Also holt sie alle weiblich gelesenen Personen nach vorne und geht mit ihnen auf „Holiday“.

Überhaupt redet sie viel mit dem Publikum. Denn: „Fuck the imperialists“. Und nach „Class War“ heißt es: „Stand up, raise your fist“. Sie brüllt so lange: Are you ready?, bis alle ready und laut sind. Am Ende stürmen die Ladys von Bad Cop Bad Cop die Bühne und singen mit. Nach einer praktisch nicht vorhandenen Pause fordert der Sprecher vom Anfang auf: „Give it up for CC Top“. Es folgt ein zweites, kürzeres Set, u.a. mit „Playing With Fire“. Und CC startet das Feuer nicht nur, sie tanzt darauf.

Die Schweden verabschieden sich mit Konfetti und „Radio Rebelde“ und hinterlassen ein ausgetanztes Publikum. Danke Baboon Show für einen mega Abend. Ich hätte den 8. März nicht besser feiern können.

Fotos: Sebastian Wienert

Fritzi van Ribbeck

Redakteurin