The Cardigans endlich wieder live: Eine nostalgische Reise zurück in die 90er beim Zeltfestival Rhein-Neckar

The Cardigans endlich wieder live: Eine nostalgische Reise zurück in die 90er beim Zeltfestival Rhein-Neckar
The Cardigans - Zeltfestival Mannheim 22.06.2024

Lange hat man sie nicht mehr gesehen. Denn 18 Jahre ist es her gewesen, als The Cardigans zum letzten Mal in Deutschland aufgetreten sind. Beim 8. Zeltfestival Rhein-Neckar (www.zeltfestivalrheinneckar.de) hat es die Schweden erstmals wieder hierhergezogen, um auf ihrem exklusiven Deutschlandkonzert am 22.06.2024 den Charme der 90er zu verbreiten.

Vom Parkplatz aus waren die Spitzzelte auf dem Maimarktgelände schon zu erkennen, in denen sich zum 8. Mal das Zeltfestival Rhein-Neckar in Mannheim jährte. Das diesjährige Programm stellt facettenreich dar und glänzt(e) durch Highlights, wie an diesem Samstagsabend mit dem Auftritt der bekannten Formation um Nina Persson. Doch zuvor starteten Telquist. Die Münchner Gruppe um Sebastian Eggerbauer präsentierten eingängigen Pop-Sound. Zufrieden wippte man – oft in trauter Zweisamkeit – zu den sanften Klängen. Man hat sich und romantische Musik. Viel Spaß mit den Shout Out Louds wünschte nach 30 Minuten der Frontmann, der unter Applaus mit der restlichen Band die Bühne freigab.

Die Umbaupause verschaffte Zeit, sich draußen an den vielen Verpflegungsständchen im Sonnenschein zu stärken. Währenddessen kamen weiter neue Besucher an und so wurde es beim zweiten Act etwas kuschliger. Die Shout Out Louds feierten Premiere: Denn die Stockholmer spielten erstmals ihr Debüt-Album „Howl Howl Gaff Gaff“ komplett und chronologisch von Song eins bis elf. Der schmusige Indie-Rock lud viele ein, sich entspannt zum ruhigen Takt zu bewegen. Den weiche Gesang ergänzte gelegentlich die Keyboarderin Jenny Abrahamson, welche für den erkrankten Bebban eingesprungen war. Die Shout Out Louds sind zwar nie so richtig laut, aber ließen das Zelt mit Hits wie „Please, Please, please“ oder „The Comeback“ ausgelassen tanzen. Als kleines Dankeschön wurde gegen Ende eine Vinyl-Scheibe des Albums ins Publikum geworfen. Sowohl Band als auch das Publikum hatten sichtlich Spaß.

Nach 18 Jahren war es dann wieder soweit. The Cardigans betraten unter mächtig Beifall endlich wieder hierzulande eine Bühne und nahmen das Publikum mit dem ersten Akkord zurück in die Jahre ihrer Blüte. Zum Opener „Losing A Friend“ bezog anmutig im grünen Anzug, mit übergroßer Schleife und ohne große Gestik Nina Persson hinter ihrem Mikrofon Position. Da war sie, die zarte, gefühlvolle Stimme, die spätestens zum dritten Song „Erase/Rewind“ jeden in ihren Bann gezogen hatte. Bis auf Gitarrist Peter Svensson, der von Oskar Humlebo ersetzt wurde, spielten The Cardigans in Originalbesetzung. Während Humlebo eher stoisch auf der Bühne stand, spielte Bassist Magnus Sveningsson mit ansteckender Freude. Immer wieder nahm er Kontakt zu den Fans auf und warf ein herzliches Lächeln zurück. Im Hintergrund saßen Bengt Lagerberg am Schlagzeug, das kaum von den Scheinwerfern erfasst wurde, sowie Keyboarder Lars-Olaf Johansson, der mit seiner legeren Baseballjacke samt Basecap aus dem feinen Dresscode der restlichen Bandmitglieder herausstach. Das Rampenlicht gehörte aber überwiegend der ausdrucksstarken Sängerin, die nur für die gelegentlichen instrumentalen Soli den Fokus verließ. Es ist fasszierend, welche Klarheit ihre Stimme immer noch hat, mit der sie durch die bunt gemischte Setlist führte. „Carnival“, „For What It’s Worth“ oder „Hanging Around“ deckten exemplarisch einige Sternstunden der bisherigen Bandgeschichte ab. Im Publikum schien man die Welt außerhalb des Zeltes zu vergessen. Glücklich sowie textsicher sangen viele mit oder tanzten auch auf dem kleinesten Platz. Doch mit den ersten Tönen von „Lovefool“ sprang das Stimmungsbarometer in eine andere Sphäre, was bis zum finalen Hit „My Favorite Game“ auch nicht mehr abebbte.

The Cardigans sind zurück und haben nichts von ihrem Charme verloren. Für die Fans war es eine nostalgische Reise, als hätten die Schweden nie eine Pause eingelegt. Die zeitlose Musik und die unverwechselbare Stimme erinnerten daran, warum die Band einst zu den Großen gehörte. Dieses Comeback zeigt, dass echte Musik über die Jahre hinweg ihre Magie behält.

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf