Visions of Atlantis und Blackbriar ein starkes Team im Colo-Saal

Visions of Atlantis und Blackbriar ein starkes Team im Colo-Saal

Was war das für ein Piraten-Spektakel. Ein Abend mit einem gnadenlosen Piraten, der Gäste zum Rudern verdonnert und einer wunderschönen Piratenkönigin, die von Raub, Mord und wilden Seeschlachten singt. Ebenfalls dabei, eine Truppe Holländer, die im Kielwasser der Piraten segeln, um unser Lande unsicher zu machen. Wer jetzt mit fragendem Gesicht vor dem Monitor sitzt, der war am 06.07.2024 offenbar nicht im Colo-Saal Aschaffenburg.

Aschaffenburg? Richtig gelesen. Ich bin durch Zufall auf einen Club jenseits der Grenzsteine aufmerksam geworden und habe mich aus dem „Ländle“ rüber zu den Franken gewagt. Dort stand für mich und mehrere Hundert andere glückliche Menschen, Symphonic-Metal auf der Speisekarte. Angetreten waren Visions of Atlantis die ihren Auftakt zur Armanda Tour zelebrieren und als Support hatten sie Blackbriar dabei.

Als die sechs (!) Bandmitglieder von Blackbriar die Bühne stürmen, machen sie unmissverständlich klar, dass sie große Ziele haben. Zwei Leadgitarristen, ein Keyboarder, ein Drummer, einen Bassisten und eine Frontfrau mit Feuerrotem Haar, deren Stimme es wirklich in sich hat. Wo so manch andere Vorband schon mal ein Viertel Stündchen spielen muss, um die Gäste in Stimmung zu bringen, hauen die Holländer alle Anwesenden direkt mit dem ersten Lied aus den Latschen. Während ich die ersten drei Lieder noch mit schlechter Ausleuchtung zu kämpfen habe, erwische ich mich selbst dabei, wie ich mich mehr tänzelnd als laufend im Graben bewege. Wenn nach 45 Minuten der Support die Bühne verlässt, ist das nicht unüblich. Dass aber das Publikum eine Zugabe fordert und damit in Kauf nimmt, noch länger auf die Hauptband zu warten, sieht man allerdings nicht so häufig. Natürlich lassen sich Blackbriar nicht lang bitten. Weitere starke 15 Minuten folgen, bevor die Gäste der Band den Feierabend gönnen. Die Setlist packe ich Euch unter den Bericht dazu.

Nach dieser Ansage bin ich bereits fix und fertig und suche etwas Frischluft vor der Tür, während die Crew das Bühnen-Setup umbaut. Als ich nach ca. 15 Minuten wieder den Club betrete, hat sich die Stage in ein Segelschiff verwandelt. Freier Ausblick auf Achtern. Nicht schlecht mit wie viel Liebe zum Detail auf eher kleinem Raum hier gearbeitet wurde. Nicht mehr lang und es sollte losgehen.

Als das Licht gedämpft wurde, folgte allerdings erst einmal ein Creepy-Moment. Was da aus den Boxen kam, war kein Metall, kein Visions of Atlantis. Seltsamer Krach (der wohl Rap oder Hiphop oder ähnliches war), erfüllt den Raum. Jeder schaut sich verwundert an. Nur der offizielle VoA-Fanclub, der ebenfalls angereist war, feierte in der ersten Reihe. Auf diese Stimmungsvollbremsung hin, betreten doch noch richtige Musiker die Bühne. Glücklicherweise waren wir also nicht im falschen Konzert gelandet.

Eine hohe, fein modulierte Frauenstimme singt aus den Halbdunkel in die gefolterten Gehörgänge. Fieberhaft versuche ich mit dem Teleobjektiv die dazugehörige Dame zu fokussieren. Verdammter Nebel aber auch! Doch da! Der Fokus rastet ein. Die Silhouette eines Hutes mit Feder. Langsam verzieht sich der Nebel und man sieht, wer da singt: Clémentine Delauney. Diese Französin hat nicht nur eine Wahnsinns Stimme, sie ist auch eine echte Schönheit. Die Band besteht aber nicht nur aus der Frontfrau. An ihrer Seite steht einen weiteren Sänger, der Italiener Michele Guaitoli. Während sich in mir ein Hauch von Eifersucht breit macht, dass er da oben mit ihr stehen darf, muss ich ihm leider zugestehen, dass er seinen Job super macht. Die beiden arbeiten sich gegenseitig gut zu und harmonieren stimmlich perfekt.

Generell ist bei Visions of Atlantis viel los auf der Bühne. Egal ob Gitarrist Christian Douscha oder Bassist Herbert Glos. Jeder interagiert mit jedem. Nur der Schlagzeuger Thomas Caser hockt an einer Stelle? (Spaß, der gute Mann hat sich die Seele aus dem Leib geknüppelt) Es wird dem Gitarristen, vom Oberpirat, fröhlich mit Mord gedroht. Die Piratenkönigin zieht sich zum auch schon mal gerne zum Besäufnis zurück. Und auch das Publikum bleibt nicht verschont.

Seit Ihr schon mal von einem Leadsänger gezwungen worden, Euch auf den Boden zu setzen und gefälligst los zu rudern? Nicht? Ich auch nicht, bis letzten Samstag. Da saß ich da und hab den verdammt Kahn gerudert.

Also die Band ist schon ein Erlebnis. Wer den Sound von Nightwish vermisst, wird hier fündig. Auch wenn er sich dann besser mit dem Piratenthema anfreunden sollte. Das Beste? Die sind noch lange nicht fertig mit Deutschland. Denn im Rhein-Main waren sie noch gar nicht. Am 29.09.2024 kommen sie nach Frankfurt ins Das Bett und dreimal dürft Ihr raten wer auch dort antritt, um den Kahn zu rudern.

Blackbriar Setlist:
Crimson Faces
I’d Rather Burn
Far Distant Land
The Séance
Forever and a Day
Arms of the Ocean
Selkie
Deadly Diminuendo
Lilith Be Gone
Cicada
Until Eternity

Visions of Atlantis Setlist:
To Those Who Choose to Fight
The Land of the Free
Mercy
Monsters
Clocks
Heroes of the Dawn
Legion of the Seas
Tonight I’m Alive
Magic of the Night
Hellfire
Underwater
Pirates will Return
Melancholy Angel
Master the Hurricane
Armanda

Tourdaten:

06.07.2024 DE – Aschaffenburg, Colos-Saal
19.09.2024 AT – Vienna, Szene
20.09.2024 HU – Budapest, Barba Negra
24.09.2024 Warsaw, PL, Proxima
25.09.2024 DE – Berlin, Frannz
26.09.2024 DE – Hamburg, Markthalle
27.09.2024 DE – Leipzig, Hellraiser
28.09.2024 DE – Essen, Turock
29.09.2024 DE – Frankfurt, Das Bett
01.10.2024 NL – Haarlem, Patronaat
02.10.2024 NL – Tilburg, O13
03.10.2024 BE – Kortrijk, DVG Club
04.10.2024 UK – London, The Dome
05.10.2024 UK – Manchester, Rebellion
07.10.2024 UK Bristol, Exchange
09.10.2024 FR – Lyon, La Rayonne
10.10.2024 FR – Toulouse, Metronum
11.10.2024 ES – Barcelona, Sala Bóveda
12.10.2024 ES – Madrid, Sala Revi Live
13.10.2024 PT – Lisbon, RCA Club
14.10.2024 ES – Vitoria, Urban Rock Concept
15.10.2024 FR – Paris, Petit Bain
16.10.2024 DE – Munich, Backstage Halle
17.10.2024 CH – Pratteln, Z7
18.10.2024 CH – Wil, Gare de Lion
19.10.2024 IT – Milan, Legend Club
21.10.2024 DE – Nürnberg, Hirsch
22.10.2024 DE – Cham, LA
23.10.2024 DE – Stuttgart, Im Wizemann
24.10.2024 AT, Wörgl, Komma
25.10.2024 IT – Roncade, New Age
26.10.2024 AT – Graz, PPC

Matthias Meyer

Redakteur und Fotograf