Wiesbaden: Machtdemonstration von Kreator im Schlachthof

Wiesbaden: Machtdemonstration von Kreator im Schlachthof

Was war das für ein gewaltiges Line-Up. Mit den deutschen Thrash-Metallern von Kreator und dem amerikanisch-brasilianischen Pendant von Sepultura traten am 17.02.2017 im restlos ausverkauften Schlachthof Wiesbaden zwei Ikonen des Genres auf, bei denen es für gewöhnlich brutal was auf die Ohren gibt. Als Support-Acts waren die schwedischen Death Metaller von Soilwork sowie Aborted aus Belgien mit von der Partie.

Bevor die Thrasher aus Essen die Bühne stürmten, wurden die Fans mit Liedern von Judas Priest, Metallica und Iron Maiden eingestimmt. Bei „Run To The Hills“ erreichte die Stimmung den ersten Höhepunkt, was – ohne zu viel vorweg zu nehmen – einiges über die Bands zuvor erahnen lässt. Doch dann kam der mächtige Auftritt der „Gods of Violence“. Im Licht von zwei großen Feuerschalen und unter frenetischem Jubel der Fans eröffneten Kreator zu den Klängen von „Choir Of The Damned“ standardmäßig ihren imposanten Auftritt. Im weiteren Verlauf der neuen Bühnenshow gab allerlei Spielereien zu sehen: Videowände, Lauframpen, massive Flammenwerfer sowie reichlich Nebel, sogar Konfettiregen, Riesenluftschlagen und eine CO2-Kanone. Jedoch nicht nur sie Show veranschaulichte an diesem Abend, wer der Chef im Hause war, auch die Bühnenpräsenz der Bandmitglieder selbst machte klar, wegen wem das Publikum in den Schlachthof geströmt war.  Milles unermüdliche Stimme kommt gewohnt rau-kräftig. Gekonnt schreit sich der Frontmann durch die Lieder und erteilt zwischendurch fleißig Mosh-Befehle. Mit Sami haben die Deutschen auch einen Finnen, der sich regelmäßig mit guten Soli in den Vordergrund spielen konnte. Der Auftritt von Kreator wurden gnadenlos abgefeiert und nun es gab endlich jede Menge Bewegung im Saal. Die neuen Songs dominieren die Setlist, jedoch kommen selbstverständlich die altbekannten Hymnen der Herrschaften nicht zu kurz, um auch die langjährigen Fans bei Laune zu halten. Die Zugaben sind eher was für die Oldschool-Fans. Nach über 90 Minuten haben Kreator eindrücklich bewiesen, dass sie auch nach über 30 Jahren noch immer auf dem Thrash-Thron sitzen. 

Zuvor warteten viele gespannt auf den vermeintlichen Co-Headliner, der auch über 30 Jahre Erfahrung mit auf die Bühne brachte – jedoch nur in Form von Bassist Xisto Pinto Jr., dem einzig verbliebene Gründungsmitglied. Nach kurzem Intro legten Sepultura direkt mit einem Track von  „Machine Messiah“ gewohnt brachial los. Auch in dieser Setlist lag der Fokus vorwiegend auf Liedern aus der neuen Scheibe. Trotz hartem Sound und einem hervorragendem Schlagzeuger, kam zunächst nicht so recht Stimmung im Publikum auf. Das lag meiner Meinung nach vor allem an der stellenweise lustlos wirkenden Bühnenpräsenz des Frontmannes, der öfter für kurze Zeit von der Bühne verschwand, aber es während seiner Anwesenheit auch nicht schaffte, mit den Fans in Verbindung zu treten. Derrick und seine Mannen gaben sich zweifelsohne Mühe, trotzdem kommt der Auftritt eher additiv, routiniert rüber. Erst gegen Ende stieg das Stimmungsbarometer, als Hits wie „Arise“ oder der Band-Hit „Roots Bloody Roots“ die Halle erbeben ließen.

Mit Soilwork und Aborted standen zwei keineswegs unbekannte Supports auf dem Spielplan. Showtechnisch beschränkten sich beide Bands auf viel Nebel mit wenig Licht, das stellenweise nur „epileptisch“ aufblitzte. Im Vorfeld des Konzertabends war Aborted immer wieder im Gespräch. So war es auch nicht verwunderlich, dass schon gleich zu Beginn der Schlachthof Wiesbaden nahezu gefüllt war. Rein genretechnisch waren die Belgier die härteste Band des Abends und zeigten einen gelungenen Einstieg. Soilwork gingen als zweite Band an den Start. Während der Frontmann die harten Songs schmetterte, präsentierten sich beiden Gitarristen in ausgelassener Spiellaune. Die Schweden machten einen soliden Job, kamen aber nicht ganz an die Stimmung der Vorgänger heran.


Setlist Kreator:  Hordes of Chaos / Phobia / Satan Is Real / Gods of Violence / People of the Lie / Total Death / Phantom Antichrist / Fallen Brother / Army of Storms / Enemy of God / From Flood into Fire / World War Now / Hail to the Hordes / Extreme Aggression / Civilization Collapse // Violent Revolution / Flag of Hate / Under the Guillotine / Pleasure to Kill / Death Becomes My Light 

Setlist Sepultura: I Am the Enemy / Phantom Self / Choke / Desperate Cry / Alethea / Sworn OathInner Self / Resistant Parasites / Refuse-Resist / Arise / Ratamahatta / Roots Bloody Roots 

Setlist Soilwork: The Ride Majestic / Nerve / Rise Above the Sentiment / Bastard Chain / The Living Infinite I / The Chainheart Machine / Two Lives Worth of Reckoning / Late for the Kill, Early for the Slaughter / Stabbing the Drama 

Setlist Aborted: Divine Impediment / Cadaverous Banquet / Meticulous Invagination / Hecatomb / Coffin Upon Coffin / Termination Redux / Threading On Vermillion Deception / Bit By Bit

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf