Wiesbaden: Powerwolf sorgen für heiße Wolfsnacht im Schlachthof

Wiesbaden: Powerwolf sorgen für heiße Wolfsnacht im Schlachthof

Es ist die zweite Station der „Wolfsnächte Tour 2018“. Nachdem Powerwolf in Paris ihre Herbst-Tournee gestartet haben, ziehen die Powermetaller am 26.10.2018 weiter in den Schlachthof Wiesbaden. Mit auf dem herbstlichen Streifzug der Wölfe befinden sich Amaranthe und Kissin‘ Dynamite, um im Vorfeld auf die spektakuläre Heavy-Metal-Messe gebührend einzustimmen.

Pünkltich eröffnen Kissin‘ Dynamite den vielversprechenden Konzertabend im ausverkauften Schlachthof. Die Heavy/Glam-Rocker spielen vor einem gut aufgelegten Publikum, das heute anscheinend nur ein Ziel hat, nämlich Feiern und Metal vom ersten bis zum letzten Akkord. So herrscht prächtige Stimmung schon beim Opener. „Gestern der Tour-Auftakt in Paris war schon gut, aber ihr in Wiesbaden setzt dem die Krone auf“, kommentiert Sänger Johannes die Atmosphäre. Das vor kurzem als „Best German Band“ ausgezeichnete Quintett heizt durch sowohl eingängigen Metalsound als auch aufputschender Präsenz ein. Dabei herrscht zu Songs wie „I Will Be King“ Mitsingpflicht. Kurz aber energisch absolvieren Kissin‘ Dynamite ihren Gig und werden mit ordentlich viel Applaus verabschiedet. Amaranthe kommen anschließend mit drei Stimmen auf die Bühne: eine klare Frauenstimme sowie ein klarer Männergesang, die beide von einem growlenden männlichen Part unterstützt werden. Die Band macht zu Beginn einen eher zurückhaltenden Eindruck. Vielleicht ist dieser auch nur der Tatsache geschuldet, dass man mit drei Stimmen eine große Bandbreite abdecken möchte und somit weniger geradlinig wirkt. Der Laune in Wiesbaden tut es auf jeden Fall keinen Abbruch. Die Fans der Band sind voll da und gehen mit. Musikalisch wird dafür auch einiges geboten. Ob mit Synthesizer oder klassisch Metal zeigt sich Amaranthe instrumental ebenso facettenreich, wobei sich die Sängerin, die ihrem knappen Leder-Outfit ein klarer Eye-Catcher abgibt, und die beiden Sänger immer wieder abwechseln oder mal nur als Duett agieren. Die langsamen, melodischen Songs nehmen zeitweise etwas die Stimmung raus. Dies ist aber nur die Ruhe vor dem Sturm, dem brachialen Ansturm der Wölfe.

Begleitet von rhythmischen „Powerwolf„-Chören fällt schließlich der schwarze Vorhang mit dem Band-Logo. Aus den mächtigen Boxen donnern die ersten Töne von „Fire & Forgive“, dem ersten Lied des neuen Albums „The Sacraments Of Sin“. Hinter heißen Flammensäulen, die bis knapp unter die Decke empor ragen, erscheinen die Wölfe. Attila, der Frontmann mit der unverwechselbaren Opernstimme, schmettert seine Stimmgewalt durch den Schlachthof, ob zu den alten Hits wie „Amen & Attack“ oder dem brandaktuellen Material, allen voran die Singleauskopplung „Demons Are A Girl’s Best Friend“. Immer wieder wird die ausgelassen feiernde Menge weiter angefacht. Flammen lodern dekorativ am Bühenrand, werden aus Pistolen gefeuert oder schießen unentwegt aus dem Boden hinauf. Und so mancher – nicht nur aus den ersten Reihen – schickt ein „Stossgebet“ zum Himmel hinauf. Die Greywolf-Brüder rennen über die mehrstöckige Bühne, auf deren Rückwand das übergroße Cover der neuen Scheibe aufgedruckt ist. Der darauf abgebildete Werwolf thront grimmig über dem sich darunter eindrucksvoll abspielenden Geschehen. Zu ihren Soli steigen die beiden Gitarristen Matthew und Charles hoch, wo rechts der Schlagzeuger Roel sitzt und zur Linken Falk hinter seinen Keyboards steht. Letzterer steigt gelegentlich hinab und animiert wild fuchtelnd die Fans. Überhaupt wird bei Powerwolf Fannähe ganz groß geschrieben. Stets scherzt Attila mit dem Publikum, lässt sein Wolfrudel aufheulen oder stimmt gemeinsam in chorale Gesänge ein. Das Publikum geht voll mit und feiert die Band. Beide Seiten geben alles, so dass die brand-heiße „Heavy-Metal-Messe“ heute ihresgleichen sucht. Messdiener sorgen zwischenzeitlich dafür, dass der Schauplatz mit den entsprechenden Utensilien rechtzeitig bestückt ist. Gewohnt setzt man auf düstere, geistliche Symbolik: Weihrauch, Kreuze, Kirchenorgel unterstreichen die mystischen Texte aus dem dunklen Land der Werwölfe. Powerwolf lassen bei ihrem zweiten Konzert ihrer diesjährigen Wolfsnächte-Tour keine Wünsche offen. Die professionell inszenierte Show, die von den hoch motivierten Wölfen zelebriert wird, vereint mit den mitreißenden Powermetal-Songs hinterlassen heute durchweg zufriedene Gesichter. Fazit: So muss ein Konzert sein, „schweinegeil“, um es mit den Worten des charismatischen Sängers zu sagen. „Vielen Dankeschön“, Powerwolf!

Danke an Thomas Fiedler für die Fotos von Kissin‘ Dynamite.

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf