Wiesbaden: Slime und Dritte Wahl sorgen für gepflegten Abriss im Schlachthof

Wiesbaden: Slime und Dritte Wahl sorgen für gepflegten Abriss im Schlachthof

Eine Punkrock-Kombination vom feinsten hat sich die Ehre im Schlachthof Wiesbaden gegeben. Die Urgesteine des Genres in Form von Slime und Dritte Wahl haben am 18.11.2017 für einen gepflegten Abriss in der hessischen Landeshauptstadt gesorgt.

Auf ihrer Tour spielt die Hamburger Band nur drei Konzerte gemeinsam mit den Punkrockern aus Rostock. So ist es nicht verwunderlich, dass die Halle in Wiesbaden schnell und nahezu komplett gefüllt ist. Schon früh strömt das bunt gemischte Publikum aus der Kälte in die geheizten Räumlichkeiten, um sich am Merch-Stand oder den anderen Ständen wir zum Beispiel von Die Partei zu verweilen. Nach etwas Wartezeit beamen dann Dritte Wahl mit „Scotty“ die Menge auf dem Stimmungsbarometer ganz weit nach oben. So dauert es auch nur wenige Sekunden bis der Moshpit seine Fahrt aufnimmt und  bist zum Ende nicht mehr ruhig gestanden hat. Gunnar, der Frontmann an der Gitarre, kommentiert im Vorfeld alle Lieder, auf seine unterhaltsame teils ironische Art. Als er sich verspielt, meinte er nur: „Wer eine Karte kauft, wo 3. Wahl drauf steht, darf nachher nicht sagen, das war aber nicht so gut.“ Die vier sichtlich gut gelaunten Herren präsentieren einen bunten Mix aus sowohl alten Klassikern als auch neuen Songs, wie beispielsweise das 21 Jahren alten Lied „So wie ihr seid“, um direkt danach mit „25 Cent“ aus dem neuen Album „10“ weiter zu machen. Die selbst ernannten „Scorpions des Punkrocks“ beweisen unter anderen mit „Sirenen“, dass sie nicht nur eine „Pop-Band geblieben sind“, sondern auch Balladen drauf haben. Einfach herrlich, wenn eine Band so mit sich so im Reinen ist und sich selbst auf die Schippe nehmen kann. „So schnell wie die 30 Jahre spurlos an uns (der Band) vorbei gegangen sind, so schnell ist der Abend auch wieder zu Ende“, beenden Dritte Wahl ihren rundum gelungen Auftritt mit dem Mitsing-Hit „Fliegen“, der lange noch von vielen Fans gesungen wird, selbst als die Band verschwunden ist und die Bühne den Hamburger Punks überlässt. Ach, dann doch noch nicht. Nachdem nämlich die Gesänge nicht aufgehört haben, gibt es zur allgemeinen Begeisterung noch eine deftige Zugabe.

Nach nahezu zwei Stunden dürfen auch Slime vor die ausgelassen feiernden Fans, um „unsere Lieder“ zu spielen. Und Altpunks knüpfen nahtlos dort an, wo man nur wenige Minuten vorher aufgehört hat. Die stilprägende Band der 1980er Jahre hat jede Menge auf junge Fans angelockt, von denen sie heute Abend gefeiert werden. Kaum erklingt der erste Ton, schon tanzt man zu „Alle gegen Alle“ an mehreren Stellen in der Halle Pogo oder lässt sich bei „Störtebecker“ schnell mal auf Händen nach vorne tragen. In den kleinen Pausen Pausen zwischen den Liedern ertönen  stellenweise antifaschistische Sprechchöre. Plötzlich preschen aus den Boxen die Klänge von AC/DCs „Highway To Hell“, die zu Ehren des am Morgen verstorbenen Malcolm Young mit Anerkennung gewürdigt werden. „Schöne neue Welt“ versetzt den Schlachthof wieder in mächtig Bewegung. Die unermüdlichen Fans feiern friedlich die direkten, ungeschönte Lieder der legendären Punkband. Nach „Der siebte Kontinent“ geht es zum ruhigeren, zum akustischen Teil über, der von vielen textsicher begleitet wird. Doch die Ruhe währt nur zwei Liedern, nämlich „Zu kalt“ und „Gewalt“. Dann wird wieder Fahrt aufgenommen und mit „Hier und Jetzt“ abgerockt. Die inhaltliche direkte Marschrichtung von Slime ist bekannt und kommt bei dem Publikum gut an. Obwohl sich inzwischen schon die manche Reihen lichten, tobt die Menge zu „Brandstifter“ oder „Ich war dabei“. Das Potpourri mit alten Klassikern und Liedern aus dem aktuellen Album führen Slime in ihrer Zugabe weiter, so dass am Ende alle zufrieden nach Hause gehen können.

Im Schlachthof haben definitiv zwei Headliner gespielt. Dritte Wahl und Slime sind Routiniers, die beide auf ihre unterschiedliche Art für großartige Stimmung in Wiesbaden gesorgt haben.

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf