„Wir haben Rückenwind“ – Madsen auf Lichtjahre-Tour

„Wir haben Rückenwind“ – Madsen auf Lichtjahre-Tour
Photo: Dennis Dirksen

Einiges los im Hause Madsen: Nicht nur, dass die Show in Köln aufgrund der großen Nachfrage von der Live Music Hall ins Palladium verlegt wurde, jetzt sind auch die Konzerte in Leipzig, Hamburg und Hannover ausverkauft. Doch nun die wahre Kirsche auf dem Lichtjahre-Tour-Eisbecher: Endlich sind die Supports bekannt gegeben worden.

Auf ihrer Reise bis zum 01.12.2018 in den Schlachthof Wiesbaden werden Grillmaster Flash & The Jungs dabei sein. Ab 07.12.2018 in der Garage Saarbrücken sind dann Rogers an Bord, um den Massen einzuheizen.

Support-Acts: GRILLMASTER FLASH & THE JUNGS*, ROGERS**

  • 16.11.2018 Hannover – Capitol * ausverkauft
  • 17.11.2018 Köln – Palladium * verlegt aus der Live Music Hall
  • 23.11.2018 München – Tonhalle *
  • 24.11.2018 Stuttgart – Theaterhaus *
  • 30.11.2018 Leipzig – Werk 2 * ausverkauft
  • 01.12.2018 Wiesbaden – Schlachthof *
  • 07.12.2018 Saarbrücken – Garage **
  • 08.12.2018 Bremen – Pier 2 **
  • 14.12.2018 Berlin – Columbiahalle **
  • 15.12.2018 Hamburg – Mehr! Theater ** ausverkauft
  • 21.12.2018 Lingen – Emslandarena *

Zum Lesen dieser Pressemitteilung empfehlen wir, die Single „Rückenwind“ von Madsen laut aufzudrehen. Nicht nur, weil einem dieses Gitarrenriff eine dermaßen wuchtige Schelle verpasst, dass man blitzartig hellwach und aufmerksam ist, sondern auch weil Sebastian Madsen hier verkündet, was im November endlich wieder ansteht:

„Wir haben Rückenwind, wir können überall hin, ich habe die Karre vollgetankt und warte eigentlich nur auf dich!“

Soll heißen: Madsen erweitern im Herbst die Tour zu ihrem neuen Album „Lichtjahre“, die im Frühjahr 2018 mit drei Clubshows in Berlin, Bochum und Hamburg ein gefeiertes Vorspiel fand. Schon bei diesen Shows hat man – ebenso wie beim Hören des starken, erstaunlich rockigen Albums – wieder gemerkt, was man an dieser Band aus dem Wendland hat. Während weichgespülte deutschsprachige Musik die Radiowellen zuklebt, haben Madsen niemals ihre Liebe zur Hochzeit des Alternative Rock verleugnet – und zugleich Melodien und Refrains rausgehauen, bei denen man „Hit! Hit! Hit!“ schreien möchte. Genau diese Mischung aus wohl dosierter Härte, starken Texte und der Liebe zu Melodie ist in der deutschen Bandlandschaft relativ selten. Man nehme zum
Beispiel einen Song wie „Sommerferien“. Zu dem kann man zugleich Pogen, Euphorie besoffen die Armen in die Luft reißen und am Ende gar für ein paar Sekunden das Feuerzeug zücken.

Es gibt Bandgeschichten, die so zuckersüß sind und schön, dass man sie am liebsten umarmen und zum Eis einladen möchte. Die Geschichte der Band Madsen ist eine eben dieser wunderbaren Geschichten, wie sie sich wirklich kaum besser ausdenken lässt: Da sind die drei Brüder Johannes (Gitarre), Sebastian (Gesang, Gitarre, Texte) und Sascha (Schlagzeug), die praktischerweise alle mit Nachnamen Madsen heißen – und zack ist die erste große Hürde jeder neu gegründeten Band aufs Eleganteste genommen! Denn Nicht-Bruder Gründungsmitglied Niko Maurer (Bass) wird im Bandnamenfindungsprozess schnell eingesehen haben, dass „Maurer“ bei einer Abstimmung wenig Chancen haben dürfte.

Also: Madsen. Klingt nordisch, sympathisch, kann man überall auf der Welt aussprechen. Besser geht es kaum. Nicht nur der Name bringt der Band von Anfang an Glück, sondern auch ihre Herkunft stellt sich als absoluter Segen heraus: Das Wendland! Nord-östliches Niedersachsen und Königin aller Provinzen. Nirgendwo in Deutschland fährt man so lange in egal welche Richtung, bis man auf eine Autobahn stößt. Nichts ist so wenig Berlin wie das Wendland. Kindheit und Jugend hier zu verbringen, ist die ideale Voraussetzung für den Band bestimmenden Zusammenhalt, aber eben auch der beste Nährboden für all die Geschichten von Zwischenmenschlichkeiten, Abenteuerlust und Sehnsucht, die Sebastian später bilderreich in den Madsen Texten verarbeiten und verewigen wird.

Madsen gelingt (natürlich) gleich ein Traumstart: 2004 kurz nach der Gründung schickt die Band ein Demo an die Plattenfirma Universal Music und bekommt (klar) sofort einen Vertrag. Das 2005 veröffentlichte Debütalbum „Madsen“ sowie die Singles „Perfektion“ und „Vielleicht“ werden große Erfolge. Publikum, Presse und Musikfernsehen (R.I.P.) feiern die Band um die Wette ab. Zu Recht: mit ihrem beispiellosen Mix aus verzerrten Gitarren, hymnischen Melodien und griffigen deutschen Texten ohne jede Peinlichkeit positionieren Madsen sich von Anfang an in einer eigenen Sparte, in der es nur Madsen gibt und in der Madsen einfach alles darf. Die Folgealben „Goodbye Logik“ (2006), „Frieden im Krieg“ (2008), „Labyrinth“ (2010), „Wo es beginnt“ (2012) und „Kompass“ (2015) werden alle zu Top 10 Erfolgen und beherbergen Ausflüge in diverse musikalische und textliche Himmelsrichtungen, die in der Gesamtheit einen immer konkreter werdenden, eigenen Madsen Sound entstehen lassen. Lieder wie „Nachtbaden“, „Du schreibst Geschichte“ und „Lass die Musik an“ werden kollektive Ohrwürmer und laufen im Land rauf und runter. Auch Live hat sich dieser Sound über die Jahre immer weiter entwickelt – Lisa Nicklisch (Keyboards, Gesang) und Martin „Mücke“ Krüssel (Gitarre) stoßen dazu und schaffen so noch mehr Raum zur Entfaltung im Live-Set.

Von Tour zu Tour werden die Konzertsäle größer und die Festivalslots besser – überhaupt spürt man den Madsen Erfolg am meisten auf einem Festival, bei dem Tausende Menschen jedes Alters und Geschlechts die gesamte Madsen Setlist lauthals mitsingen und selbst eher Unbeteiligte immer wieder feststellen „Ach, das ist von denen?!“ MADSEN hatte nie den einen großen nervigen Hit, den jeder kennt und der den Rest ihres Schaffens überschattet. Die Summe aus einer Vielzahl starker Lieder, alle mit der Zeit gewachsen und verbreitet im ganzen Land bis in den hintersten Winkel – das zeichnet den Erfolg von Madsen aus. Und dabei ist Madsen sich und seinem Sound immer treu geblieben: unverkrampfte Rockmusik mit Einschlägen aus Metal und Punk – kaum eine Band in der Größe klingt noch so selbstbewusst nach sich selbst wie Madsen. Klar, das ist nicht die Neuerfindung des Rades und Rockmusik ist grad soweit weg vom Zeitgeist wie wohl schon lange nicht mehr, aber Madsen zieht das Ding unbekümmert durch – wer braucht schon den Zeitgeist, wenn man Gitarre, Bass und Schlagzeug hat?!

Im vierzehnten Jahr seit Bandgründung meldet sich die Familienreisegruppe Madsen 2018 mit dem siebten Studioalbum „Lichtjahre“ aus einer längeren Ruhephase zurück. Mit viel Zeit, mit viel Liebe zum Detail sind sie diese Platte angegangen. Anfangs wurde erst mal alles zugelassen und jede noch so absurde Idee hat ihren Platz zur Entfaltung bekommen, im späteren Prozess kam dafür alles umso genauer wieder und wieder auf den Prüfstand. Und so ist das von der Stimmung her wohl homogenste Madsen Album seit langem entstanden.

„Mein erstes Lied“ oder „Ich tanze mit mir allein“ mögen zwar vom Sound herausstechen, lösen sich aber nicht von der grundsätzlichen „Lichtjahre“ Stimmung. Von vorne bis hinten weiß das Album wo es hin will. Verspielte Momente: Ja. Aber Verzettelung: Fehlanzeige. Diese Gründlichkeit hat sich gelohnt, bei Musik und Texten gleichermaßen. Mit Liedern wie „Rückenwind“ und „Sommerferien“ sind zudem gleich zwei Madsen Classics dabei – räumliches und zeitliches Fernweh gepaart mit dem freundschaftlichen Tritt in den Hintern zum Aufraffen, wie man es kennt und liebt. Die Selbstverständlichkeit mit der die meisten von uns sich heutzutage im sozialen Genetzwerke verheddern und dabei Gefahr laufen, den wirklichen Moment aus dem Auge zu verlieren wird in „Keiner“ mit dieser Leichtigkeit und ohne unangenehmes Belehren auf den Punkt gebracht, wie es wirklich nur Madsen hinbekommt.

„Alle wollen die Welt verändern, aber keiner sich selbst“ stellte einst der Schriftsteller Leo Tolstoi für sich und die Nachwelt fest. Auf „Lichtjahre“ treten Madsen, den Gegenbeweis an. Es wird sich nicht in den Schwächen oder Haltungen anderer verbissen, der Fehler bei anderen gesucht, wie es zur Zeit weit verbreitet aber eben wenig hilfreich ist, Madsen sagen viel mehr dem eigenen inneren Schweinehund den Kampf an. In Liedern wie „Wenn es einfach passiert“, „Athlet“ oder „Kapitän“ werden ohne Scheu die eigenen Ängste und Zweifel thematisiert. Damit sich was bewegt muss man den ersten Schritt immer noch selber machen und Madsen möchten mit dieser Haltung anstecken. „Lichtjahre“ ist ein Album, das Mut macht. Allen anderen, aber in erster Linie sich selbst. Musikalisch nimmt „Lichtjahre“ jeden an die Hand und gibt alles zur richtigen Zeit in der richtigen Dosis: Meistens laut und energisch, hier und da leise aber immer mit wunderbaren Melodien und Chören, die sich besser anfühlen als so manche Umarmung.

Text: FKP Scorpio und Hirsch von der Band Montreal

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf